Kapitel 6

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"Louis! Lou!" schrie ich schon die ganze Zeit und hämmerte gegen die Zellentür. "Jetzt komm endlich! Lou!" Mein Hämmern wurde fester und mein Schreien immer lauter.

Dann endlich öffnete sich die Tür und ein wütender Louis trat herein. Augenblicklich stolperte ich zurück. "Was ist?! Die anderen sagen schon die ganze Zeit, meine kleine Freundin würde rufen", fuhr er mich direkt an.

"Ich - oder besser gesagt wir - haben dir was mitzuteilen", verkündete ich vergnügt. "Ach ja? Und was? Wollt ihr heiraten oder was?", fragte er genervt.

"Nein. Wir wollen uns euch anschließen", lächelte ich ihn an. Erst sah er mich komisch an, aber als er merkte, dass ich es ernst meinte, begann er zu lachen.

"Ihr - ihr wollt euch uns anschließen?", prustete er los. "Ja, was ist daran denn so verkehrt?", wollte ich genervt wissen. Dieser Junge raubte mir noch den letzten Nerv. "Du meinst das also wirklich, richtig ernst?", vergewisserte er sich,

"Ja", stöhnte ich augenrollend. "Nun gut, daran ist verkehrt, dass ihr beiden zwei verwöhnte Bälger seid und ich euch nicht glaube, dass ihr es ernst meint", erklärte er mir.

"Meinen wir aber und ich kann mir nicht vorstellen, dass du darüber zu entscheiden hast, also will ich mit deinem Boss reden", beharrte ich. Skeptisch beäugte er mich. "Und wie willst du ihn überzeugen?"

Selbstsicher sah ich ihn an. "Glaub mir, ich hab zwei schlagfertige Argumente." Dreckig grinste er mich an. "Brüste sind nicht alles meine Liebe."

Jetzt erst bemerkte ich die Zweideutigkeit meines Satzes. "Halt die Fresse und bring mich zu deinem Boss", fauchte ich. Er trat einen Schritt näher auf mich zu und war mir nun gefährlich nah.

"Damit eins klar ist, Kleine. Ich gebe hier die Befehle und nicht du." Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus und ich musste schlucken. Auch wenn ich es ungern zugab, machte Louis mir Angst, gewaltige Angst sogar und deshalb nickte ich nur zaghaft.

"Und jetzt komm mit. Ich würde mir zu gerne deine zwei Argumente anhören." In meiner Selbstsicherheit gekränkt folgte ich ihm. Die Gänge durch die wir liefen waren dunkel und rochen modrig, so, als wären wir unterhalb der Erdoberfläche.

Durch einzelne Lampen waren sie spärlich beleuchtet und auf dem Boden lag überall Dreck. An mir vorbei huschte etwas Kleines und ich musste einen Aufschrei unterdrücken. Das war doch keine Ratte oder?

Louis blieb vor einer großen Tür stehen und klopfte an. Während wir so warteten schaute ich an mir runter. Noch immer trug ich das Kleid und mittlerweile war es völlig ruiniert.

Überall war Dreck und es war vollkommen zerschlissen. "Herein", rief eine dunkle raue Stimme hinter der Tür. Louis machte die Tür auf und schubste mich herein.

"Oh, wie ich sehe hast du deine Freundin zu mir gebracht", stellte der Mann hinter dem Schreibtisch süffisant fest. "Sie ist nicht meine Freundin", murmelte Louis kaum hörbar.

Wir befanden uns in eine Art Büro. Die Wände waren in einem hellen braun gestrichen und in der Mitte des Raumes stand ein großer Schreibtisch. Ansonsten gab es dort nichts. Hier roch es nach Zigarrenqualm und wie sonst über all auch nach Moder. Der Mann war ungefähr Mitte vierzig und hatte einen Dreitagebart, sowie schwarzes dichtes Haar, welches er ordentlich zur Seite gekämmt hatte.

Mit seinem Anzug wirkte er eher wie aus den oberen Schichten, auch wenn der Anzug alt und ausgeblichen aussah."Wo bleiben denn meine Manieren, setz dich doch, Mädchen", bot er mir an und ich war sichtlich verwirrt von seiner Freundlichkeit.

Dennoch setzte ich mich. "Was liegt dir auf dem Herzen?" Ich atmete noch einmal tief durch, jetzt musste ich ihn überzeugen. "Wir möchten uns euch anschließen."

Er sah mich genauso überrascht an wie Louis. Doch in seinem Blick lag noch etwas anderes. "Und warum glaubst du sollten wir dir und deinem Freund vertrauen?"

"Ich weiß nicht.", begann ich und sah, dass Louis mich spöttisch anlächelte. "Aber", fuhr ich fort, "wir bringen Dinge mit, die kein anderer ihrer Rebellen hat. "

"Und die da wären?" Gut, ich hatte mir das perfekt zurecht gelegt und er würde mir das abkaufen, sprach ich mir selbst Mut zu. "Wir wissen, wie die Sicherheistanlagen und ähnliches funktionieren. Der Aufbau der Häuser ist uns ebenfalls bekannt und es nicht gerade schwierig da hinein zu kommen für uns."

Er nickte und sah mich noch nicht wirklich überzeugt an. "Rein kommen wir auch, wie du gesehen haben müsstest." Er berief sich auf das Ereignis in Daniels Haus.

"Natürlich. Aber im Gegensatz zu diesem misslungenem Versuch, würde jeder Versuch mit uns funktionieren." Interessiert sah er mich jetzt an. "Und wie?"

"Indem man uns als 'Geisel' nimmt. Keiner würde es wagen uns anzugreifen, weil wir zu den oberen Schichten gehören. Mein Vater ist ein angesehener und bedeutender Mann und jeder, der es wagen könnte seine Tochter anzugreifen, würde sofort dem Erdboden gleich gemacht werden und finanziell zu Grunde gehen. Damit wäre er direkt dem Tod ausgeliefert."

Auf seinem Gesicht breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus. "Mir gefallen deine Argumente, Mädchen. Einen Versuch ist es wert. Zur Not können wir immer noch Lösegeld fordern und falls jemand was merkt, wird er wie du sagtest, keine Äußerung wagen. Louis, da es deine Gefangenen sind, bist du für sie zuständig."

Ungläubig schaute er seinen Boss an. Auch mich überraschte es, wie leicht ich ihn überzeugen konnte. "Aber - " Mit einem Blick brachte sein Boss ihn zum Schweigen. "Keine Widerrede. Und jetzt geh." Wir machten Anstalten zu gehen, doch dann hielt er uns noch auf.

"Wie heißt du Mädchen?" Ich sah ihn an und diesmal wirkte er freundlicher auf mich, fast so, als wollte er mich ernsthaft willkommen heißen.

"Keira, Keira Dawson" Er lächelte mich an. "Na dann, herzlich willkommen Keira. Ich bin Bob.", stellte er sich vor und ich nickte. Dann entließ er uns und wir gingen nach draußen.

RebellionWhere stories live. Discover now