Kapitel 49

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Kapitel 49

„Du musst unbedingt versuchen Joes Vertrauen zu gewinnen. Wenn du ihn überzeugst, dann hast du sie gewonnen", wiederholt Bob jetzt schon zum tausendstenmal. Mittlerweile habe ich es verstanden. Meine oberste Priorität gilt Joe.

Ich ziehe die Jacke an, die Pia mir gegeben hat und betrachte mich im Spiegel. Glücklicherweise kann ich für diesen Auftrag normale Kleidung tragen. Pia hatte mir ein Outfit bestehend aus einer schwarzen Hose, einem schwarzen T-Shirt, weißen Schuhen und der grünen Jacke zusammengestellt.

Ihrer Meinung nach würde ich so am besten zu den anderen verlorenen Kindern passen. Mein Aufbruch war in einer Stunde angesetzt. Die Zeit bis dahin verbrachte ich in Bobs Büro. Ich saß auf dem Schreibtisch und begann mit einzelnen Strähnen meiner Haare zu spielen.

„Ich muss noch kurz was erledigen, dann komme ich wieder und begleite dich nach draußen", sagt Bob und verschwindet. Nun bin ich alleine in seinem Büro. Doch nicht lange bleibe ich allein, da Mino hereinkommt.

Zu meiner Enttäuschung kommt er allein. Ich hatte seit unserem Streit nicht mehr mit Louis geredet. Aber ich bin sicherlich nicht die erste, die unsere Streitigkeiten beiseitelegt. Immerhin hat er den Fehler gemacht und nicht ich.

Die letzten Nächte hatte ich auch zum Leidwesen seines Mitbewohners in Minos Zimmer verbracht. Beim Essen und beim Training ging ich Louis aus dem Weg und bei den Besprechungen zu meiner Mission war er gar nicht erst erschienen.

Zwischen uns herrschte also seit fast einer Woche Funkstille. Jedes Mal wenn ich ihn gesehen hatte, hat er mich lediglich beleidigt angeguckt und ist dann weggegangen. Aber auf dieses Verhalten lasse ich mich nicht ein. Wenn er meint, sich benehmen zu müssen wie ein Kleinkind dann soll er das tun. Aber dann braucht er nicht bei mir ankommen.

„Schon aufgeregt?", reißt mich Mino aus meinen Gedanken und ich richte meinen Blick auf ihn. „Ein wenig, ich war ja noch nie alleine auf einer Mission. Und das letzte Mal als ich einen Alleingang gemacht habe, bin ich im Gefängnis gelandet", antworte ich mit einem leichten Lächeln.

Und Helen ist gestorben, schießt es mir augenblicklich durch den Kopf. Sofort breitet sich ein ungutes Gefühl in meinem Bauch aus. Beruhig dich, Keira. Das passiert kein zweites Mal. Diesmal braucht dich keiner befreien.

„Für wie lange ist dein Aufenthalt dort angesetzt?", fragt Mino weiter. Ihm ist es nicht erlaubt an den Besprechungen Teil zu nehmen. Warum verstehe ich auch nicht, da er mindestens genauso involviert ist wie Louis und ich.

„Für eine Woche. Bob meinte, dass sollte reichen. Er will nicht allzu lange mit der Rebellion warten und hofft darauf, dass ich es in der kurzen Zeit schaffe", gebe ich Mino die gewünschte Auskunft und er nickt.

„Weißt du sonst noch was über diese verlorenen Kinder? Ich meine, wie viele sind das, wo haben sie ihren Hauptsitz und sowas alles."

Eigentlich hat Bob gesagt, ich solle keinem diese Informationen geben, aber ich kann Mino ja vertrauen. Wem soll er es auch erzählen? Nicht, dass Mino keine Freunde hätte, aber keinen davon interessiert wohin ich gehe oder wo man die verlorenen Kinder findet.

„Bob meinte, es seien fast eintausend Personen dort. Sie leben an einem Ort den sie Nimmerland nennen. Er liegt außerhalb von London, wenn man den Zaun an der Ostseite über die Straße verlässt, kommt man nach ein paar Kilometern zu einer alten Fabrik und da soll Nimmerland sein."

Bob sagte, es sei nicht schwer zu finden und ich würde das schon schaffen. Selbst dahin begleitet mich niemand. Ein wenig Angst habe ich schon, da wer weiß was passieren könnte auf dem Weg dahin oder selbst da könnte mir irgendwas zustoßen. Aber Bob meint, es sei am besten nur eine Person zu schicken, da sie sonst abblocken.

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