SSW 12 [2]

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Jimin Pov:

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich so alles falsch machte, was nur ging. Ich hatte gar nicht an das Geld gedacht und nur wegen mir musste sich Yoongi jetzt am Abend hinstellen und arbeiten. Ich selbst kann es ja nicht mehr und wenn, dann sowieso nicht mehr lange. Und irgendwie fühlte ich mich so schlecht deswegen. Yoongi wollte sich anscheinend echt um das Kind kümmern und ich nicht. Ich habe mir noch gar keine einzige Sache gesucht, die ich hätte kaufen können. Und jetzt saß ich an meinem Laptop und kam nicht mehr damit klar, wie teuer alles war.

Wir brauchen ein Bett.
Wir brauchen Kleidung.
Wir brauchen Spielzeug.
Wir brauchen Windeln.
Wir brauchen Milch.
Wir brauchen einen Kindersitz fürs Auto.
Wir brauchen einen Stuhl für das kleine Monster in der Küche.
Wir brauchen Jacken, denn das kleine Monster wird im Winter geboren.
Wir brauchen Schnuller.
Wir brauchen einen Kinderwagen!

Und wir hatten nicht das Geld dazu. Sicher hatte ich da noch etwas auf meinem Konto, aber das hatte ich eher für meinen Führerschein zurückgelegt. Und mein Geld reichte dafür nicht aus. Yoongi hatte auch kein Geld. Ich wusste das, weil ihm seine Eltern seit zwei Jahren kein Taschengeld mehr gaben. Ich wusste, dass er früher mal gearbeitet hatte, aber das war ja für sich. Und jetzt wollte er einfach für uns arbeiten gehen und das tat mir leid.

Ich war ein schlechter Mensch, ja das bestimmt. Und Yoongi hatte mich jetzt für immer an seiner Seite kleben. Er hatte mich nur an sich kleben, weil ich krank war. Weil ich etwas konnte, was normal nicht einmal hätte passieren können und trotzdem ist es passiert und das tut mir leid. Vielleicht war das der Grund, wieso ich es mich nicht mehr traute, ihm näher zu kommen.

-

Yoongi begrüßte mich - wie immer - an der Bushaltestelle, dann liefen wir die letzten paar Meter zur Schule hoch. Heute war ein guter Tag. Heute hatte ich weniger Übelkeit als sonst und auch das mit der Luft störte nicht mehr allzu sehr, hatte man sich erstmal daran gewöhnt. "Hast du es nicht vergessen?", fragte ich Yoongi schnell. Ich wollte auf Nummer sicher gehen. 

Aber anscheinend hatte es Yoongi vergessen, denn er sah mich zuerst verwirrt an, dann entschuldigend. "Tut mir leid, Jiminie..." Ja, das war auch nicht schlimm. Ich war noch viel schlimmer, aber das dann immer. "Heute Nachmittag um vier ist der Termin für die Untersuchung." Aber vielleicht hatte Yoongi seine Meinung ja geändert und das konnte ich sehr gut nachvollziehen. Wer wollte schon dieses Baby in mir sehen? Wer wollte sehen, was für einen schrecklichen Körper ich hatte? "Oh Gott! Das ist heute!?" Nein, weißt du... "Ich habe es wirklich nicht vergessen, Jimin! Ich dachte nur, dass das morgen ist! Tut mir leid." Aber ich war ihm doch nicht einmal wirklich böse... "Schon gut. Ich vergesse auch oft Sachen..." Oder ich wollte Sachen vergessen. Wie die Tatsache, dass ich gleich alleine bin, oder dass ich als Junge schwanger war. 

In der ersten Pause mit Yoongi und seinen Freunden draußen zu sitzen und das schöne Wetter am Ende Mai zu genießen, gab mir meine Freude etwas wieder zurück. "Bald sind ja schon wieder Prüfungen...", seufzte Taehyung auf. Ich hatte das erste Mal Angst davor. Einfach, weil ich noch nie in meinem Leben so wenig gelernt hatte, wie jetzt. Ich war in meinem Leben auch einfach noch nie schwanger! Und ich hatte lieber geweint, als wirklich zu lernen und jetzt schlief ich lieber. Ja, das Leben ist anstrengend. 

Und ich fühlt mich durchgehend depressiv. Das nur wegen dir, Monsterchen. 

"Tut mir leid, Tae. Ich lerne mit Jiminie." Das war super süß von ihm und ich musste ihn das nicht einmal fragen! "Oh, sorry. Ist dir dein Jiminie etwa lieber als dein bester Freund?" Irgendwo wusste ich, dass das ein Scherz war. Ich wusste irgendwo, dass das nur witzig gemeint war und doch konnte ich nichts gegen den Kloß in meinem Hals machen, der aufgetauchte. Was? Wollte Yoongi seine Zeit nicht mehr mit mir verbringen? "Oh ja! Bitte bringt mich ganz schnell weg von Jimin!" Autsch. Ja, es war nur ein Witz und trotzdem war das irgendwie zu viel für mich. Hör bitte auf, kleines Monster. Ich bin nicht emotional. Ich weine eigentlich nie und eigentlich weinte ich auch nicht über solche Witze, aber... Seit der Schwangerschaft, da hatte ich mich irgendwie nicht mehr unter Kontrolle. 

"Oh... Jimin..." Ich weiß doch! Hört auf zu starren! Ich strich mir hektisch über meine Wange, hasste die plötzliche Stille zwischen uns. "Was ist denn los?", fragte auch Hoseok. Na vielen Dank auch. "N-nichts..." Es war wirklich gar nichts und trotzdem hatte ich das Bedürfnis zu weinen und zu heulen und mich in meinem Bett zu vergraben. "Nein, Jiminie. Ich lerne wirklich gerne mit dir! Das habe ich doch nur so gesagt..." Ich weiß das! Ich wusste das alles so gut, nur das kleine Monster eben nicht. "Ich weiß doch." Ich lachte nervös auf und die Tränen waren auch schnell weg. Der Gong rettete mich vor der ultra peinlichen Situation. "Ich gehe. Ich habe jetzt Sport!" 

-

Yoongi holte mich nach der letzten Stunde fleißig ab, dann gingen wir still die Treppen runter und erst als wir halbwegs alleine waren, nahm er meine Hand in seine und fing an zu reden. "Was war in der Pause?" Die Hormone... "Nichts..." Aber das war eine Lüge und das wusste Yoongi. "Es war wirklich nur ein Witz das mit Tae und mir." Ja...
"Ich weiß das, Yoongi. Ich weiß es wirklich!" Ich hatte genug vertrauen in Yoongi wieder, dass ich ihm das nicht sehr übel nehmen konnte, auch wenn ich wollen würde. Ich wollte Yoongi auf gar keinen Fall nochmal verlieren. 

"Ja, aber... Du hast einfach angefangen zu weinen." Ja, Sherlock! "Na und! Passiert eben!! Passiert dir das nicht!?" Ach nein, Yoongi! Du bist auch nicht schwanger!! Er drückte meine Hand kurz, dann seufzte er auf. "Erstens: War das ziemlich laut. Und zweitens: Wieso schreist du mich an?" Oh nein... Hör doch auf, kleines Monster! Hör jetzt endlich auf und lass mich in Ruhe! "Tut mir leid... Ich wollte dich nicht anschreien." Das war alles nicht wirklich ich. "Ist schon okay, Jiminie. Weißt du was?" Ich schüttelte immer noch ein wenig verlegen den Kopf. "Unser Baby wird nächste Woche schon so groß sein, wie eine große Pflaume." Es interessiert mich aber nicht!

"Wo ist deine Mum?", fragte mich Yoongi verwirrt, als ich die Haustür nach einem anstrengendem Marsch öffnete. Ich holte tief Luft, versuchte nicht zu sehr zu keuchen. "Arbeit. Schicht gewechselt." Ne, oder? Ich muss jetzt die ganzen Treppen hoch? Ich zog mir meinen Rucksack aus, dann kamen die Schuhe und ich wollte zum Teufel nicht diese Treppen rauf. "Yoongi Schatz? Gehe bitte nach oben und hole mir mein Buch." Yoongi schmunzelte auf, sprintete schon halb die Treppen hoch. "Welches?" 
"Das auf meinem Schreibtisch!" 

War ich bereit, um mit Yoongi zur Untersuchung zu gehen?
Nein.
Er sollte das nämlich gar nicht sehen sollen und trotzdem wird er es tun können. Yoongi neben mir war nervös. Ich sah es immer, wenn er nervös war, dann war Yoongi nämlich immer so viel am Reden. "Wie war Sport?" Sport? "Anstrengend." Ja, das war es und es war anscheinend nur für mich anstrengend. "Wie war das Umziehen?" 
"Hab mich in der Toilette umgezogen." Weil mir mein Bauch zu peinlich war. Weil ich mir irgendwie zu peinlich war und deswegen verkroch ich mich liebend gerne auf der Toilette. 

Yoongi lief noch ein Stück weiter, bis ich ihn an der Hand zurückzog. "Wir sind da, Yoongi." Ja, wir sind hier. Wir sind bei einem Frauenarzt angekommen, obwohl ich hier nie sein sollte. Und wer hatte überhaupt die Idee Yoongi mitzunehmen? Das warst doch bestimmt wieder du, oder Monsterchen? Das ist alles, alles allein deine Schuld und das meine ich ernst! 

Pregnancy || YoonminWhere stories live. Discover now