44 - Gottlos

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{Wir nähern uns der nächsten großen Enthüllung ... :) }


Julian hätte sich denken können, dass ein Mädchen, das man die Himmelsdiebin nannte, klaustrophobisch war. Am liebsten hätte er ihr die Augen und Ohren zugehalten, sie hochgehoben und direkt wieder zurück getragen.
Doch ganz davon abgesehen, dass Cress ihm das nie erlauben würde, weigerte sich Achill immer noch, ihnen zu verraten, was sich so tief unter der Stadt und dem Styx verbarg.
Die Frau aus der Bibliothek, Achills Mutter, schien trotz der Tatsache, dass sie Julian nicht leiden konnte, moralische Gründe dafür zu haben ihren Sohn zu dieser Enthüllung zu drängen. Julian fragte sich, wie unmoralisch genau etwas sein musste, damit eine Frau, die ihr Geld in einen Gladiatoren Kader investierte sich genötigt sah, einzuschreiten.
Was hatte man vor ihnen versteckt?

Die Dunkelheit schmeckte nach Staub und Feuchtigkeit, tot und unbewegt seit langer Zeit. Hätte er nicht Cress Puls vor wenigen Minuten noch gespürt, würde er nicht auch jetzt ihren Atem neben sich hören, vielleicht wäre er sich dann gar nicht sicher, ob er selbst noch ganz lebendig war.
Er fragte sich, ob sie seine verstohlenen Blicke spürte, während ihr das Haar um den Kopf peitschte, als renne sie wieder vor ihm durch den von Lichtern übersäten Park.
Sie war ruhiger geworden, aber weit entfernt davon, sich wirklich zu entspannen.
Sterne, er wünschte, sie wären alleine in der verlassenen Kirche. Doch nicht vergoldete Säulen, sondern Holz und Metall stützten die Decke des Stollens ab, durch den sie fuhren.
Keine Engel thronten auf dem groben Fels.

Es war ihm ein Mysterium, wie diese wenigen Stützen sie davor bewahrten, lebendig begraben zu werden. Vielleicht hätte er es verstanden, wenn er Ingenieurswissenschaften und nicht die Theorie der Politik studiert hätte. Julian fragte sich, wie weit sich diese Tunnel insgesamt erstreckten. Generationen von Farblosen mussten sie gegraben haben, immer tiefer hinein in die Erde und immer weiter verzweigt, wie die Blutgefäße eines lebendigen Organismus. Doch eine Stadt brauchte nicht nur Steinsalz, um zu überleben.

„Gibt es Kohlevorkommen hier?", fragte Julian den Valeria, „Wie versorgt ihr die Stadt?"

Dieser saß mit dem Rücken zu Julian auf der anderen Seite der groben Metallbank. Er musste fast Schreien, damit man ihn über das Rattern der Bahn verstand.

„Keine Kohle."

„Öl?", hakte Julian nach.

Achill schüttelte nur den Kopf und erntete ein weiteres Stirnrunzeln von Julian.

„Woher nehmt ihr die Energie? Ihr habt keinen Zugang zu Sonne oder Wind", stellte er das Offensichtliche fest, während sie letztendlich mit quietschenden Bremsen zu einem Halt kamen.

„Wir brauchen nichts davon, um Elektrizität zu gewinnen."
Der Valeria sprang von dem Wagon hinunter auf ein grobes Metallgitter, wo Walsh gerade ein Bündel blasser Geldscheine in die Hand des Fahrers drückte.

„Konrad, Konrad", hörte man den Tänzer, „immer wieder schön, dass du nicht gerne redest. Geradezu erfrischend."
Walshs bedeutungsvoller Blick lastete auf seinem älteren gegenüber, während dieses die Scheine zählte und wieder hinter das Lenkrad stieg.

„Bist du okay?", fragte Julian die Diebin.

„Nein", entgegnete sie kategorisch, „aber ich bekommen das hin."

„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du klaustrophobisch bist?"

Er schwang sich nun ebenfalls hinunter auf den Stollenboden und stöhnte auf, als sich die Nähte spannten. Die Kapuze glitt ihm vom Gesicht, was er geflissentlich ignorierte.

„Ich wusste nicht, dass wir kilometertief unter der Erde landen, weil diese zwei Idioten sich weigern uns bei einer gemütlichen Tasse Kaffee zu erklären, was sich hier unten befindet."
Obwohl sie zunehmend wütend klang, war das Zittern in ihrer Stimme immer noch deutlich wahrnehmbar. Der Sprung von den Laboren ins Nichts schien ihr weniger Angst eingejagt zu haben, als die momentane Situation. Was auch immer der Valeria ihnen zeigen wollte, sollte es besser wert sein, dass Cress solche Ängste ausstehen musste.

Smokehands (Skythief pt. 2)Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin