Kapitel 67

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Ich legte mich auf mein Bett und kuschelte mich so gut es ging in den Pullover und. Da mir langweilig war, griff ich zu meinen Kopfhörern, schloss an dem einen Ende an mein Handy an und steckte mir die die Stöpsel ins Ohr. Immer wenn ich Musik hörte, konnte ich mich entspannen und so war es auch jetzt. Bald schon dämmerte ich mit geschlossenen Augen vor mich hin und summte leise mit zu den Liedern.

Abendessen hatte es vorher schon gegeben - ich hatte dazu den Pulli von David ausgezogen, da es mir ziemlich peinlich wäre vor der ganzen Klasse damit rumzulaufen, mittlerweile trug ich ihn aber wieder, sollte David doch denken was er wollte, das Teil war richtig bequem von dem Duft ganz zu schweigen. Jedenfalls war ich für den Moment wunschlos glücklich.

Ich bekam überhaupt nicht mit, wie sich das Bett neben mir senkte und meine Musik auf einmal aus ging, da ich eingeschlafen war. Aber nicht so tief und fest, dass ich das fluchen von David nicht mitbekommen würde. Ich saß auf einmal aufrecht in meinem Bett und war ziemlich verwirrt. Wieso fluchte David gerade?

Ich sah mich um und entdeckte erst da David, der auf der Bettkante seines eigenen Betts saß und ein Handy in der Hand hielt. Halt, nicht ein Handy, sondern mein Handy! Wad machte er damit? Und ich wusste immer noch nicht, warum er vor sich hin fluchte und dabei nicht mal zu bemerken schien, dass er mich damit aufgeweckt hatte.

"Wieso muss sie auch einen Code haben?!" Diesmal gab er nicht nur Kraftausdrücke von sich, sodass ich endlich schon ein bisschen mehr wusste. Blieb nur noch die Frage, was er überhaupt an meinem Handy wollte.

Ich versuchte so unauffällig wie möglich aufzustehen und tapste auf David zu. Erst bemerkte er mich nicht, aber auf einmal sah er kurz stirnrunzelnd nach oben, riss dann die Augen auf, formte den Mund zu einem o und machte einen Satz zur Seite.

"Heilige Scheiße, Rose, musst du mich so erschrecken?" fragte er mich und sah mich kritisch aus dem neu entstandenen Sicherheitsabstand an.

"Ja, musste ich." gab ich sichtlich amüsiert zurück. "Bessere Frage, was willst du mit meinem Handy?"

Hätte ich keinen Code, wäre ich nicht so gelassen gewesen, da ich zwar keine richtig privaten Dinge auf dem Handy hatte, er aber auch nicht alle meine SMS oder sowas lesen sollte. Trotzdem wollte ich mein Handy zurück.

"Uhm, hast du da meinen Pulli an? Sieht knuffig aus." Irrte ich mich, oder wollte er hier gerade ablenken? Es fühlte sich gut an, ausnahmsweise mal die Oberhand in der Situation zu haben. Und das würde ich ausnutzen! David hatte es geschafft mich irgendwie offener werden zu lassen, bei Fremden klappte das immer noch nicht so ganz, aber bei ihm selbst hatte ich nicht mehr das Problem schüchtern zu sein. Außer irgendetwas war peinlich, aber das würde ich wohl nie loswerden.

"Lenk nicht ab. Sag mir was du damit machst und gib es mir zurück." Es war eine Mischung aus Bitte und Befehl.

"Nö." erwiderte er grinsend und schien nun auch schon wieder selbstsicherer.

Ich zog die Augenbrauen hoch und ging auf ihn zu.

Ich war ihm jetzt so nah, dass ich beinahe umfiel, als er einen Schritt zurück machte. Damit hatte ich nicht gerechnet und kurz davor hatte ich mich praktisch noch an ihn angelehnt.

"David! Ich darf doch auch nicht einfach dein Handy nehmen, oder?"

Er schüttelte den Kopf.

"Siehst du, ich will das auch nicht!" versuchte ich es ihm zu erklären.

"Ist mir egal ob du das willst oder nicht, Kleine." Er zwinkerte mir zu, sodass ich ihn mit zusammen gekniffenen Augen ansah.

Wieder kam ich auf ihn zu und versuchte mir das Handy zu schnappen, doch er hielt es schnell nach oben, sodass ich keine Chance mehr hatte daran zu kommen, da er soviel größer war.

Ich hüpfte hoch, doch nicht mal das brachte was. Ich wäre ja auf seinen Rücken gesprungen, da das sicher besser helfen würde, aber er stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt und damit schloss sich auch diese Möglichkeit aus.

"Du wirst es nicht mehr bekommen,bevor ich den Code geknackt und das getan habe, was ich vorhabe." flüsterte er grinsend und lehnte sich dabei etwas vor. Wieso tat er das ständig? Wusste er wie verrückt es mich machte, wenn sich unsere Lippen ständig fast berührten. Auch diesmal brachte es mich ziemlich aus dem Konzept, doch ich versuchte es zu ignorieren.

"Ach ja, bist du dir da sicher?" flüsterte ich zurück und war erstaunt aber auch ziemlich erfreut darüber, dass er nicht damit gerechnet zu haben schien.

"Ja bin ich." er klang schon nicht mehr so sicher wie zuvor. Konnte es sein, dass es daran lag, dass er sich soweit vor und runter beugte, dass wir uns schon wieder so nah waren und sich sogar unser Atem miteinander vermischte? Ich sah ihm in die Augen und kämpfte darum nicht zu versinken. Ich konnte mich nur losreißen, als David den Blickkontakt abbrach und auffällig unauffällig zu meinen Lippen hinunter schaute.

Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, das war die Idee! Nicht wirklich originell, aber höchstwahrscheinlich wirksam.

David hielt seine Hand mit dem Handy zwar nicht mehr nach oben, aber würde ich versuchen danach zu greifen, würde er sicherlich schnell genug reagieren.

Dieser unglaubliche (das war sowohl negativ als auch positiv gemeint) Typ vor mir, strich mir kurz über die Wange und schob  mir dann eine Haarsträhne hinters Ohr. Dabei lächelte er mich so süß und ehrlich an, dass ich fast Atemnot bekam und nach Luft schnappte, was ihm natürlich nicht entging.

"Mache ich dich nervös?" fragte er mich, lehnte seine Strin gegen meine und sah mir wieder intensiv in die Augen, sodass ich nur zurück starren konnte.

Ich biss mir auf die Unterlippe. Man, ich musste mich zusammenreißen! Mein Handy sollte zurück in meinen Besitz und es wäre bestimmt lustig ein bisschen mit ihm zu spielen.

Aber ständig brachte er mich von meinem Plan ab. Mit seinen Lippen fuhr er den Wangenknochen meiner ehemals verletzten Wange nach.

Jetzt oder nie.

Ich drehte meinen Kopf ein Stück weit zur Seite, sodass sich unsere Lippen eigentlich schon berührten, nur völlig ohne Druck. Auf einen Kuss wollte ich aber auch nicht hinaus. Also doch, ich wolkte darauf hinaus, hatte aber nicht vor David wirklich zu küssen.

Aus Davids Lippen entwich ein Seufzen, wodurch ich ein Vibrieren an meinen Lippen spürte.

Meine Hand wanderte zuerst an Davids Wange. Ich merkte sehr genau, dass ihn das alles nicht kalt ließ, seine Augen waren schon fast ganz geschlossen und ebenso wie er wahrscheinlich meinen zu schnellen Herzschlag spürte, spürte ich auch seinen.

So schnell hatte ich wahrscheinlich noch nie gehandelt, doch bevor seine Lippen ganz auf meine trafen, streckte ich mich und griff nach dem Handy, was plötzlich ein Kinderspiel war.

"Dachtest du ernsthaft ich würde dich jetzt kü-" weiter kam ich nicht, denn David griff nach meinem Hinterkopf und presste seine Lippen dann gegen meine.

Zuerst wollte ich mich von ihm lösen. Umso öfter wir soetwas taten, umso stärker würden meine Gefühle und das Verlangen nach ihm werden und ich war mir sicher, dass selbst wenn David mich mochte er niemals auf eine Beziehung aus war.

Aber dann überkam mich einfach die Leidenschaft und ich erwiderte den atemberaubenden Kuss.

My Best Friends BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt