4 - Prinz ohne Krone

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{Anmerkung: Der Prozess, der hier geschildert wird, ist formal nicht korrekt. Das ist Absicht, ich werde in der Überarbeitung noch genauer entscheiden, wie nah an einem momentan existierenden System ich das hier haben will. Ich verstehe, wenn es jemanden stört, hoffe aber, dass es euch nicht abschreckt :3}

Julian wachte auf, als ihm jemand einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf kippte.

Er fuhr senkrecht in die Höhe, keuchend und nass bis auf die Haut. Lachen um ihn herum.
Sein Herz klopfte wild in seiner Brust und er blinzelte durch nasse Wimpern zu den Wachposten hinauf, bevor er sich mit dem Ärmel das Wasser aus den Augen wischte.

„Gut geschlafen, Cyan? Meine Fresse, siehst du beschissen aus. Hast du dir eine Delle in deinen gepuderten Hintern gesessen?", fragte der Rudelführer der Gefängniswärter. Fett, mit Äderchen im ganzen Gesicht, schlechten Zähnen und ungefähr drei Haaren auf dem von Flecken überzogenem Kopf.
Die anderen nannten ihn Kimmy.
Ein lächerlich süßer Name für so eine Person.

Julian hatte gelernt, ihn zu hassen.
An die gelegentlichen Schläge durch die Gitterstäbe und die Beleidigungen hatte er sich gewöhnt.
Aber Kimmy machte es besonders viel Spaß, sein Essen und Wasser zu versalzen, oder eine Hand voll Dreck unterzumischen. Zuerst hatte sein Stolz ihn davon abgehalten, es trotzdem zu essen, aber irgendwann hatte der Hunger gesiegt.
Er war sich nicht sicher, ob er jemals jemanden so sehr gehasst hatte.

Man zog ihn hoch.

„Sag es", forderte Kimmy.

Julian reagierte nicht.

Sein Kopf wurde an den Haaren zurückgerissen, sodass er dem Wärter ins Gesicht sehen musste und den fauligen Atem, der hinter dem schiefen Grinsen hervorwehte, riechen konnte.

„Sag ‚Mein gepuderter kleiner Babyhintern tut weh.'"

Julian schwieg. Sein Stolz würde noch sein Untergang sein.

Kimmy zog eine Schnute, als er nichts erwiderte.

„Tut's nicht weh? Das können wir ändern."

Er wurde mit einem gezielten Stiefeltritt aus der Zelle geworfen und schürfte sich die Handflächen auf. Nur Zentimeter vom Geländer und einem tiefen Sturz entfernt.
Der dicke Farblose trat hinter ihn, griff so brutal nach Julians Hüftknochen, dass seine ganze Wirbelsäule erzitterte, knallte seinen Unterleib gegen ihn und begann zu jaulen wie ein Hund.

Röte schoss Julian in die Wangen.
Die Demütigung war unerträglich.

Er krallte die Hände um das Geländer, während die anderen Wächter lachten. Er fluchte wüst, riss and den Ketten und wand sich, hatte aber keine Chance, sich auf dem schmalen Stieg loszureißen, ohne in den Abgrund zu trudeln.
Hinunter, in die schönste Stadt, die er jemals gesehen hatte.
In der Wirklichkeit und in den Projektionen.

Sein Kinn knallte auf Fels, als sie ihn noch einmal niederstießen.
Schwache Sternchen vor seinen Augen.
Steinchen in den Wunden an seinen Händen.
Julian hatte Angst, dass sie ihm die Hand brechen würden, als man ihn an den Handschellen in die Höhe zog.

„Komm, Hundchen, wir gehen jetzt spazieren", grölte einer von ihnen.
Kimmy schlug ihm auf den Hintern und Julian riss noch einmal so heftig an den Handschellen, dass seine Schultergelenke ächzten.
Durch Steinkorridore führten sie ihn, hinunter, immer weiter hinunter.
Er versuchte gar nicht erst, sich den Weg zu bemerken, sondern beobachtete nur stumm das verräterisch dunkle Blut, dass aus seiner Nase auf den Felsen tropfte.

Er dachte, Kimmy würde Witze machen, als man ihn in ein normales Badezimmer brachte.

„Wir sehen uns, Herzblatt", verabschiedete sich der Wärter.
Julian hielt den Kopf gesenkt und hatte die Schultern hochgezogen.
Das hatte er schon lange nicht mehr getan.
Vielleicht, als sein Vater ihn das erste Mal geschlagen hatte.

Smokehands (Skythief pt. 2)Where stories live. Discover now