Kapitel 72

2.1K 177 23
                                    


Kapitel 72

„Versuch es nochmal fester", spornt Mel mich an. Ein weiteres Mal schlage ich mit meinem verletzten Arm zu, versuche es so doll wie möglich. Sie schaut auf die Zahl, die das Messgerät anzeigt.

„Ja, schon viel besser. Ich denke, was das schlagen angeht, bist du fast wieder bei deiner alten Stärke", lobt sie mich. Zufrieden lächle ich sie an.

Dann hat die Woche Training mit ihr ja doch was gebracht. Eigentlich hatte ich schon längst wieder mit den anderen auf Missionen gehen wollen, aber Bob hatte vorgeschrieben, dass ich ich erst vollständig erholen soll.

Und dazu zählt nunmal das Training mit Mel. „Und jetzt weiter mit dem Schießen"; grinst sie enthusiastisch und dreht sich schwungvoll um. Leider hat sie nicht gemerkt, dass Jack reingekommen ist und läuft voll in ihn herein.

„Huch", entfährt es ihr und sie mustert Jack mit ihren blaugrauen Augen. „Ich soll fragen, wie weit Prinzessin ist", sagt Jack und tritt einen Schritt zurück.

„Keira schlägt sich gut. Ich bin übrigens Mel und mit wem habe ich das Vergnügen?", stellt Mel sich vor und streckt Jack die Hand hin. Dieser mustert sie nur skeptisch.

„Jack. Ihr ehemaliger Trainer. Ich weiß, was für ein hoffnungsloser Fall sie sein kann." Genervt verdrehe ich die Augen.

„Ich hab deinen dämlichen Test bestanden oder? Ich bin also genauso gut wie jeder andere hier", fauche ich ihn an. „Da kann ich nur zustimmen. Sie hat sich fast ganz wieder erholt. Wir müssen nur noch ihre Schießkünste testen", setzt Mel sich für mich ein.

Ein spöttisches Grinsen macht sich auf Jacks Gesicht breit. „Da will ich dabei sein." Ich erinnere mich an meine Anfangszeit zurück und meine kläglichen Schussversuche. Doch ich hatte mich gebessert.

„Meinetwegen", antwortet Mel ihm und holt eine Waffe. Sie geht mit mir noch einmal die Schritte durch, was aber vollkommen unnötig ist. Ich hatte seit höchstens zwei Wochen keine Waffe in der Hand, ich lag kein Jahr im Koma.

Danach stellt sie sich selbst auf um es mir noch einmal zu demonstrieren. Kaum steht sie auf der Position, hat sie auch schon ihre Waffe gezogen und trifft die Puppe mitten ins Herz.

Ich muss mir Mühe geben, dass meine Kinnlade nicht hinunter klappt. Das war beeindruckend. Ein Blick zu Jack verrät mir, dass er das gleiche denkt. Und das heißt schon was.

Als Mel diesen Blick sieht, lächelt sie Jack triumphierend an und streicht sich eine Strähne ihres rotblonden Haares hinters Ohr.

Dann reicht sie mir die Waffe. Na toll, wie soll ich nach sowas denn gut aussehen? Mit voller Konzentration visiere ich das Herz. Ich hebe die Waffe du lade nach. Dann drücke ich den Abzug.

Zwar habe ich länger gebraucht als Mel, aber das Ergebnis ist das gleiche. Auch meine Kugel bohrt sich säuberlich in das Herz der Puppe.

Aber ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass ich schlecht abschneide. Immerhin benötige ich fürs schießen nicht so viel Kraft für den Nahkampf. Das sollte auch mit verletztem Arm gehen.

„Sehr gut. Dann sind wir fertig", freut sich Mel und klatscht in die Hände. Ich sehe wie Jack über diese Fröhlichkeit die Augen verdreht und komme nicht ums schmunzeln.

Es ist ja irgendwie lustig, wie er auf motivierte Personen reagiert. Solch ein Enthusiasmus ist einfach zu viel für ihn.

„Gut, dann können wir ja jetzt gehen. Bob will nämlich mit dir reden", murmelt Jack in seinem gewohnt griesgrämigen Ton. Ich bedanke mich bei Mel und folge Jack dann in Bobs Büro.

„Weißt du worum es geht?", frage ich Jack. „Musst du mich ist deinen Fragen nerven?", umgeht er meine Frage mit einer Gegenfrage.

Ich seufze. „Weißt du, ich vermisse die wenigen, kurzen Momente in denen du wirklich mal nett zu mir warst."

Jack ignoriert meine Aussage gekonnt und ich versuche nicht weiter ein Gespräch aufzubauen. Stattdessen gehen wir einfach zu Bob.

„Also, was steht an?", frage ich direkt, als ich sein Büro betrete. „Mir gefällt dein Tatendrang. Ich habe gute Neuigkeiten. Innerhalb der nächsten Woche, sollte die Rebellion beendet sein", erklärt Bob.

„Wirklich?", hake ich nach und setze mich auf einen der Stühle. „Ja, diejenigen, die noch immer kämpfen ziehen sich immer weiter ins Innere zurück. Morgen oder übermorgen sollten wir sie ins Rathaus zurückgetrieben haben.

Dann stürmen wir dieses und lassen uns eine schriftliche Kapitulation geben, mit der alle Regierungsrechte an uns abgetreten werden. Und mithilfe der Antikörper in deinem Blut werden wir dann eine neue, gerechte Gesellschaft aufbauen, in der alle eine Chance haben."

Wow, das hört sich toll an. Nur habe ich mittlerweile gelernt, dass man sich nicht zu früh freuen sollte. Aber ich werde alles dafür tun, dass es so läuft.

„Sehr gut. Ich bin auch wieder fit. Dann lass uns diese Rebellion endlich beenden", antworte ich motiviert. Nach zwei Wochen Untätigkeit, will ich endlich wieder helfen.

„Für die Menschen da draußen" Ich nicke. „Für die Menschen."


RebellionWhere stories live. Discover now