Kapitel 14

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Etwas zu spät stürmte ich ins Zimmer von Madame Dupont. "Keira, du bist zu spät. Das ist nicht gut. Pünktlichkeit.." "..ist eine Tugend die sich für eine junge Dame gehört. Entschuldigung", vollendte ich ihren Satz und setzte mich auf meinen Platz.

"Jemanden ausreden zu lassen, ist auch etwas, was eine junge Dame stets beachten sollte." Ich nickte. "Gut, nun beginnen wir mit dem Walzer. Ich denke wir belassen es bei den Gruppen,  da es meiner Ansicht nach schneller geht und man sich so besser um einzelne kümmern kann."

Meine Gruppe kam wie schon die letzten zwei Male zu mir und ich forderte sie auf, wieder in den Paaren von gestern zusammen zu stehen. Dabei blieb einer übrig, Louis.

Stimmt, er war gestern ja nicht da gewesen. Ich ging rüber zu Madame Dupont und sie meinte, ich solle einfach einfach ein Mädchen aus ihrer Gruppe nehmen.

Wie ich feststellen konnte, war Helen in ihrer Gruppe und ich nahm sie mit rüber. Leider endete es damit, dass sie sich mit Mino zusammenschloss und mir nichts anderes übrig blieb als mit Louis zu tanzen.

Na ganz toll. Erstens, konnte ich den Scheiß selber nicht und zweitens musste ich mit Louis tanzen. "Da wir gestern ja schon die Schritte durchgegangen sind,  beginnen wir heute sofort."

Begann ich. Da Louis jetzt auch gemerkt hatte, dass er mit mir tanzen musste, kam er rüber. Es war verdammt unangenehm ihm so nah zu stehen und auch die Haltung.

Es war nur ein Tanz, aber trotzdem total unangenehm. " Mann rechts vor, Frau links zurück. Mann links vor, Frau rechts zurück. Füße zusammenziehen. Mann links zurück, Frau rechts vor. Mann rechts zurück, Frau links vor. Füße zusammenziehen", zählte ich die Schritte auf.

Die anderen folgten und es war schon besser als gestern. Auch ich und Louis begannen zu tanzen und ich musste zugeben, er konnte das ziemlich gut. "hast aber früher gut aufgepasst", lachte ich, aber leise genug, sodass niemand es hörte.

"Natürlich, aber du nicht so oder?", grinste er mich an. Und zur Bestätigung trat ich ihm auf die Füße. "Nein, nicht wirklich. Aber mir war es egal", antwortete ich.

" Mann rechts vor, Frau links zurück. Mann links vor, Frau rechts zurück. Füße zusammenziehen. Mann links zurück, Frau rechts vor. Mann rechts zurück, Frau links vor. Füße zusammenziehen", wiederholte ich die Schritte für alle.

Erneut folgten sie meiner Anweisung und es wurde immer besser, wieder und wieder sagte ich es auf, bis ich irgendwann nur noch anfing zu zählen. Es klappte wie von alleine, außer bei mir.

Ich trat Louis andauernd auf die Füße, der darüber immer lachte und mich amüsiert anlächelte.  Es war irgendwie anders zwischen uns als sonst. Keiner von uns beiden beleidigte den anderen sondern wir benahmen uns, als wären wir Freunde, was ziemlich komisch war.

So in Gedanken versunken konzentrierte ich mich nicht mehr aufs Tanzen und rempelte jemanden an. Sofort drehte ich mich um, um mich zu entschuldigen. Ich schaute in das Gesicht einer hübschen Brünette mit blonden Strähnen.

"Oh, das tut mir Leid. Das wollte ich nicht", begann ich. "Ach macht doch nichts. Ich bin Leonie", grinste sei mich an. Sie strahlte ebenso wie Helen und erinnerte mich in ihrer Art auch an Helen, nur, dass es bei ihr echter wirkte als bei Helen.

"Leonie, du solltest dich nicht mit diesem verzogenen Gör abgeben", unterbrach jemand unser Gespräch. So wie es aussah war es Toni. "Ich bin alt genug, Toni", antwortete Leonie genervt.

Beide wiesen eine gewisse Ähnlichkeit auf und bis auf die Haarfarbe könnten sie Zwillinge sein. Aber das blond in den Haaren könnte auch gefärbt sein und so war es möglich, dass sie Zwillinge waren.

Toni schnaubte verächtlich und sah mich missbilligend an. "Ich muss mich für meine Schwester entschuldigen. Sie nimmt die Sache mit den Rebellen ziemlich ernst und weil du aus den oberen Schichten kommst, hat sie ein Problem mit dir. Tut mir echt Leid."

Ich winkte ab, sie konnte ja nichts dafür. Aber Toni würde super zu Louis passen , oder zu Jack. Ja, die drei könnten einen 'Wir hassen Keira' - Club gründen. Würden sich dann bestimmt noch mehr Hater outen, aber naja, das war eher unwahrscheinlich, dass sie das tun würden.

Aber jetzt musste ich mit meinem Unterricht fortfahren und zählte erneut die Schritte auf. Mit der Zeit wurde ich schneller, sodass wir schließlich richtiges Walzertempo erreichten.

Leider ging das für mich nicht so gut aus und ich begann mehrmals zu straucheln, doch Louis konnte das echt gut und unter seiner Führung gelang es sogar mir einen halbwegs vernünftigen Walzer zu tanzen.

Doch als der Unterricht vorbei war, war ich so unendlich erleichtert. Louis so nah zu sein ohne ihn anzukeifen war einfach nur komisch. Ich ging rüber zu Helen, die mich schon angrinste.

"Na, wie war es mit Louis zu tanzen", fragte sie mich lachend. "Sehr witzig", antwortete ich augenverdrehend und zog sie aus dem Raum. "Bringst du mir jetzt wieder kämpfen bei?", wollte ich wissen.

"Spinnst du? Ich hab mir heute morgen fast die Nase gebrochen. Wir gehen zu Pia, vielleicht hat sie diesmal mehr Zeit", lachte sie und zog mich weiter. Wieder gingen wir in Pias Atelier.

Sie saß über eine Skizze gebeugt und zeichnete gerade. "Hallo, Pia"; begrüßte Helen sie und Pia schaute hoch zu uns. "Oh hallo. Keira könntest du vielleicht mal gucken? Dieses Kleid ist für den Hochadel."

Ich nickte und beugte ich ebenfalls über die Zeichnung. Das Kleid war in einem zarten lila. Der Rock bestand aus mehreren Lagen, die sich überlappen und dennoch in verschiedenen Längen waren. Sie waren leicht gewellt. und am Rand mit Spitze verziert.

Das Korsett lag eng an und war ebenfalls in dem Lilaton. Zusätzlich hatte sie eine Perlenkette auf das Bild gemalt. "Das Kleid ist sehr schön. Ich würde das Korsett noch mit Perlen verzieren, je mehr desto besser", schlug ich zur Verbesserung vor.

"Wirklich? Und das ist nicht zu viel?" Sie schien weniger überzeugt davon und blickte mich nachdenklich an. "Nein, wie schon gesagt, je prunkvoller desto besser und Perlen sind der Renner im Moment."

Sie nickte. "Gut. Die Farbe passt auch perfekt zu braunen Haaren", murmelte sie und war wieder in ihre Zeichnung vertieft. "Du hast wieder keine Zeit oder?", seufzte Helen.

Pia schüttelte abwesend den Kopf und wir gingen wieder. "Wenn sie anfängt zu zeichen heißt es, dass demnächst ein Ball ansteht", erklärte sie mir. "Ist ja nicht schlimm. Wir können mit Balu spielen", schlug ich vor und sofort besserte sich ihre Laune.

"Ja, ich liebe diesen Hund", schwärmte sie. Ich musste an Lucy denken, das hat sie auch immer gesagt. Meine Brust zog sich zusammen und ich presste die Lippen zusammen.

Ich musste stark bleiben, bald war alles vorbei.

RebellionWhere stories live. Discover now