SSW 19 [1]

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Jimin Pov:

Es war alles vorbei. Ich konnte wirklich, nie, nie, nie, niemals wieder in die Schule gehen. Sie alle wussten Bescheid und so, wie ich alle kannte, machten alle schon jetzt Witze über mich. Deswegen wollte ich auch auf gar keinen Fall wieder dorthin. Ich... wusste nicht, was ich tun sollte. Ich meine, es hatte ja einen Grund, wieso ich es niemand gesagt hatte und jetzt stand ich anscheinend alleine da. Keine Freunde und alle hassten mich. Alle außer Yoongi, aber der hasste mich nach den Worten an ihn bestimmt auch.

Es ist nicht Yoongis Schuld. Wir beide hatten miteinander geschlafen. Er und ich. Und er war... in... mir. Oh.

"Was machst du denn da, Jimin?" Ich versuchte mich abzulenken. Das tat ich. "Das Babybett aufbauen." Aber irgendwie klappte das Ablenken so gar nicht. Meine Mutter sah mich skeptisch an. "Du bist doch erst in der 20. Woche." Ja, ne. "In der 19. und ich habe gerade einfach Zeit." Außerdem wollte ich nicht, dass mir Yoongi da half. Er musste schon viel zu viel machen und deswegen machte ich jetzt etwas alleine. "Dann kannst du mir die Laken und die Matratze geben. Ich wasche sie für dich." Ja. Aber eigentlich konnte ich das auch alleine machen. 

"Danke Mama und... danke für die Hosen." Denn meine Mutter hatte für mich eine Schwangerschaftsjeans und zwei Shorts gekauft. Ich dachte nicht, dass ich das mal sagen würde, aber alle hatten einen angenehmen Bauchbund. Ich hörte mich schlimm an, oder? Meine Mutter seufzte schwer auf. "Jimin..." Nein, wirklich. "Wann willst du wieder zur Schule?" Gar nicht mehr. "Mir geht es nicht so gut, Mama..." Ja, mental nicht. Und weil es mir nicht gut ging, wollte mein Körper da auch nicht mehr mitmachen. 

"Jimin! Ich bin bei der Arbeit. Mache bitte wenigstens einen Sparziergang und sitz nicht nur zu Hause." Aber zu Hause war es schön. Da gab es keine Menschen, die mich sahen. Da gab es nur mich und das kleine Monster... und Yoongi. Der gleich nach der Schule kommen wollte. Das Bett war am Ende dann irgendwie schwieriger aufzubauen, als ich dachte, aber ich versuchte mein bestes. Es war bestimmt noch zu früh, aber... irgendwas musste ich zu Hause machen. 

Die Tür klingelte und als ich auf die Uhr sah, da fiel mir sofort Yoongi ein. Yoongi ist da! Ich schaltete die Musik aus, die ich laufen hatte und zu der ich vielleicht mitgesungen hatte... Ich lief die Treppen so schnell ich konnte runter, öffnete die Haustür. "Guten Tag. Ein Paket für Herr Min." Herr Min? "Der ist gerade nicht da, aber ich kann es nehmen." Yoongi hatte etwas bestellt. Wieso ließ er es dann zu mir liefern? "Dann brauche ich hier eine Unterschrift." Fragend las ich den Absender. Man machte keine fremde Post auf. 

-

"Hallo, Jimin." Ich ließ Yoongi aus der Hitze in das kühlere Haus eintreten, nahm den Kuss an und ließ ihn ankommen. Er war verschwitzt und das tat mir irgendwie leid. Draußen war es heiß, aber ich versteckte mich seit einer Woche nur in meinem Haus. "Da ist ein Paket für dich angekommen.", erzählte ich schnell, zeigte neben die Tür. "Uhh, na endlich." Was denn? Er nahm sich es sofort, lief in die Küche. "Was ist denn das?" Yoongi lächelte mich leicht an. "Ein Ultraschall für den Herzschlag." Nein, oder? Ich riss ihm das Blatt weg. "Ich habe gesagt, du braucht so etwas nicht." Aber nein. Auf mich wollte niemand hören. 

"Bitte, Jiminie!" Es... "Wie war die Schule?" Denn ich werde nie wieder dahin gehen. Yoongi seufzte schwer auf. "Wie immer. Ich bin so einsam in der Schule." Und das war meine Schuld. Ich weiß schon. Und es tat mir auch wirklich sehr leid für Yoongi. Wirklich sehr. Aber ich konnte da nicht hin. Die Angst war zu groß und das konnte ich nicht gebrauchen. Mir ging es schlecht. 

Ich hatte ein Ziehen im Bauch, Rückenschmerzen, Morgenübelkeit und ich konnte so schlecht atmen. "Es tut mir leid..." Ehrlich jetzt. Es würde mich auch nicht mehr wundern, wenn mich Yoongi verlassen würde. Ich war eine Last für alle. Wirklich für alle. "Mir auch, Jiminie..." Er nahm mich in seine Arme, strich mir über den Rücken. "Aber weißt du, was mich aufmuntern wird?" Nein, echt nicht. Aber ich konnte Yoongi doch nichts abschlagen. "Ich weiß schon. Kuscheln." Und das irgendwie auch nur für das Baby und irgendwie auch... mit mir. "Und das Herz anhören..." 

Vielleicht war das richtig so. Yoongi zu zeigen, dass ich auf sein Baby aufpasste und es ihm gut ging, würde ihn daran erinnern, was er mit mir gemacht hatte und was ich da alles hatte. Er würde sich daran erinnern, was ich alles für ihn auf mich nahm. Es war unser Junge und er lag bei mir und ich... musste für ihn da sein. Irgendwie... vielleicht nicht ganz freiwillig, aber ich war da. 

Yoongi und ich setzten uns auf das Sofa. Seine Augen strahlten richtig, als er für mich das Gerät desinfizierte und dann versuchte einzuschalten. "Ich glaube, du musst dich hinlegen." Ja, ganz toll. "Wir können auch in dein Zimmer gehen." Das war tatsächlich eine gute Idee. Aber dann eben doch nicht ganz. "Was machst du denn hier?" Ich sah verzweifelt auf die vielen Bauteile. Das war... irgendwie peinlich. "I-ich wollte... irgendwie das Bett aufbauen. Die Kisten stören mich." Nein, die Kisten nicht, aber irgendwas wollte ich Yoongi an Arbeit abnehmen.

Er schenkte mir ein sanftes Lächeln, dann schob er mich auf mein Bett. "Ich helfe gleich bei den letzten Sachen." Aber das wollte ich so nicht. Ich legte mich auf den Stapel Kissen, seufzte auf und wartete geduldig auf Yoongi. Ich will nicht. Ich will nicht, dass er meinen hässlichen, abartigen Bauch sah. Hörst du zu, Monsterchen? Du machst mich so hässlich.

"Du hast ja eine neue Shorts.", lächelte Yoongi, als er mir mein Shirt hochzog. Und das war gefühlt nur noch peinlicher. Ich bin ein Junge und ich sollte keine Sachen tragen, die für Frauen gemacht wurden, wenn sie schwanger waren. Nein, das sollte ich wirklich nicht und trotzdem musste ich es irgendwo. "I-ist... besser so..." Denn verdammt. Mir passte endlich eine Hose wieder so wirklich gut, ohne die ganze Zeit hier und da zu drücken und da und hier zu eng zu sein und zu rutschen. "Das ist schön.", küsste er mir meine Stirn, dann las er sich einen Zettel durch. 

"Das Gel draufschmieren, anmachen und nach dem Herzschlag des Kindes suchen." Das wird ja mal wieder wirklich schön für mich. Schlimm genug, dass ich das immer bei meinem 'Frauenarzt' machen musste. "Bereit, Jiminie?" Nein. Lass mich mit solchen Sachen in Ruhe. Ich will nicht mehr, als nötig vom Kind mitbekommen. Aber Yoongi war vermutlich mal wieder zu nervös und aufgeregt. "Du musst fester drücken." Yoongi sah mich verwirrt an, dann fing er wieder unten beim Bauch an. "Yoongi..." Da lag das Kind schon Wochen nicht mehr. 

Yoongi wollte das Kind hören...

"Lass mich das machen." Auch wenn ich nicht unbedingt wollte. Für Yoongi würde ich das machen. Er gab mir das komische Teil in die Hand, sah aber nur auf den Bildschirm mit der fehlenden Herzfrequenz. Ich suchte auch wirklich fleißig, ich schwöre es euch. "D-denkst du... denkst du, es ist etwas passiert?" Was? "Mit dem Baby?" Das war jetzt wieder lustig. Aber Yoongi sah so aus, als würde er gleich anfangen zu weinen. Vielleicht hatte sich mein Wunsch erfühlt und mein Körper hatte eingesehen, dass ich keine Kinder austragen konnte. "Nein, ich glaube nicht." Ich musste nur ein bisschen die Richtung ändern... und dann. "Ich habe ihn heute Morgen noch gespürt...", nuschelte ich leise. "Da!" Yoongi drehte die Lautstärke etwas auf und dann hörten wir beide das Herz unseres Babys schlagen.

Es klang sehr... beruhigend. Irgendwie schön. 

"Hörst du das, Jimin?" Wieso ich? Ich bin ein Junge und ich bin nicht schwanger. "Das klingt wirklich schön...", hauchte Yoongi verträumt und wieso er? "Jimin?" Nein, echt nicht. "Wieso weinst du denn jetzt?" Weil das alles viel, viel, viel zu viel für mich war. Ich... konnte nicht schwanger sein. Ich wollte es nicht sein. Ich wollte normal sein. Wieso immer nur ich? "Ich weiß nicht genau..." Yoongi nahm mir alles wieder aus meiner Hand und das machte es doch einfach nur noch viel schlimmer. "Nicht! Ich..." Ich bin ein Junge und schwanger. "Ich will noch zuhören." Denn da schlug das Herz von meinem kleinen Monster. Meinem Baby. Yoongis Baby. Ich wollte nie etwas böses. Ich hatte nur das Gefühl, dass es sein musste. Weil... Ich ein schlechter Mensch bin.

Pregnancy || YoonminWhere stories live. Discover now