Kapitel 56

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Kapitel 56

Innerhalb kürzester Zeit hatten die Rebellen die Cafeteria in einen Versammlungsraum umgebaut. Die Tische sind zu einer Art Bühne gestapelt worden und die Stühle wurden ordentlich in Reihen aufgestellt.

Langsam füllt sich der Raum mit den Bewohnern von Nimmerland. Sie werden von Rebellen mit Waffen eskortiert.

Nervös schauen sie hin und her, beobachten was um sie herum geschieht. Sie sehen aus wie eingepferchte Tiere auf dem Weg zum Schlachter.

An den Ausgängen stehen überall Wachmänner der Rebellen. Alles hier wirkt wie eine Eroberung, als seien wir Eindringlinge.

„Warum haben wir Wachen? Wenn jemand gehen möchte steht es ihm frei, wir werden niemanden zwingen sich uns anzuschließen. Die Leute hier sind gekommen um Spaß zu haben, nicht um zu kämpfen", raune ich Louis zu.

„Wir wollen nur sichergehen, dass sie uns auch zuhören", spielt Louis die Situation herunter. Eindringlich sehe ich ihn an. Seufzend gibt er nach und wendet sich an einen Rebellen neben ihm.

„Geh und hol die Männer von den Türen. Die Menschen hier sollen den Eindruck vermittelt bekommen, dass wir Verbündete sind und keine Besetzer."

Der Rebellen nickt und verschwindet in der Masse. Zufrieden lächle ich Louis an. Nach der ganzen Streiterei ist es schön, dass Louis endlich mal ohne Widerworte auf mich hört.

Zwar haben wir noch immer nicht alles geklärt, aber das hat Zeit bis später. Momentan sind wichtigere Dinge zu erledigen.

Neben mir steht noch Joe. Er tritt nervös von einem Fuß auf den anderen. Es ist seine Aufgabe seine Entscheidung zu verkünden, zu sagen, dass er das Nimmerland nicht fortführen wird, sondern mit uns geht und ein Rebell wird.

Nach und nach nehmen die Menschen Platz. Ohne die bewaffneten Rebellen an den Ausgängen wirken sie auch beruhigter.

Für moralischen Beistand begleite ich Joe auf die Bühne. Nervös knetet er seine Hände. Sein Blick schweift immer wieder über die Menge.

In der letzten Stunde hatte er tausendmal geübt, was er sagen möchte. Am Ende hatte er noch immer keine gescheiten Worte gefunden, also muss er wohl improvisieren.

Er tritt ans Mikro und räuspert sich. Alle Augen sind auf ihn gerichtet. „Ich weiß, die letzten Stunden waren sehr...", er macht eine Pause, scheint nach den richtigen Worten zu suchen.

„..turbulent", vollendet er seinen Satz. „Aber das alles hier hat einen Grund." Er schaut umher, wartet die Reaktionen ab. Doch die Leute sehen ihn nur weiter verwirrt an.

„Wie ihr wisst, gibt es Rebellen in London, die dafür kämpfen das Geld gerecht zu verteilen um so Gleichheit zu ermöglichen, sodass jeder eine Chance hat an Medizin zu gelangen."

Wieder wartet er auf eine Reaktion, doch es passiert nichts. Nicht einmal ein paar unterhalten sich über seine Worte.

„Nun ja, neben mir steht Keira. Vielleicht habt ihr sie in letzter Zeit gesehen, denn sie hat seit ein paar Tagen hier gewohnt. Sie ist bei den Rebellen und hat ein Anliegen.

Und zwar, dass wir uns ihnen anschließen. Ich vertraue ihr und deshalb werde ich ihrer Bitte nachgehen. Allerdings werde ich niemanden zwingen dasselbe zu tun."

Noch immer keine Reaktion. Die Leute sehen nur verdutzt und vollkommen verwirrt auf die Bühne. Hilflos schaut Joe zu mir. Er tut mir leid, also entscheide ich mich etwas zu tun.

Ich dränge mich vor ihn und nehme seinen Platz am Mikro ein. „Ich weiß, dass ihr hierhergekommen seid um all das da draußen zu vergessen. Ich weiß auch, dass die Art und Weise wie wir gekommen sind nicht die beste war. Und dennoch bitte ich euch um Hilfe.

Dort draußen verenden Menschen ohne eine Chance auf Besserung. Ich möchte nicht, dass das so bleibt. Ich bitte euch deshalb, schließt euch uns an. Ich kann nicht versprechen, dass wir diese Rebellion gewinnen. Genauso wenig kann ich versprechen, dass ihr keinen Schaden nehmt.

Und doch flehe ich euch an das Richtige zu tun. Nicht alle haben es so gut wie ihr, ich würde mir wünschen, dass ihr darüber nachdenkt und euch im besten Fall für die Rebellen entscheidet.

Denn wir können jede Hilfe gebrauchen, die wir kriegen können. Natürlich würden wir euch das nötige Training und Ausrüstung geben. Ich hoffe, ich sehe euch bald wieder. Bei den Rebellen"; beende ich meinen Vortrag.

Ich stoße Joe an und mache deutlich, dass er mit mir von der Bühne gehen soll. Er folgt meiner Anweisung und wir verlassen die Bühne.

Louis schließt sich uns an und wir ziehen uns auf mein Zimmer hier zurück. „Danke, dass du mir geholfen hast", sagt Joe und ich lächle ihm einfach zu.

„Es lief besser als erwartet. Das war nicht schlecht, Joe", sagt Louis. Wow, es war glaube ich das erste Mal, dass Louis etwas Nettes zu Joe gesagt hatte.

Das merkt auch Joe, denn er sieht Louis überrascht an. Doch dieser ignoriert es. „Und was machen wir jetzt?", fragt Joe und wechselt somit das Thema.

„Keira und ich fahren zurück zum Rebellenquartier und bereiten alles für eure Ankunft vor. Du bleibst hier und nimmst die Meldungen der freiwilligen entgegen. In einer Woche kommt dann jemand vorbei und holt euch ab. Danach erhaltet ihr eine grundlegende Ausbildung."

Das Ganze ist also schon komplett durchgeplant. Warum hat Louis mir nichts davon erzählt? Ich würde ihn gern zur Rede stellen, doch es scheint mir gerade unpassend.

Ich glaube Joe sieht mir an, dass zwischen Louis und mir noch etwas ungeklärt ist. „Ich gehe mal nachsehen, ob sich schon irgendwer geäußert hat", sagt er und verlässt den Raum. Alleine mit Louis bleibe ich zurück.

Ich sehe ihn an. „Wir müssen reden."


RebellionWhere stories live. Discover now