Kapitel 50

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Der Freitagvormittag war ziemlich normal abgelaufen, ohne jegliche nennenswerte Vorkommnisse. Gerade saß ich mit meiner Mutter, die ausnahmsweise schon ziemlich früh nach Hause gekommen war, am Esstisch und sah ihr beim Essen zu. Ich selbst hatte schon gegessen und war nur noch hier, um mich ein wenig zu unterhalten.

Gestern hatte mich David noch ein Stück weiter in Richtung zu mir nach Hause getragen, aber auch nicht mehr ganz, was wohl daran lag, dass ich mit der Zeit doch schwer wurde. Das letzte Stück war ich dann alleine gelaufen und hatte mich daheim gleich (nach einem angenehm warmen Bad)  schlaffertig gemacht, da ich wirklich müde war.

"Hast du heute Zeit?" fragte mich meine Mutter, nachdem sie heruntergeschluckt hatte und aß dann wieder weiter.

"Ähm ja, soweit ich weiß schon, warum?" stellte ich die Gegenfrage und sah sie mit gerunzelter Stirn an.

"Ich wollte mir mit deinem Vater heute wieder mal einen richtig schönen Abend zu zweit machen, ich hoffe das ist okay für dich? Wir können demnächst auch gerne mal wieder was als Familie machen, aber du weißt schon, wie haben heute Hochzeitstag..." sagte meine Mum zu mir und grinste am Ende, was wirklich süß aussah.

"Ja, das ist mehr als okay. Aber was hat das damit zu tun, ob ich heute Zeit habe?"

"Ach, du kennst ja unsere junge Nachbarin, die gegenüber wohnt, oder? Auf jeden Fall geht die heute mit ihrem Freund aus und hat mich gefragt ob wir auf die kleine Joy von den beiden aufpassen können." fing sie an mir zu erklären.

Joy war ein kleines, zuckersüßes Mädchen, das mittlerweile glaub ich fast drei Jahre alt war. Ihr Eltern liebten sie, aber sie waren noch ziemlich jung und wollten eben auch noch ihr Leben genießen, weswegen sie öfters schon um unsere Hilfe gebeten hatten. Ich hatte bis jetzt immer Geld für das babysitten bekommen, wobei das aber nicht nötig wäre. Eher passte ich gerne auf die Kleine auf.

"Und du bist nicht da. Also wolltest du mich fragen?" schloss ich aus Mums halber Erklärung. "Ich mach das gerne!" meinte ich dann und lächelte.

Zwei Stunden später hatte ich das wohl süßeste Mädchen der Welt an meiner Hand hängen, weil ich beschlossen hatte mit ihr in den Park zu gehen. Das Wetter war nicht schlecht und das blonde Mädchen mit den stechend hellblauen Augen, liebte es an der frischen Luft zu sein. Es war wirklich erstaunlich, aber ich fand, dass sie besser erzogen war, als die meisten anderen Kinder, deren Eltern aber viel älter und erfahrener waren. Außerdem war ich der Meinung, man hätte ihren Namen nicht besser wählen können. Joy war wirklich ausgelassen und brachte viel Freude mit sich, die sich automatisch auf mich übertrug.

Sie erzählte mir gerade etwas von ihrem Kindergartentag heute, als sie auf einmal ziemlich abrupt aufhörte zu reden und ziemlich ängstlich aussah.

Ich wusste gar nicht, was sie hatte, da ich mich voll und ganz auf sie konzentriert hatte und nicht auf unsere Umgebung, die sowieso größtenteils nur aus Bäumen und Sträuchern bestand.

Joy verkroch sich etwas hinter meinen Beinen, krallte sich leicht daran fest und lugte dann ängstlich ein kleines bisschen seitlich hervor.

Erst dann sah ich weg von ihr und nach vorne.

Ich glaubte es selber kaum, aber vor mir auf dem Boden saß ein junger Mann, den ich als niemand anderen identifizierte als David. Das Schicksal ließ unsere Wege wohl ständig kreuzen, das war ja nichts Neues. Neu war mir aber, dass er Joy liebevoll anlächelte und extra für sie in die Hocke gegangen war. Da sie aber ein schüchternes Mädchen war, dachte sie erstmal gar nicht daran aus ihrem Versteck hervor zu kommen. Deswegen richtet sich David scheinbar auch wieder auf und fuhr sich einmal durch seine Haare.

My Best Friends BrotherWhere stories live. Discover now