Epilog

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DAVID POV

Und jetzt saß ich hier, sechs Jahre später, alleine in einem Hotel.

Dabei hatte zuerst alles so perfekt gewirkt. Rose und ich hatten uns geliebt, und wir waren glücklich gewesen. Aber im Gegensatz zu meiner Schwester, die heute noch mit Jacob heiraten würde, hatte mein Glück nicht gehalten.

Nach drei Jahren Beziehung hatten Rose und ich beschlossen zusammen zu ziehen. Wir hatten eine passende Wohnung gefunden und sie mit viele Mühe eingerichtet, sodass es uns beiden gefiel. Die Miete hatten wir uns geteilt und auch den Haushalt hatten wir zusammen erledigt. Das schönste war, abends mit ihr in dem großen Doppelbett zu liegen und zu kuscheln oder gewisse andere Dinge zu tun. Und wenn ich nach einem anstrengenden Tag zu ihr nach Hause gekommen war, war immer wieder alles gut gewesen.

Aber jetzt war nicht mehr alles gut.

Ich liebte Rose immer noch und das würde ich immer tun, ich würde nie jemanden mehr lieben können als sie.

Als sie mich das erste Mal geküsst hatte, war ich überrascht gewesen, hatte mein Glück kaum fassen können. Schon davor war mir aufgefallen, wie hübsch sie war, ich hatte es geliebt sie zu necken und auch ihre unkomplizierte Art mochte ich. Aus reinem Selbstschutz, hatte ich aber versucht erstmal alles ab zu blocken und den Kuss zu vergessen. Vergeblich.

Im Nachhinein wusste ich nicht, ob es gut oder schlecht war, dass es mir misslungen war mich vor Rose und den Gefühlen zu schützen. Auf der einen Seite hatte ich eine wunderschöne Zeit mit ihr gehabt, an der ich nichts ändern würde. Auf der anderen Seite war ich jetzt trotzdem hier, alleine und traurig.

Unsere Beziehung war bis vor einem halben Jahr noch perfekt gewesen. Wir waren endlich an einem Punkt angekommen, an dem wir offen über unsere gemeinsame Zukunft gesprochen hatten. Wir hatten über Kinder geredet, die wir beide wollten, nur noch nicht in unserem damaligen Alter von dreiundzwanzig. Heirat wurde auch ein Thema, aber damit waren jetzt erstmal May und Jake dran.

Jedenfalls war unsere Beziehung kurz danach gescheitert. Es lag nicht daran, dass unsere Gefühle für einander verschwunden waren. Zumindest meinerseits nicht, denn meine Gefühle für Rose waren eher noch stärker als am Anfang. Wie das bei Rose war, wusste ich nicht. Niemand von uns wurde betrogen oder belogen. Es lag mehr daran, dass wir häufiger kleine Streitereien hatten und mit der Zeit einfach aneinander vorbei lebten. Wir hatten uns darüber nicht wirklich ausgesprochen, aber wir hatten es beide für sinnvoller gehalten uns zu trennen. Und da ich nicht wollte, dass sich Rose eine neue Unterkunft suchte, hatte ich ihr die Wohnung überlassen. Ich war ausgezogen und hatte meine Nächte seitdem im Haus meiner Eltern oder Freunde verbracht. Oder wie gerade, in einem Hotel.

Zuhause liefen alle Vorbereitungen für die Hochzeit meiner Schwester auf Hochtouren und das wollte ich mir nicht an tun. Erstens stände ich sowieso nur blöd im Weg rum. Zweitens fühlte es sich jedes Mal wie ein kleiner Messerstich ins Herz an, zu sehen, wie all die Menschen um mich herum glücklich waren, nur ich nicht. Der ausschlaggebenste Grund aber war, dass Rose eine von den Brautjungfern von meiner Schwester war und ich ihr möglichst aus dem Weg gehen wollte. Ich hatte sie in diesem halben Jahr immer nur zufällig und kurz gesehen, geredet hatte wir nie. Ich vermisste sie, aber wenn ich ihr versuchte aus dem Weg zu gehen, würde ich vielleicht irgendwann darüber hinweg kommen.

Trotzdem würde ich alles geben, um Rose zurück zu erobern.

Und genau in diesem Moment bei diesem Gedanken fasste ich einen schwerwiegenden Entschluss. Mehr verlieren, konnte ich sowieso nicht mehr, warum sollte ich es also nicht versuchen?

Natürlich kreuzte ich doch noch irgendwann bei uns daheim auf, ich konnte meine Schwester ja wohl kaum an diesem bedeutendem Tag im Stich lassen.

Die Hochzeit würde nicht in der Kirche statt finden, es war viel zu heiß an diesem Sommertag und so hatten wir in unserem Garten alles her gerichtet. Weiße Stuhlreihen links und rechts, dazwischen ein Stück Wiese, an dem meine Schwester zu dem provisorischen Altar geführt und dort von einem Pfarrer getraut werden würde.

My Best Friends BrotherWhere stories live. Discover now