Kapitel 57

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Wir setzten uns zu unseren Freunden an den Biertisch, sodass er jetzt gefüllt von uns wurde.

Die anderen hatte schon bestellt, zumindest Bier. Hunger hatte sowieso keiner, aber Bier auf der Wiesn war Pflicht. Allerdings hatten sie mir auch eine eigene Maß bestellt, was mir deutlich zu viel war. Ich würde ewig brauchen, um den ganzen Liter Bier runter zu kippen. Außerdem wollte ich das auch gar nicht. Man wurde ja schon schnell betrunken hier und darauf hatte ich wenig Lust.

Dennoch nahm jeder seinen Bierkrug in die Hand, nachdem es gekommen war, und wir stießen an.

Es folgten eine Menge von unnützen Gesprächen und eindeutig zu viele Schlucke des Biers. Mason bestellte sogar schon nach, während ich noch nicht mal die Hälfte getrunken hatte.

Irgendwann beschlossen wir zu gehen, doch ich hatte immer noch Bier über. Alle anderen hatten ihres schon ausgetrunken, weswegen auch eine ausgelassene Stimmung herrschte. Stehen lassen wollte ich es nicht, da es ja doch eher teuer war. Deswegen zupfte ich David kurzerhand am Ärmel seines Hemdes, woraufhin er sich mit fragendem Blick zu mir um drehte. Wir waren schon aufgestanden und wollten eigentlich gehen.

"Willst du das austrinken?" fragte ich ihn, ich bat ihn fast schon.

Er zuckte mit den Schultern, lächelte leicht und griff dann zu dem Krug. Für mich vollkommend unverständlich kippte er den immer noch bis zur Hälfte gefüllten Krug in einem Zug hinunter. Okay, es gab ja welche die den ganzen Liter auf ex tranken, aber ich war davon um Welten entfernt.

David stellte den leeren Krug wieder ab und wir gingen. Bezahlt hatten wir schon.

Eigentlich wollten wir jetzt gleich ganz nach Hause gehen, da es bereits dämmerte, doch Mason machte uns einen Strich durch die Rechnung.

"Ich bin ja erst vor kurzem hier her gezogen und bin auch das erste Mal hier. Deswegen wollte ich nochmal mit dem Riesenrad fahren, kommt ihr mit?" fragte er und grinste schief. Er war eindeutig schon angetrunken, aber er schien gut damit zurecht zu kommen.

Da keiner etwas dagegen hatte, stellten wir uns in dir ewige Schlange. Da ich nicht so lange stehen wollte, lehnte ich mich leicht an David. Doch der schien den Alkohol nicht so gut zu vertragen wie Mason und ich merkte, wie er aufgrund meines Gewichtes zu schwanken begann. Also ließ ich es lieber sein und stellte mich alleine aufrecht hin.

"Sorry." nuschelte David leise in meine Richtung, sodass es die anderen gar nicht mitbekamen. Ich nickte jedoch nur verstehend und wartete dann darauf, dass sich die Warteschlange verkürzte.

Das tat sie. Zwar elendig langsam aber irgendwann kamen wir dann doch dran. Wir bezahlten unsere Tickets und warteten dann auf eine der Gondeln.

Als diese kam stiegen wir schnell ein. So schnell, dass David es nicht mal mitbekam. Oder besser gesagt half sein (vergleichsweise doch eher kleiner) Alkoholpegel nicht dabei sich vor die anderen paar Leute zu schieben, die sich mit uns in die Gondel begaben.

Und dann war es zu spät und auch voll in der Gondel.

Ehe wir losfuhren erkannte ich aber noch, wie David sich umdrehte. Zu einer Person, die ich nur als Anabell - die halbe Schlampe aus meiner Klasse - identifizieren konnte.

Noch dachte ich mir nichts dabei, sondern genoss die Aussicht dir sich uns bot, als wir immer höher und rund um das riesige Rad fuhren.

Mason war begeistert, zwar mehr von der Aussicht, als von der fehlenden Action des Fahrens, aber ich musste zugeben dass man wirklich viel sah. Die ganzen Lichter der Fahrgeschäfte leuchteten hell in der Dämmerung und man konnte auch noch die Bavaria erkennen. Nicht erkennen konnte man aber Gott sei Dank nicht erkennen konnte, waren die ganzen Besoffenen, die normalerweise ihren gesamten Mageninhalt auf der großen hügeligen Wiese entleerten, die um die große Statue der Bavaria war. Ich fand das immer richtig anwidernd, aber was sollte man machen.

Wirklich viel wurde in unserer Gondel nicht geredet und so war die langsame Fahrt doch ganz schön lang, zumindest dafür, dass ich das alles schon kannte. Ein Erlebnis war es trotzdem.

Wir waren noch nicht angekommen, aber schon lang wieder um den höchsten Punkt herum. Ich saß so herum, dass ich in Fahrtrichtung schaute und drehte mich nun so herum, dass ich gegen die Fahrtrichtung sah. Die anderen drehten ihre Köpfe noch in alle anderen Richtungen.

Ich konnte die etwas entfernte Gondel hinter uns erkennen, in der wohl David war.

Ich kniff die Augen zusammen um ihn zu erkennen.

Kurz darauf riss ich sie wieder auf.

Nein!

Ich musste mich doch wohl versehen haben!

War das sein Ernst!?

Das durfte nicht wahr sein!

Aber es war eindeutig David, der mit dem Gesicht zu mir dasaß.

Nur war sein Gesicht verdeckt. Und zwar mit dem von Anabell. Diese kleine Bitch saß auf seinem Schoss und es war mehr als eindeutig, dass da gerade ein Kuss vor sich ging.

Ich musste jetzt schon einige Male blinzeln, um Tränen zu verhindern, dir aus mit heraus wollten.

Hatte er mir nicht noch vor einer guten Stunde gesagt, dass ich ihm nicht verloren gehen durfte? Hatten wir uns nicht kurz davor noch leidenschaftlich geküsst?

Ich war mir sicher, dass wir das hatten.

Und ich wusste auch, dass David nicht ganz nüchtern war. Aber er musste ja wohl noch wissen, was er vorher mit mir angestellt hatte und das es definitiv falsch war jetzt einfach so eine andere zu küssen.

Dafür gab es keine Entschuldigung.

Selbst wenn er eine hatte (es gäbe keine einzige, die mich das vergessen und verzeihen lassen könnte), würde ich ihn nicht zu Wort kommen lassen.

Es war seine Schuld. Vielleicht hatte er nicht angefangen, aber er war dennoch Teil davon.

Obwohl wir nicht zusammen waren fühlte ich mich verdammt betrogen.

My Best Friends BrotherWhere stories live. Discover now