Kapitel 77

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Ich wurde von dem unangenehmen Klingeln eines Weckers geweckt. Gleichzeitig damit rollte sich ein schwerer Körper auf mich.

"Uff, David, du bist schwer!" beschwerte ich mich, flach atmend. Er lag wirklich mit seinem ganzen Gewicht auf mir drauf.

"Das sind all meine Muskeln." verteidigte er sich grummelnd, machte aber immer noch nicht die Anstalten aufzustehen.

"Ist ja auch egal. Aber geh von mir runter!" befahl ich ihm.

David gab einen undefinierbaren Laut von sich, küsste mich kurz auf die Hälfte meines Mundes und rollte dann von mir runter. Leider etwas zu schwungvoll, denn mit einem dumpfen Knallen landete er auf dem Boden.

Ich musste mir das Lachen unterdrücken und beugte mich mit dem Kopf über die Kante des Bettes, von wo ich auf ihn hinuntersah.

"Lach nicht! Das ist alles deine Schuld..." jammerte er.

"Jaja und jetzt müssen wir uns fertig machen." Da ich ein sehr sozialer Mensch war, reichte ich ihm die Hand, nachdem ich selbst aufgestanden war.

Doch anstatt dass er meine Hilfe annahm, zog er mich zu sich herunter. Das erinnerte mich stark an den Vorfall am See, als ich ihm mit einem Ball in seine Weichteile geschossen hatte.

"Aber wir reisen heute ab und das ist das letzte Mal, dass wir jetzt unsere Ruhe haben, danach sind unsere Mitschüler da und dann meine Schwester." erklärte er mir leicht grinsend.

"Aha?" Ich wusste nicht ganz, was er mir damit sagen wollte.

"Und ich bezweifle, dass du willst, dass ich dich mal eben so vor der ganzen Klasse oder May küsse." fuhr er fort, doch ich verstand immer noch nicht, worauf er hinaus wollte. "Ich werde es niemals aushalten dich so lange nicht zu küssen, also müssen wir jetzt schon mal eine Art Kuss-Vorrat anlegen." schloss er seine Erklärung.

"Nagut, aber wenn wir zu spät zum Bus kommen, bist du schuld!"

Es war unser letzter Tag hier, wobei der eigentlich nicht mehr richtig zählte, denn wir fuhren schon um halb eins mit dem Bus wieder zurück. Und gerade war es elf Uhr, ich musste noch essen, duschen und packen. Das würde aufgehen, nur vergaß ich meistens die Zeit, wenn ich sie küssend mit David verbrachte.

Trotzdem folgte ich seinem Wunsch und legte meine Lippen auf seine. Sofort kehrte das vertraute Kribbeln zurück und mein Herz schlug unregelmäßig. Ich werde mich nie daran gewöhnen David zu küssen, aber das war nicht schlimm, solange ich ihn immer küssen konnte wann ich wollte.

Wir gingen zwar nicht so weit wie letztes Mal, aber dass wir uns gegenseitig unter den Shirts streichelten war noch drin. Ich liebte es, Davids Muskeln nachzufahren, und ich liebte das Gefühl, seiner rauen Finger auf meinem Bauch oder anderen Stellen meines Körpers. Ich liebte seine Lippen auf meinen und allgemein liebte ich alles an David. Nur liebte ich auch David selbst? Ich wusste es nicht. Ich war verliebt in ihn, aber zu sagen Ich bin verliebt in dich und Ich liebe dich, war schon was anderes. Verliebt-sein hielt nicht unbedingt für ewig und ich fand es gehörte zu dem Anfang einer Beziehung, aber mitten in einer Beziehung sagte man das nicht mehr. Ich liebe dich war eine Stufe mehr und man konnte es sich auch noch in einer Ehe sagen, sofern es denn stimmte. Für mich bedeuteten diese Worte viel und ich sagte sie nicht einfach mal so. Deswegen wollte ich nicht direkt sagen, dass ich David liebte. Dafür war es irgendwie zu früh, ich wusste ja nicht mal, was David genau für mich empfand. Aber genug von diesen Gedanken, ich sollte das hier und jetzt genießen. Wer wusste schon, wie lange das bei uns noch so weiter ging.

Einige Stunden später saß ich neben David im Bus und beobachtete ihn. Er schlief zwar nicht, hatte seine Augen aber geschlossen, den Kopf gegen das Fenster gelehnt und hörte Musik. Er war wirklich mehr als gutaussehend, keineswegs perfekt, aber alles in allem konnte ich ihn mir gar nicht anders vorstellen.

My Best Friends BrotherWhere stories live. Discover now