SSW 13 [2]

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"Seit wann bist du schon wach, Jiminie?" Ich sah von meinem Handy auf, erblickte Yoongi und hörte auf, mich an die Schulter meiner Mutter zu lehnen. "Seit sieben." Denn das kleine Monster ließ mich am Morgen einfach nicht mehr schlafen. "Ich habe dich beim Einschlafen gestört und nachts musste ich wieder aufs Klo. Ich wollte dich nicht wecken." Er setzte sich neben mich, küsste mich auf die Wange. "Du hättest mich ruhig wecken können." Ja, klar. Dann will er ja nie wieder bei mir schlafen.

"Seit wann isst du Essiggurken?" Mir war mein Frühstück peinlich und doch konnte ich nicht darauf verzichten. Seit wann? "Weiß ich nicht. Das schmeckt voll gut." Yoongi schmunzelte leise auf. "Du hast Gurken immer gehasst..." Ja, das wusste ich auch! Ich wusste das alles, viel besser, als er! Daran war nur das kleine Monster Schuld!

"Ich habe mir überlegt einen Ferienjob anzunehmen.", sprach Yoongi aus. Einen Ferienjob? "Dann bekomme ich auch mehr Geld den Monat." Noch mehr Geld? Meiner Meinung nach, arbeitete er mir schon jetzt zu viel. Er kann seine Abende doch nicht einfach immer mit Überstunden verbringen... "Habt ihr euch schon für ein Bett entschieden?", fragte Mama dann nach. Ein Bett? "Nein, noch nicht.", antwortete Yoongi schnell, trank seinen Kaffee. Und ich saß da ganz alleine mit meinem Kräutertee, der gegen Übelkeit half. "Dann müsst ihr es dringend mal machen." Ja, sicher...

Aber Yoongi nahm das mal wieder viel zu ernst. "Wie wäre es mit dem?" Er drehte mir den Laptop zu, zeigte mir ein Gitterbett. Und er war so schlau, den Preis mit seinem Finger abzudecken. Ein Bett war für mich einfach nur ein Bett. "Nimm doch einfach eins von Ikea." Yoongi schmollte etwas, tippte auf der Tastatur herum und drehte mir dann den Bildschirm hin. Ja, schön und ich soll jetzt aussuchen, oder was? "Keine Ahnung." Ich kannte mich mit so einem Zeug eben nicht aus. Yoongi seufzte auf. "Weißt du, was, Jimin? Wir fahren heute einfach dahin und gucken uns alles an." Nein! Nein, nein! Oh bitte, lass uns nicht dahin!!

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"Danke, Mama.", sagte ich genervt, stieg dann vor dem Möbelhaus aus und sah noch einmal genervt ins Auto rein. "Jetzt schau nicht so! Kriege deinen Arsch hoch, Jimin und gehe ein paar Möbel shoppen." Das war gar nicht nett. Vor allem, weil shoppen, kaufen hieß. Yoongis Geld ausgeben für Sachen, die er nicht benutzen wird, sondern unser Baby. Was ein Spaß. "Du machst ihm auch das Leben schwer, Monsterchen!", hauchte ich wütend.
"Hast du etwas gesagt, Jiminie?"
"Nein!! Du hörst mir sowieso nie zu!"

Yoongi nahm meine Hand, dann zog er mich sicher mit zu der Kinderabteilung. Wer hatte die Idee herzukommen? "Oh, Taehyung ruft mich an." Und ich war alleine, während Yoongi sich ein bisschen weiter weg stellte. Mein Blick schweifte über die ganzen Möbel. Und in so einem Bett wird das kleine Monster dann liegen? Ich... wollte ein hübsches Bett kaufen.

"Tut mir leid, Jiminie." Yoongi war auch wieder schnell bei mir, legte einen Arm um meine Hüften. "Willst du das haben?" Das? "Nein, grau mag ich nicht. Ich will ein weißes Bett haben." Yoongi küsste mir meine Stirn, lief dann weiter. Babysachen kaufen... "Wie wäre es mit dem?" Es war ein weißes Gitterbett, ja... "Ne." Aber das kostete über einhundert Euro. "Wir nehmen das hier." Yoongi sah mich vorsichtig an. "Du nimmst das jetzt aber nicht, weil das um die dreißig Euro weniger kostet, oder?" Nein, was? Wie kam er denn darauf? "Ich finde das hübscher..." Und billiger war es auch noch. "Bist du dir wirklich sicher, Jimin?" Ich nickte schnell. "Dann nehmen wir das mit und gucken gleich nach Matratzen und Bezügen."

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"Na, wie war es?" Ich setzte mich beleidigt in das Auto rein. Yoongi hingegen packte alles in den Kofferraum. "Es war gut. Wir haben ein Bett und schon einen Kleiderschrank." Ja, gut war das alles nicht. "Vielleicht Kleiderschrank!", rutschte es mir raus. Yoongi machte trotzdem einfach weiter. "Wir haben aber nur das Bett mitgenommen. Für den Schrank muss ich noch ein bisschen mehr gearbeitet haben." Witzig, Yoongi. Sehr witzig. "Du wolltest auch unbedingt eine Matratze für achtzig Euro kaufen!" Eigentlich wollte ich mich nicht nochmal streiten, aber hallo!? "Ja, aber du wolltest eine für nur fünfundzwanzig!" Und da war der Streit wieder. "Na und! Matratze ist Matratze!" Und wirklich verschieden waren die nicht. "Und du bist dann Schuld, wenn unser Kind Rückenschmerzen hat!" Ja, danke. Gib mir einfach alle Schuld!

Ja, aber ich hatte auch schon Rückenschmerzen durch das Kind!! Und Yoongi gab dem Monster natürlich auch keine Schuld. Wer wollte mir eine bessere Matratze kaufen? Yoongi nicht.

Und wir hatten uns die restliche Fahrt noch gestritten gehabt. Dementsprechend genervt stürmte ich auf die Toilette und dann in mein Zimmer. Wieso bekam er nicht in den Kopf rein, dass er das Geld auch lieber sinnvoller ausgeben könnte! Wieso? Ich würde den Schrank selber bezahlen, aber Yoongi meinte ja, ich solle mein Geld lieber für meinen Führerschein sparen. Und was war mit ihm? Ich durfte Geld haben und für mich benutzen und er etwa nicht? Bekam er da überhaupt noch etwas mit? Er wollte viel zu viel für so ein kleines Monster!

"Jiminie?" Ich dachte, Yoongi wäre schon weg. Ich strich mir schnell über die Wange, zog die Decke über meine Nase. "Hm?" Ich dachte, er wäre schon längst gegangen. Ich wäre auf jeden Fall einfach gegangen. "Es tut mir leid, Jiminie. Ich wollte mich nicht mit dir streiten." Er setzte sich auch noch zu mir und seine Entschuldigung war so ätzend. "Wieso entschuldigst du dich? Ich habe doch angefangen!" Dachte er, ich bin blöd? "Ja... Aber ich habe dich dann zurück angeschrien." Und das machte es so viel schlimmer? Er legte sich zu mir unter die Bettdecke, umarmte mich und küsste mir meinen Hals etwas. "Hast du etwa geweint?" Nein, das ist nur Schweiß! "Oh, Jiminie!" Ja, und dass er mich jetzt noch trösten wollte, machte es nicht besser.

"Taehyung hat mich gefragt, ob wir am Nachmittag mit ihm in die Stadt wollen." Uns? "Dich?" Yoongi lachte etwas auf, strich mir über meine nassen Wangen. "Ja, mich. Aber dann habe ich gesagt, dass ich den Tag bei dir bin und deswegen kannst du auch gerne mitkommen." Er lächelte mich sanft an. "Wir könnten ihm heute endlich alles erzählen..." Was? Wollte er mich noch mehr leiden sehen? Was sollte das? Ich kämpfte mich halb aus seinen Armen raus, setzte mich dann auf und blickte zu ihm runter.

"Du wirst niemanden etwas sagen! Niemanden, hörst du? Du kannst es deinen Eltern sagen, ja, aber denen willst du es nicht erzählen." Ich war ja nicht komplett blind. Yoongi wollte es seinen Eltern nicht erzählen und das akzeptierte ich auch. "A-aber..."
"Nichts aber!" Wusste er nicht, wie noch peinlicher alles werden wird, wenn es eine weitere Person wissen würde? Taehyung würde es Hoseok erzählen und die ihren Eltern und die Eltern anderen Eltern und am Ende wusste die ganze Schule von mir. Und sicherlich wird das niemand gut aufnehmen. Ein Junge und dann noch schwanger. Igitt. Danke, dass wusste ich auch. Ich bin ein Junge und ich bin nicht schwanger.

"Wenn du mich liebst, Yoongi. Dann wirst du niemanden etwas sagen. Solange, bis ich sage, dass es okay ist." Wenn du mich liebst, dann bleibst du bei mir. Das hätte ich sagen sollen. Ich wusste, wie übertrieben das alles war, aber es war mein Schutz. Mein Schutz, nicht noch mehr in der Klasse geärgert zu werden. Es war auch Yoongis Schutz, denn noch waren wir beiden nur zwei normale Jungen, die miteinander ausgehen. Und schon das wurde von den meisten nicht als normal angesehen. Wenn mich Yoongi wirklich noch lieben sollte. Wenn er mich, als Jimin, noch liebte und nicht nur das Baby, dann wird er niemanden etwas sagen.

"Aber... Taehyung ist mein bester Freund." Ja und Yoongi war meiner. Es war schon schwer genug für mich, ihn zu teilen. Er sollte dieses Geheimnis zwischen uns nicht ausplaudern. Vielleicht wollte er sich etwas besser fühlen, aber ich fühlte mich dabei auch schlecht, Yoongi! Ich fühlte mich seit Wochen einfach nur noch schlecht mit all dem. Es war egoistisch, bestimmt war es das, aber so war ich nun einmal. Und das kleine Monster wusste es doch. "Bitte, versprich mir, dass du es niemanden sagen wirst..." Er musste es mir versprechen!

Yoongi setzte sich mit mir auf, seufzte schwer. "Ist gut. Bitte, weine nicht mehr. Ich verspreche es dir. Ich werde niemanden etwas sagen, solange nicht, bis du dich dazu bereit fühlst." Und wenn ich Yoongi verlieren werde, dann werde ich ganz alleine sein. Er musste bleiben, denn ihn durfte ich niemals einfach verlieren. Ich liebte ihn mit allem war ich hatte und es war so unfair, dass so etwas immer nur mir passierte. "Danke..." Er küsste mir meine Wange, zog mich in seine Arme. "Also willst du nicht mit?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich will zu Hause bleiben, aber du kannst ruhig gehen."

Es war schon okay. Ich wollte Yoongi nicht alles verbieten, nur weil ich es nicht machen wollte. Er lächelte mich sanft an. "Okay. Soll ich etwas mitbringen? Ich bring dir eine Pizza mit." Ich lachte leise auf, schüttelte den Kopf. "Bring uns eine Pizza mit. Und frag Mama, ob sie eine will." Uns. Uns beiden. Uns dreien. Monsterchen, ich und Yoongi. "Ist gut. So lange werde ich auch nicht weg sein." Er stand auf, beugte sich schlussendlich noch einmal zu mir runter. "Und ja. Ich liebe dich und deswegen werde ich dir alles versprechen."

Er war der beste und ich war einfach nur schrecklich. Ich war ein schrecklicher Mensch. Wieso konnte ich mich nicht so auf das Baby freuen, wie er es tat? Weil ich ein ganz normaler Junge war und normale Jungen wurden nicht schwanger.

Pregnancy || YoonminOnde as histórias ganham vida. Descobre agora