Kapitel 3

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"Du siehst entzückend aus, Keira. Vielleicht solltest du öfter solche Kleider tragen", schlug meine Mutter vor und ich verdrehte genervt die Augen.

Eigentlich hatte ich beschlossen mein Lieblingskleid anzuziehen, aber als ich meinen Eltern mitgeteilt hatte, dass ich auch gerne auf den Ball gehen würde, hatte meine Mutter beschlossen mir ein anderes zu kaufen.

Oben lag es eng an und war in einem leichten rosé, nach unten hin wurde es breiter und die Farbe lief in einen hellen Lilaton über. Nicht gerade mein Traumkleid, aber das meiner Mutter und so war ich gezwungen es anzuziehen.

Der Rock bestand aus mehreren Schichten Seide und somit war er unglaublich schwer, aber es war tragbar. Zum Glück hatte ich mich selber schminken dürfen, sonst hätte ich ausgesehen wie eine Brünette Barbie.

"Und du erinnerst dich daran wie man Walzer tanzt?", wollte meine Mutter wissen. Man könnte meinen wir wären im 19. Jahrhundert und dennoch schrieben wir das Jahr 2015.

Aber die Zustände waren auch so wie im Mittelalter. Es gab die obere Schicht, das waren wir, und die untere Schicht. Die obere Schicht führte Bälle und andere Veranstaltung, während die unteren Schichten im Dreck starben.

Und das alles nur weil im Jahre 1996 , also zwei Jahre vor meiner Geburt, ein Experiment schief ging und der tödliche Virus sich ausbreitete. Seitdem ist die Bevölkerung arg gesunken und die Sterberate größer als die Geburtenrate. Irgendwann würde die Menschheit aussterben oder nur aus den Reicheren Menschen bestehen.

Aber daran konnte man nichts ändern und so konnte ich mich glücklich schätzen, diesen Luxus genießen zu dürfen. "Ja, Mama", antwortete ich brav.

"Nun gut, dann können wir los, sofern dein Vater fertig ist", sprach sie in diesem arrogantem Ton, den ich von ihr gewohnt war. Sie selbst trug ein rotes Ballkleid, mit goldenen Applikationen und vielen Verzierungen durch Edelsteine.

Das Kleid musste ein Vermögen gekostet haben, aber das störte meine Mutter nicht, solange sie zeigen konnte, wie reich wir waren. Mit erhobenem Haupt ging sie mir voraus aus dem Zimmer.

Ich hingegen stolperte hinterher und trat andauernd auf ein Kleid. Mir fehlte einfach Eleganz und Haltung, wie meine Mutter immer betonte. Deswegen fand ich es auch ziemlich unnötig eine aufwendige Hochsteckfrisur zu haben, wenn ich sie spätestens in einer Stunde sowieso ruiniert hatte.

"Wunderschön, meine beiden Mädchen", lächelte mein Vater als wir von der Treppe kamen. Zaghaft lächelte ich ihn an, während meine Mutter zufrieden grinste. Hätte mein Vater das nur zu mir gesagt, hätte sie ihm sicher eine Szene gemacht.

"Na dann kommt. Wir wollen ja nicht zu spät sein", dirigierte meine Mutter. Denn Pünktlichkeit ist eine Tugend, die sich für eine junge Dame gehört, äffte ich sie in Gedanken nach.

Sie trieb uns vorwärts in Richtung Garage und somit zum Wagen. Für solche Anlässe besaßen wir ein zweites Auto,in dem Platz für das Volumen der Kleider war.

Mein Vater nahm vorne Platz und für ihn war es ein leichtes darein zu kommen, da er einen schlichten Anzug trug. Ich hingegen hatte immense Probleme die Massen an Stoff ins Auto zu verfrachten und dabei meine Frisur nicht zu zerstören.

Als ich es dann unter den genervten Blicken meiner Mutter geschafft hatte, konnten wir endlich losfahren. Das nächste Problem eröffnete sich allerdings schon gleich bei der Ankunft.

Das Kleid wieder herauszubekommen erwies sich als mindestens genauso kompliziert. Mithilfe meines Vaters gelang es mir dann doch und ich stand außerhalb des Wagens.

"Keira, deine Frisur sieht schrecklich aus", stöhnte meine Mutter genervt und ich strafte sie mit einem bösen Blick. Mit einem Taschenspiegel kontrollierte ich meine Frisur und stellte fest,dass lediglich eine Strähne gelöst hatte, die ich hinter mein Ohr strich.

RebellionWhere stories live. Discover now