My Best Friends Brother

Kapitel 47

Der nächste Morgen und Schultag verlief eher ruhig. Und das hatte gleich zwei Gründe.

Der erste war, dass ich im Unterricht fast einschlief, wegen dem langweiligen Gebrabbel der Lehrer. Richtig zuhören tat ich auch nicht. Das lag vor allem daran, dass ich letzte Nacht echt schlecht geschlafen hatte. Den Grund brauchte ich wohl kaum zu erwähnen. Das schlimmste daran war, dass ich nicht so schlecht und wenig geschlafen hatte, weil mich der Kuss angeekelt hatte, sondern weil ich immer wenn ich die Augen schloss wieder Davids Gesicht vor mir sah und seine vollen Lippen auf meinen spürte. Das war einfach unerträglich diesen unglaublichen Kuss ständig wiedererleben zu müssen, gerade weil ich ihn begonnen hatte und es mir mehr als Gefallen hatte. Außerdem musste ich immer noch ständig über das warum von alldem grübeln. Deswegen war ich müde und konnte im Unterricht nicht aufpassen.

Und der zweite Grund war, dass David und ich uns aus dem Weg gingen und ich mal keine Gemeinheiten von ihm ab bekam. Dabei war ich mir gar nicht so sicher wer wem aus dem Weg ging. Fakt war, dass wir uns kaum eines Blickes würdigten, na ja, bis auf das eine Mal, als ich ihn kurz unbemerkt von der Seite anstarren musste. Jetzt wusste ich zumindest, dass er immer noch so gut aussah wie normalerweise. Das ärgerte mich schon etwas, da ich eindeutig Augenringe hatte und ihn das Ganze völlig kalt zu lassen schien. Dabei sollte ich genau das wollen! Aber nein, ich musste ja mal wieder meinen Verstand ausschalten und während des Unterrichts im Stillen hoffen, dass es ihm wenigstens irgendwas bedeutete. Selbst wenn er jetzt noch mehr Hass auf mich zeigen würde, wäre es mir lieber, als dass er mich so sehr ignorierte und überhaupt keine Emotionen zeigte. Dabei tat ich genau dasselbe.

Nachdem es zur letzten Stunde geklingelt hatte - was ich natürlich als letzte mit bekommen hatte, da mich all diese Gedanken plagten -  war ich nach Hause gegangen und war gerade dabei gedankenverloren etwas zu Essen.

Wenn ich später mal Kinder bekommen würde, dann auf jeden Fall mindestens zwei, als Einzelkind war es nämlich wirklich langweilig, vor allem, weil meine Eltern nur selten schon tagsüber daheim waren.

Ich wusste jetzt schon, dass mir ein langweiliger Nachmittag bevorstehen würde. Wenn ich Claire anrufen würde, um sie zu fragen, ob sie sich mit mir traf, würde diese May anrufen, damit wir was zu dritt machen konnten. Ich hatte nichts gegen May, natürlich nicht, aber es wäre mir doch lieber noch wenigstens ein Tag von ihr Abstand zu nehmen, um mich von dem Kuss zu erholen. Wenn sie davon erfahren würde, wäre entweder ich einen Kopf kürzer, David einen Kopf kürzer oder aber, sie würde versuchen uns zu verkuppeln. Ich wusste nicht genau, ob sie gegen eine Beziehung zwischen David und mir wäre, oder ob sie nicht doch schon lange versuchte uns zu Freunden, oder eben mehr zu machen. Aber für mich stand keine Beziehung infrage und ich würde darauf wetten, David würde vor Lachen am Boden liegen, würde jemand ihn auf sowas ansprechen. Außerdem könnte ich nichts dagegen tun, falls wir uns wieder mal bei May trafen. Und dann wäre ich David automatisch ausgeliefert.

Aber ich könnte Claire trotzdem anrufen und nach Mason fragen. Das wäre eine gute Idee!

Nachdem ich das benutzte Geschirr weggeräumt hatte, griff ich zum Telefon und lief damit hoch in mein Zimmer.

Sobald ich Claires Nummer gewählt hatte und auf den grünen Knopf gedrückt hatte, ertönte Claires atemlose Stimme durch die Hörer. Sie musste direkt neben dem Telefon gesessen sein, sonst hätte sie es niemals geschafft noch gleichzeitig mit dem ersten Tuten abzunehmen.

"Hallo?" fragte sie und ich lachte leise.

"Alles okay bei dir, Claire?"

"Ach du bist es." Irrte ich mich oder klang sie tatsächlich enttäuscht?

"Ja, ich freue mich auch, dass wir miteinander telefonieren." sagte ich in sarkastischem Ton. "Nein, auf wen wartest du denn?" hakte ich nach. Ich war ihr natürlich nicht sauer, dass sie sich nicht wirklich über meinen Anruf freute, da ich genau wusste, dass sie einen guten Grund dafür hatte.