Kapitel 50

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Kapitel 50

Ich sehe den Jungen vor mir an. Er ist ungefähr in meinem Alter. Er ist recht schmal, nicht übermäßig groß. Aber er scheint mir muskulös. Dennoch rechne ich mir meine Chancen nicht schlecht ein. Es würde schon reichen, ihn auf den Boden zu befördern und dann zu rennen.

Hinter ihm ist eine Tür, durch die ich flüchten könnte. Ansonsten bietet der kleine kahle Raum keine Auswegmöglichkeiten. Mein Körper ist noch immer angespannt und ich bin bereit anzugreifen.

Doch mein Gegenüber regt sich nicht, er schaut mich nur abwartend an. So langsam habe ich das Gefühl, dass er keine Gefahr darstellt.

Ich lockere meine Haltung und sehe ihn mir genauer an. Er hat braune Haare und grüne Augen. In seinem Blick liegt etwas Schelmisches. Ich kann nicht genau sagen, ob er auf mich vertrauenswürdig wirkt oder nicht.

Ich glaube, er wartet, dass ich etwas sage. „Hallo", breche ich die Stille und sorge dafür, dass sein Blick nicht mehr abwartend, sondern amüsiert ist und er jetzt lächelt.

„Wie ich sehe, hast du unser kleines Rätsel lösen können. Verrätst du mir deinen Namen?", fragt er. Unsicher schaue ich ihn an. Ist es eine gute Idee ihm meinen richtigen Namen zu verraten? Immerhin weiß ich nicht wer er ist, andererseits wüsste ich auch nicht, was mir ein Deckname bringt, da ich ihr Vertrauen gewinnen will.

Außerdem bezweifle ich, dass ihnen mein Name etwas sagt. „Keira", antworte ich zaghaft. Ich kann ihn immer noch nicht einschätzen. Keine Ahnung, ob er überhaupt eines der verlorenen Kinder ist.

„Keira", wiederholt er meinen Namen. „Wie schön, dass du hierher gefunden hast. Mein Name ist Joe", stellt er sich jetzt auch vor.

Joe, mein Zielobjekt. Also werde ich ihm wohl oder übel fürs erste vertrauen müssen. „Ich bin also im Nimmerland", versuche ich das Gespräch fortzuführen und mehr über ihn und diesen Ort herauszufinden. Denn im Moment scheint mir dieser Ort nicht erstrebenswert.

„Fast, ehrlich gesagt befindet es sich hinter dieser Tür. Komm, ich zeig dir alles." Joe lächelt mich freundlich an und deutet auf die Tür. Skeptisch betrachte ich ihn. Soll ich wirklich mit ihm, wer weiß wo hingehen? Wahrscheinlich nicht, aber eine andere Wahl bleibt mir auch nicht.

Ich gehe also mit ihm durch die Tür und was ich dann sehe, wirft mich um. Im Gegensatz zu dem kargen, dunklen Raum vom Anfang ist hier alles freundlich und hell. Überall stehen Sofas und Sitzsäcke.

An den Wänden hängen riesige Flachbildfernseher, meistens mit irgendwelchen Spielekonsolen. Unzählige Jugendliche tummeln sich hier, sitzen auf den Sofas, reden, spielen. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, dies scheint das reinste Paradies für Jugendliche.

„Das ist unglaublich", murmel ich und sehe ich weiter um. Joe neben mir grinst. „Das ist noch längst nicht alles." Überrascht sehe ich ihn an. Was soll es denn noch geben? Ich folge ihm in den nächsten Raum.

Hier stehen Kicker und Billardtische, Dartscheiben hängen an den Wänden. Hier sieht es aus wie in einer dieser kleinen Bars aus Filmen. Am Ende des Raumes kann ich sogar eine Theke erkennen. Auch hier sind wieder viele Personen und so langsam glaube ich, dass Bob das ganze hier stark unterschätzt hat.

Doch auch in diesem Raum gibt es eine Tür in einen anderen Raum. „Bevor wir den nächsten Raum betreten, solltest du deine Schuhe ausziehen", sagt Joe und zieht seine Schuhe aus. Ich folge seinem Beispiel und lasse sie einfach achtlos neben der Tür liegen.

Ich bin vollkommen geflasht von den unzähligen Eindrücken. Noch während ich die Musik aus dem Barraum höre, betrete ich einen Raum, dessen Boden durch ein Trampolin ersetzt wurde.

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