Kapitel 40

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Kapitel 40

Seit zwei Tagen sitze ich nun schon hier fest. Vor mir steht ein Tablett mit Essen und Trinken und gegenüber von mir Dr. Fawn, der Polizeiarzt. In meiner gesamten Zeit hier hatte ich weder gegessen, noch getrunken noch hatte ich ein Wort gesagt.

„Du weißt, dass wir dich im Notfall zwangsernähren. Mit Schläuchen und sowas. Denk ja nicht du kannst dich zu Tode hungern. Dafür ist dein Vater zu einflussreich", erklärt Dr. Fawn mir, aber ich sehe ihn nur an und lasse das Essen unangetastet.

Mein Magen rebelliert zwar langsam gegen meinen Hungerstreik und auch mein Körper ist nicht ganz so begeistert von der Wasserabstinenz. Dennoch bleibe ich standhaft.

Mit dem Fakt, dass ich nicht reden werde, hat sich Dr. Fawn schon nach ein paar Stunden abgefunden, doch er beharrt darauf, mich zum Essen zu zwingen. Mein Vater ist sehr oft hier und hält mir vor, dass ich essen soll, aber ich weigere mich.

Meine Mutter hingegen hat sich noch keinmal blicken lassen, was mich auch nicht sonderlich verwundert. Ihr wäre es sicherlich ganz recht, wenn ich hier verhungere.

„Ich hoffe du bist dir darüber im Klaren, dass der Tod durch Hunger oder Durst sehr langwierig und qualvoll ist", versucht er mich zu verängstigen, aber wie er bereits sagte, das würde man nicht zulassen.

Als ich immer noch keine Reaktion zeige, seufzt er. „Du bist die schwierigste Gefangene mit der ich mich je beschäftigen musste. Jeder in deiner Position, wäre schon seit dem ersten Tag draußen."

Ich bin nunmal nicht jeder. Ich werde nicht lügen, genauer gesagt, werde ich überhaupt nichts sagen. Ich warte darauf, dass er weiterredet, weiter versucht mich vom Essen zu überzeugen, doch es kommt nichts mehr.

Stattdessen steht er irgendwann auf und geht. Auch gut, kann ich zurück in mein Zimmer. Hungern macht müde, ich würde gern ein wenig schlafen. Doch es läuft nunmal nicht so wie man will, wenn man Gefangene ist.

Anstatt mich also in mein Zimmer zu bringen, sitze ich bestimmt eine Stunde hier rum bis jemand reinkommt, Lucy. Es ist merkwürdig sie nach all der Zeit zu sehen. Immerhin habe ich sie irgendwie ja verraten, aber davon weiß sie ja nichts.

„Keira, ich versteh das nicht. Warum tust du dir selbst das an? Du könntest mit mir hier rausspazieren. Du könntest dich mit Daniel treffen und wir könnten auf Partys gehen", sagt sie und sieht mich verzweifelt an.

Wenn es doch so einfach wäre, wie sie sagt. Aber sie weiß gar nichts. Sie hat keine Ahnung davon, was für ein Arschloch Daniel ist, hat keine Ahnung wie wichtig mir meine neuen Freunde sind, wie wichtig mir Louis ist.

Sie hat keine Ahnung wie grausam die Welt ist, in der sie lebt, wie beengend. Wie gern würde ich ihr das alles erzählen, aber das könnte ich nicht. Nein, sie ist glücklich in dieser Welt. Ich werde ihre Welt nicht einfach so zerstören, das hat sie nicht verdient.

Mein Blick richtet sich auf den Tisch. Ich kann sie nicht ansehen, die Trauer in ihren Augen bringt mich um. Kann ich mir nicht aussuchen, wen ich sehen will und wen nicht? Wahrscheinlich könnte ich das, würde ich reden. Aber das tue ich ja nicht.

„Was ist nur los mit dir? Wo ist die Keira, die mich auslacht, wenn mein Handy einkassiert wird? Wo ist die Keira, die jedes Wort von Daniel überanalysiert?" Ich höre, dass sie zu weinen beginnt. Am liebsten würde ich ihr sagen, dass sich Menschen ändern, dass die alte Keira nicht mehr existiert.

Doch das tue ich nicht, ich könnte es nicht, selbst wenn ich reden wollte. Stattdessen richte ich meinen Blick weiterhin starr auf den Tisch.

„Ich dachte, ich würde dich kennen", sagt sie und ich höre die Enttäuschung in ihrer Stimme. Dann höre ich wie ihr Stuhl sich bewegt und sie den Raum verlässt.

RebellionTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon