Kapitel 8

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Als erstes wurde das Schießen geübt, etwas was mir mit größter Wahrscheinlichkeit misslingen würde. Unsanft drückte Jack mir eine Waffe in die Hand und ich wusste nicht, wie ich sie halten sollte.

Ohne es zu wollen, schoss ich in den Boden, knapp an meinem Fuß vorbei. "Prinzessin, kannst du nicht mal ne Waffe halten oder was?", fuhr er mich genervt an. "Könntest du aufhören mich Prinzessin zu nennen?", gab ich bissig zurück.

"Schon vergessen, was ich vorhin sagte, Prinzessin?", erinnerte er mich. Schweigend schüttelte ich den Kopf, Jack schien mir nicht gerade eine der Personen zu sein, mit denen man sich anlegen wollte.

Ohne ein weiteres Wort ging er zu den anderen Schülern. Dafür kam Helen zu mir und zeigte mir, wie man die Waffe richtig hält. Dankbar lächelte ich sie an, aber sie winkte ab.

"So und jetzt schießt auf die Zeilscheibe vor euch. Einer nach dem anderen. Kain, du bist die Erste.", rief Jack durch die Halle. Helen neben mir lud die Waffe und schoss auf den Dummy, mitten ins Herz.

Ich merkte mir jede ihrer Bewegungen.  "Prinzessin." Jetzt war ich an der Reihe. Ich machte dasselbe wie Helen und schoss dann einfach drauf los ohne zu zielen. So schlimm konnte es ja nicht werden oder?

Leider verlief das bei mir etwas unkontrollierter als bei Helen, denn meine Waffe hörte nach einem Schuss nicht auf zu schießen sondern machte weiter. Irgendwie versuchte ich die Waffe zum stoppen zu bringen, doch es gelang mir nicht.

Erst als die Munition leer war, stoppte die Waffe und ich konnte sie wieder kontrolliert halten. "Herzlichen Glückwunsch, Prinzessin. Du hast die Puppe erfolgreich umrandet."

Ein Kichern ging durch den Raum und ich betrachtete mein Werk. Jack hatte Recht, ich hatte einmal komplett um die Puppe herumgeschossen. Mitleidig sah Helen mich an und ich schaute verlegen zu Boden.

Meine Euphorie vom Anfang, dass es gar nicht so schlimm werden könnte, verflog augenblicklich. Gerade wollte ich Jack darüber informieren, dass ein normaler Mensch sich ja in solchen Situationen bewegt und ich ihn somit getroffen hätte, aber dann ließ ich es lieber bleiben.

Doch da fiel mir ein kleines Detail auf, dass mich Lächeln ließ, einer der Schüsse war in den Kopf gegangen. Durch Zufall, aber trotzdem, ein kleiner Trost für mich, denn ich hatte nicht völlig versagt.

Nachdem alle durch waren, trug Jack uns auf, weiter zu üben. Mit einem genervten Gesichtsausdruck kam er zu mir rüber und füllte die Munition wieder auf.

"Okay, Prinzessin, damit du nicht die ganze Munition verschwendest, werde ich es dir jetzt einmal zeigen." Er nahm die Waffe in die Hand und streckte beide Arme von sich.

Dann kniff er ein Auge zu und visierte einen Punkt an mit dem Lauf. Als er ihn gefunden hatte, hielt er die Waffe ruhig und drückte den Abzug. Der Schuss traf mitten ins Herz.

"So und jetzt du." Ich nahm ihm die Waffe ab und hielt sie so wie er. Dann versuchte ich mit dem Lauf das Herz anzuvisieren und dann die Waffe ruhig zu halten, was nicht so einfach war.

Ohne groß zu überlegen zog ich ab und die Waffe schoss nur ein einziges Mal. Das Projektil traf dieses Mal den linken Arm. "Schon besser, aber immer noch miserabel. Weiter üben", wies er mich grob an und ich nickte.

Als er einige Meter weg war, kam Helen auf mich zu. "Du darfst es ihm nicht übel nehmen, er ist eigentlich ganz okay. Nur wurde sein Bruder von einem aus den oberen Schichten umgebracht und jetzt hat er einen Hass auf sie", raunte sie mir zu.

Verständnisvoll nickte ich und wandte mich wieder der Zielpuppe zu. Erneut schoss ich auf die Puppe und mein Schuss traf nun die Schulter, der nächste ging aber wieder völlig daneben.

RebellionWhere stories live. Discover now