Kapitel 41

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Kapitel 41

Eine Woche ist seit meinem Wutausbruch nun vergangen. Die meiste Zeit des Tages oder der Nacht verbringe ich in meinem Zimmer, wartend darauf, dass etwas passiert. Meinen Hungerstreik habe ich mittlerweile aufgegeben, seit sie versucht haben mich mit einer Sonde zu ernähren.

Mein Vater kam täglich vorbei und leistete mir Gesellschaft, aber auch er konnte nichts an meiner Situation ändern. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt mir einfach eine plausible Geschichte auszudenken und endlich hier rauszukommen, aber dafür bin ich zu stolz.

Mein Vater hat mir ein Buch mitgebracht und so blättere ich seit Tagen in dem Drama Dantons Tod. Warum mein Vater mir dies mitgebracht hat ist mir nicht klar, aber ich kann mich mit dem Protagonisten identifizieren.

Zerrissen zwischen seiner Chance zu leben und seinem Gewissen, seinen Werten. Am Ende findet er doch den Tod und ich hoffe, dass mich nicht dasselbe Schicksal ereilt. Ich bin bis jetzt zwar nur wegen meinem Angriff auf Louis' Vater angeklagt, aber der Verdacht auf Mitgliedschaft bei den Rebellen besteht noch immer.

Und dies wird nicht gerade leicht bestraft, meist mit dem Tod. Aber bis auf mein Tattoo gibt es keine Beweise, immerhin hat Louis mir ja die Waffe an den Kopf gehalten. Also sah es so aus, als sei ich seine Geisel gewesen.

Und solange ich nichts sage, kann mir ja auch nichts passieren oder? Immerhin heißt es ja im Zweifel für den Angeklagten. Zur Not hat meinen Vater auch genug Einfluss um mich zumindest von einer Todesstrafe zu befreien.

Aber bis dahin werde ich wohl noch eine Ewigkeit warten müssen, denn die Zeit vergeht hier kriechend. „Mit jedem Ticken schiebt sie die Wände enger um mich, bis sie so eng sind wie ein Sarg.", wie Danton es sagen würde.

Wie immer starre ich auf die grauen Wände, als plötzlich jemand mit einer Waffe hereingestürmt kommt. Sofort stehe ich auf und greife nach dem Tablett um mich zumindest ein wenig wehren zu können.

Doch der Hereinstürmende ist ein Polizist. „An deiner Stelle würde ich das wieder da hinlegen", knurrt er und ich folge seiner Anweisung. Er verbarrikadiert die Tür mit dem Tisch und dem Bett und drängt mich zur gegenüberliegenden Wand.

Dann richtet er seine Waffe in Richtung der Tür. Ich verstehe nicht was hier los ist. Auf einmal höre ich Krach von draußen, Schüsse.

Panisch sehe ich den Polizisten an. „Was ist los?", will ich wissen. „Diese Mistkerle von Rebellen sind gekommen. Wahrscheinlich wollen sie unsere einzige Zeugin beseitigen."

Ich brauche einen Moment um seine Worte zu realisieren, doch dann wird mir klar, dass sie gekommen sind um mich zu retten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich freuen sollte oder ob ich mir doch eher Sorgen machte. Immerhin war so eine Rettungsaktion nicht ungefährlich.

Vor allem nicht, wenn dieser Polizist mit einer Waffe auf die Tür zielt. Okay Keira, denk nach. Du musst ihnen irgendwie helfen. Der Polizist steht mit dem Rücken zu mir, er rechnet ja auch nicht damit, dass ich mit denen will, er sieht mich als Opfer an. Ein großer Fehler.

Bevor er überhaupt weiß, was geschieht, attackiere ich ihn. Mit dem Überraschungseffekt auf meiner Seite, schaffe ich es ihm die Waffe zu entnehmen und ziehe sie ihm mit aller Kraft auf den Kopf. Er bricht unter mir zusammen und eine Blutlache bildet sich um seinen Kopf.

„Tut mir echt leid, aber ich halte es hier nicht länger aus", sage ich und beginne die Möbel von der Tür zu entfernen. Weil ich wegen des Polizisten ein schlechtes Gewissen habe, verbinde ich seine Wunde notbedürftig mit dem Kissenbezug. Dann schnappe ich mir seine Schlüssel und verlasse mein Zimmer.

RebellionWhere stories live. Discover now