Kapitel 25

4.5K 289 94
                                    

Ich lief durch den Trakt der Jungs bis zu Daniels Zimmer. Nach einem Klopfen trat ich herein und Daniel sah mich lächelnd an. "Ich bin froh, dass du wieder vollkommen fit bist."

Ich setzte mich neben ihn aufs Bett. "Ja. Kannst du dir vorstellen, dass man so etwas in einer Woche heilen kann?" Mit gerunzelter Stirn sah er mich an. "Du weißt schon, dass man das bei uns in zwei Tagen schafft."

Bei uns. Worte, die mich wieder zweifeln ließen. Waren wir wirklich so gleich? Gehörte ich wirklich zu den oberen Schichten? Ich wurde immer unsicherer, aber gegenüber Daniel würde ich nichts erwähnen.

"Was ist los?", wollte er wissen. "Nichts." Ich wollte nicht darüber reden. "Du kannst mir alles erzählen, das weißt du doch." Einen kurzen Moment dachte ich nach, biss mir unschlüssig auf die Unterlippe.

"Ich habe nachgedacht." , ich machte eine Pause. jedoch unterbrach er mich nicht," Ich fühle mich hier sehr wohl. Zuhause habe ich immer gedacht, dass ich nicht dazu gehöre, doch hier ist es anders. Alles ist so perfekt. Ich habe Angst, dass eine Flucht die falsche Entscheidung ist."

Überrascht sah er mich und nahm dann mein Gesicht in seine Hände. "Hör mir zu. Ich verstehe dein Zweifel, aber wir gehören dort hin. Dort ist deine Zukunft, unsere Zukunft. Wenn wir dort sind, wird sich nichts ändern. Unsere Beziehung bleibt so wie vorher, nur leben wir in Sicherheit."

Traurig sah ich ihn an. Aber ich wollte Helen nicht verlassen und Mino auch nicht, selbst Louis lag mir irgendwie am Herzen. Er schenkte mir ein kleines Lächeln und ich lächelte zaghaft zurück.

Dann legte er seine Lippen auf meine. Sofort waren meine Zweifel vergessen und das einzige was zählte war Daniel. Die Schmetterlinge in meinem Bauch schwirrten schneller als vorher.

Abwechselnd wurde mir warm und kalt, in meine Wangen schoss die Röte und ich war vollkommen glücklich. Als sich seine Lippen von meinen lösten, atmete ich hektisch ein und aus.

Daniels Lippen waren noch immer so unglaublich nah an meinen, sodass ich seinen warmen Atem spürte. "Ich liebe dich", murmelte er und versiegelte erneut meine Lippen.

Diese Worte beflügelten mich und ließen mich noch euphorischer werden. Es war das erste Mal, dass er mir das gesagt hatte. "Ich dich auch", flüsterte ich, als wir uns wieder voneinander lösten.

Lächelnd sah er mich an. Dieser Moment war so perfekt, doch dann zerstörte Nicolas ihn, indem er das Zimmer betrat. "Daniel, du musst mir helfen." Erst jetzt schien er mich zu bemerken.

Verärgert sah ich Nicolas an und er blickte nicht mehr erfreut zurück. "Was ist?", wollte Daniel wissen und schien ebenfalls ein wenig genervt. "Wenn sie weg ist."

Mit dem Kopf zeigte er in meine Richtung. "Ich bin auch anwesend. Aber ich geh ja schon", knurrte ich wütend und stand auf. "Keira, warte doch. Du musst nicht gehen", wollte Daniel mich aufhalten.

"Nein, schon okay." Eigentlich wollte ich auch nicht länger bleiben. Die Frage ob ich bleiben oder flüchten sollte, rückte damit immer näher. Doch ich wollte sie verdrängen, weshalb ich auch öfters Abstand zu Daniel hielt.

Es war traurig, dass ich so handeln musste, aber ich sah keine andere Möglichkeit. Ich suchte mein Zimmer auf, in dem Helen, Mino und Louis saßen. Balu genoss die Aufmerksamkeit die Helen ihm schenkte und lag hechelnd auf ihrem Schoß.

"Schon wieder da?", fragte sie überrascht. "Ja, Nicolas braucht für irgendwas Hilfe", seufzte ich genervt und ließ mich auf mein Bett fallen. "Nicolas ist ein Vollidiot. War es denn sonst gut?", wollte Helen wissen.

Mino schaute augenrollend zu Louis, der sich ein Lachen verkniff. Es war mir egal, ob die beiden anwesend waren, ich wollte Helen die freudige Neuigkeit erzählen.

"Daniel hat mir gesagt, dass er mich liebt." Sie stieß einen freudigen Aufschrei aus. "Das ist wunderbar, nicht wahr Jungs?" Sie strahlte die beiden an und ich rechnete nicht mit einer Antwort.

"Scheint ja richtig ernst zu sein. Also wenn das erste Kind ein Junge ist, heißt es Mino", lachte Mino. Natürlich hätte ich mit so einem Kommentar von ihm rechnen können.

"Ich zweifle, dass du meine Meinung dazu hören willst", meinte Louis und lehnte sich zurück. "Na los, jetzt sag schon. Ich bin kein kleines Mädchen mehr." Egal was Louis sagte, meine Euphorie würde er nicht zerstören können.

"Na gut, wenn du meinst. Tut mir leid, dass ich euch aus eurem Regenbogenland holen muss, aber ich glaube Daniel verarscht dich nur. Und das sage ich jetzt nicht um gemein zu sein, sondern weil ich dich mag." Auch wenn ich es nicht glauben wollte, holten mich diese Worte aus allen Wolken.

"Was?", fragte ich entsetzt. "Naj, auf dem ersten Ball, der, von dem ich dich entführt habe, er wirkte angesetzt auf dich. Als ob er etwas bekommen würde dafür, dass er mit dir zusammen ist. Und naja, ich hab mal ein Gespräch von Daniel und Nicolas mitbekommen. Er hat erzählt, dass sein Vater unbedingt eine reiche Freundin für ihn wollte, sonst hätte er ihn enterbt."

Es waren nicht viele Worte, doch diese Worten rissen mich vom Himmel in die Hölle. "Louis, hör auf mit so einem Mist. Das macht doch keinen Sinn, sie bleiben doch hier", fuhr Helen ihn an. "Sorry, wenn ich jetzt auch ein Spielverderber bin, aber so falsch könnte Louis Behauptung nicht sein. Naja, eure Beziehung ist schon sehr perfekt, zu perfekt. Bei jedem Streit gibt er nach, würde alles für dich tun, stimmt dir immer zu. Das ist einfach ein bisschen zu perfekt für eine Beziehung", stimmte auch Mino zu und rieb sich am Hinterkopf.

"Hör dich auf die, Keira. Die erzählen nur Scheiße. Hörst du Keira? Keira?" Ich antwortete nicht, mein Mund war trocken und ich unfähig zu reden. Was wenn die beiden Recht hatten?

In meine Augen schossen die Tränen. Nur schwer konnte ich sie zurückhalten. Was Helen nicht wusste, war, dass wir zurück wollten. Dass das wohl Sinn  machte.

Mein Herz zersplitterte in tausend Scherben. War es die Wahrheit? Ich musste es herausfinden. Schweigend rannte ich aus dem Zimmer in Richtung des Jungstrakts.

Die ersten Tränen ließen mein Sichtfeld verschwimmen. Ohne anzuklopfen stürmte ich in das Zimmer. "Keira, du bist wieder..", begann Daniel, doch ich scnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab.

"Nicolas, verschwinde", knurrte ich bedrohlich und er wirkte eingeschüchtert. Er machte sich schnell aus dem Staub und Daniel sah mich überrascht an. Aus meinen Augen flossen immer mehr Tränen.

"Bist du von deinem Vater auf mich angesetzt worden?", stellte ich ihn zur Rede, vollkommen außer mir vor Wut.

"Wie...?", begann er.

"Ich hab gefragt, ob du auf mich angesetzt bist", wiederholte ich meine Frage und Tränen flossen meine Wangen hinunter. Bevor er Antwortete schienen Stunde zu vergehen, doch es waren nur Sekunden.

Ich sah Daniel direkt an und er öffnete seinen Mund.

RebellionWhere stories live. Discover now