Kapitel 13

200K 4.6K 732
                                    

Am nächsten Morgen wachte ich rechtzeitig auf und machte mich wie jeden morgen für die Schule fertig. Das beinhaltete ein kleines Frühstück, Zähne zu putzen, mich dezent zu schminken, mein Schulzeug zu packen und mich natürlich noch anzuziehen. Ich schlüpfte einfach in eine helle Jeans, die ein paar absichtliche Löcher hatte. Dazu zog ich ein weißes Top und eine rote Kapuzen-Jacke an, die vorne einen silbernen Reißverschluss hatte, den ich offen ließ.

So lief ich mit einem Stoffbeutel, in dem mein Schulzeug, Geldbeutel, Handy und Schlüssel war, nach unten. In der Garderobe schlüpfte ich in meine hohe, schwarze Chucks, mal wieder flache Schuhe, aber High Heels würde ich nicht mal zu einer Party tragen. Meine schwarze wetterfeste Jacke zog ich auch noch an. Die Kapuze meiner roten Jacke darunter ließ ich über die schwarze Jacke fallen, sodass man sie sah. Ich hasste es, wenn Kapuzen unter einer anderen Jacke waren, da der Rücken dann immer so krumm aussah, allerdings machte ich mich sowieso meistens eher klein und hatte oft einen etwas runden Rücken. Hauptsache wenig Aufmerksamkeit erlangen. Aber war ja jetzt auch egal.

"Ich bin weg. Liebe euch!" rief ich meinen Eltern zu, die mal wieder noch frühstückten. Sie hatten es so gut. Durften ausschlafen und frühstückten zusammen. Manchmal brachte mein Vater meiner Mutter sogar ihr Frühstück ans Bett. Das liebte ich an meinen Eltern, sie zeigten sich ihre noch starke Liebe und waren immer füreinander da. Ich hoffte, irgendwann auch so einen Mann zu haben. Aber ich denke, dass nur wenige solch ein Glück haben. Man bekam ja mit wie viele Eltern sich scheiden ließen und ich war wirklich dankbar dafür, dass ich das hoffentlich nie mitmachen müsste.

Mays Eltern waren ebenfalls noch zusammen, aber Claires hatten sich getrennt, als sie noch klein war. Jetzt wohnte sie bei ihrer Mutter, da ihr Vater eine Neue hatte. Aber anfangs haben sich die beiden richtig um sie gestritten und sie war mal da, mal dort. Deswegen war sie auch so stark geworden, denke ich. Damals hatte sie eine Mauer um sich gebaut, damit sie niemand mehr verletzte und so war sie immer noch. Wenn sie bei May und mir war, merkte man, wie sehr sie manche Dinge doch mitnahmen. Aber sogar bei ihren besten Freundinnen versuchte sie dies zu überspielen.

Ich schloss hinter mir die Tür und machte mich dann auf den Weg zum Schulgebäude.

Nach nur wenigen Minuten kam ich an und lief quer über den Schulhof, um zur Eingangstür zu erlangen. Gerade als ich die blau angestrichene Tür öffnen wollte, spürte ich zwei große Hände vor meinen Augen. Ich erschrak etwas, konnte mir dann aber bereits denken, wer es war. Sowas machte er in letzter Zeit ja oft bei mir.

"David, ich bin nicht blöd." meinte ich seufzend.

Er nahm die Hände von meinen Augen und stellte sich neben mich. "Spielverderberin!" meinte er und schob dabei seine Unterlippe kurzzeitig etwas vor. Ich verdrehte nur meine Augen. Er war wirklich kein guter Umgang für mich. Irgendwann würde ich noch Dauer-Seufzen und schielen von all dem Augenverdrehen.

"Dir auch einen wundervollen Morgen!" warf ich ironisch ein.

"Hast du gut geschlafen? Und hast du von dem Film oder von mir geträumt?" fragte er mich so beiläufig wie möglich.

"Von keinem eigentlich. Von dem Film etwas, aber es war kein Albtraum." erklärte ich schulterzuckend.

"Was haben wir eigentlich als erstes?" fragte ich auf einmal, da ich es nicht wusste. David und ich hatten im Endeffekt denselben Stundenplan, nur in manchen Fächern hatte er ein anderes gewählt oder wir wurden aufgeteilt. Aber wenn er eins hatte, was ich nicht hatte, wusste ich ja, was ich stattdessen hatte.

"Sport, oder?" antwortete er mir, klang aber nicht ganz sicher. Waren wir ja schon zwei, die sowas schnell vergaßen. Wow, wir hatten eine Gemeinsamkeit! Und dann noch etwas so weltbewegendes. Vorsicht, das hinterlässt gerade eine glitschige Spur von Ironie.

My Best Friends BrotherWhere stories live. Discover now