43 - In die Tiefe

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{Entschuldigt bitte die Verspätung! Ich dachte ja, dass es nach dem Abi entspannter wird, aber anscheinend geht es jetzt erst richtig los :D Aber hey, ich nehme auch mal meinen Mittwochstermin wahr. Das ist doch was.}


„Ausziehen", befahl Walsh und drückte Cress Kleidung in die Arme, „und das da anziehen."
Der Tänzer löste eine weitere Kordel von der Wand, seilte ein weiteres Paar schwerer Bergbau Schutzkleidung von der Decke ab, riss diese vom Haken und warf sie Julian zu.
„Du auch."

Während die übrigen Ausrüstungen in der Dunkelheit über ihren Köpfen sanft hin und her pendelten, warf die Diebin ihm einen Blick zu.
Walsh und Achill hatten sie tief hinunter in den Fels geführt, ohne weitere Erklärungen oder einen Hinweis darauf, was sie ihnen zeigen wollten. Nur düstere, schwere Stille hatte sie hierher begleitet, obwohl Cress unzählige Male versucht hatte, die beiden aus der Reserve zu locken.

Doch Helena von Avescus Auftreten schien wie der Auftakt zu einem Musikstück, das Cress nie hören wollte. Die Musik wurde immer lauter, immer schneller pochte sie unter Cress Haut, während sie immer tiefer hinuntergestiegen waren.
Müde Bergarbeiter, die billigen Schnaps tranken und über geschmacklose Witze lachten, waren ihnen vereinzelt entgegengekommen. Selbst mit den langen dunklen Umhängen hatten sie sich seltsame Blicke eingefangen.

Cress roch Schweiß und Kohle, als sie sich auf einer der Banken des Umkleideraums niederließ und ihre Schuhe auszog, ohne aufzusehen.
Sie hörte, wie Julian sich auf der anderen Seite des Raums ebenfalls setzte.
Er humpelte immer noch.
Es würde Jahre dauern, bis er wieder zu seiner vollen Stärke zurückfand. Falls er es überhaupt schaffte.

Sie stand auf, schüttelte den schweren Schutzanzug und musste husten, als eine Wolke aus Staub aufstieg.
Stoff wisperte über Haut, als sich Achill das Hemd über den Kopf zog und seine blasse Brust offenbarte. Jemand räusperte sich links von ihr und sie sah auf, um Walshs Blick zu treffen.
Ein Moment unangenehmer Stille folgte.

„... willst du, dass wir ...?", Walsh machte eine unbestimmte Bewegung, während Achill seine Hose öffnete.

„Seid keine Babys", knurrte sie nur, wandte sich ab und zog sich das Hemd über den Kopf. Ihre Finger zitterten, als sie den Stoff fallen ließ. Niemand wird dich anfassen.
Sie schlüpfte in die Thermounterwäsche, die Walsh ebenfalls verteilt hatte und streifte letztendlich den riesigen unförmigen Schutzanzug über.
Fühlte sich wieder sicherer.

Als sie sich mit geröteten Wangen wieder dem Raum zuwandte, stand Julian mit dem Rücken zu ihr, hatte den Kopf gesenkt und versuchte, sich sein Hemd über die Schulter zu ziehen.
Vergeblich.

Sie schluckte, biss die Zähne zusammen. Cress trat zu ihm, ohne, dass er sie darum bitten musste. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen und hätte nicht nur den Versuch unternommen, sich auszuziehen.
Obwohl er totenstill war, pulsierte eine Ader auf seiner Stirn, als wäre er kurz davor, durchzudrehen. Achill und Walsh unterhielten sich leise und schenkten ihnen keinerlei Beachtung. Oder taten zumindest taktvollerweise so.

„Arme nach oben", forderte sie leise und er gehorchte, allerdings nicht mit der katzenhaften Eleganz, die ansonsten jede seiner Bewegungen kennzeichnete, sondern schwerfällig. Cress zog ihm vorsichtig das Hemd von den Schultern und versuchte seinen Körper zu ignorieren.
Ihn nicht zu sehen, nicht zu riechen und seine Wärme nicht zu spüren.

Der weiße Verband leuchtete im trüben Licht geradezu, schien seine Verletzlichkeit in die Welt hinauszuschreien. Sie half ihm in die Thermounterwäsche, streifte mit kühlen Fingern seine Haut und sah zu, wie die Gänsehaut über seine Schultern jagte.
Er war der Sohn ihres Erzfeinds, der Erbe einer Diktatur, der Kronprinz, dazu erzogen worden, niemals Schwäche zu zeigen, da sie einem König allzu oft zum Verhängnis werden konnte.
Jetzt war er körperlich nicht einmal mehr in der Lage, sich alleine anzuziehen. Brauchte ihre Hilfe, akzeptierte die Hilfe einer Farblosen. Die Demütigung in seinem Blick jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

Smokehands (Skythief pt. 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt