Kapitel 54

2.3K 192 21
                                    


Kapitel 54

Ich sitze an einem der Tische in der Cafeteria und trommle ungeduldig mit dem Finger darauf. Nachdem Louis und sein Trupp uns vor dem Eingang abgefangen hatten, haben sie mich hierher verfrachtet und den Rest der Leute hier auf ihre Zimmer verbannt.

Pah, als wären sie kleine Kinder. Endlich betritt Louis den Raum. Geradewegs steuert er auf mich zu und sieht nicht gerade erfreut aus. Dabei bin ich diejenige die sauer sein sollte.

„Was war das denn für eine Aktion?", fahre ich ihn an, als er sich mir gegenübersetzt. „Bitte? Du bist doch diejenige, die ihren Auftrag nicht geschissen bekommt. Eineinhalb Wochen bist du jetzt schon weg, du hättest vor 4 Tagen wieder bei uns sein sollen", kontert er.

„Hast du eigentlich ne Ahnung, was für Sorgen ich mir gemacht habe?", fügt er noch hinzu und greift nach meiner Hand. Doch ich entziehe sie ihm wieder und stehe auf.

„Ach ja? Als ich aufgebrochen bin, schien ich dir noch ziemlich egal zu sein", fauche ich und lasse die Wut von vor zwei Wochen wieder in mir aufkochen.

„Deswegen bist du noch sauer? Aber wie du sehen kannst hatte ich Recht, es war keine gute Idee dich zu schicken." Ach, war das so?

„Es hätte alles nach Plan funktioniert, wenn du nicht hier herein gestürmt wärst wie ein Irrer", verteidige ich mich und sehe ihn erbost an.

„Hättest du deine Frist eingehalten wäre das nicht passiert", sagt er und steht ebenfalls auf. Er macht einen Schritt auf mich zu, doch ich wende mich ab.

„Wo ist Joe? Ich will mit ihm reden", frage ich Louis. „In seinem Zimmer. Wieso willst du mit ihm reden?", fragt er und sieht mich eifersüchtig an.

„Weil du ihm deine Knarre an den Kopf gehalten hast, als wir uns das letzte Mal gesehen haben und ich gerne unsere Chance auf eine Zusammenarbeit wiederherstellen möchte", antworte ich patzig und mache mich auf in Richtung Fahrstuhl.

„Ist er dir jetzt etwas wichtiger als ich? Wir haben uns seit eineinhalb Wochen nicht gesehen und du haust direkt wieder ab." Wütend funkelt er mich an. Doch ich erkenne auch die Eifersucht in seinem Blick.

„Ach halt die Klappe, Louis", fauche ich ihn an und gehe. In Joes Zimmer angekommen, setze ich mich zu ihm aufs Bett.

„Dein Freund versteht wohl nicht so viel von Diplomatie, was?", lächelt er mich an und sofort werde ich wieder ruhig. Vielleicht war das der Grund, warum ich wirklich zu Joe wollte. Er brachte mich nicht zum Toben.

„Nein nicht wirklich", antworte ich und schaue zu Boden. Unsere Unterhaltung schwirrt mir im Sinn. Und der Kuss. Und die Tatsache, dass Louis jetzt hier ist, macht das Ganze nicht einfacher.

„Aber von Captain Hook bin ich nichts anderes gewohnt", grinst er und boxt mich gegen die Schulter. „Captain Hook?", frage ich lachend.

„Ja, Louis und ich hatten unsere Streitigkeiten als er hier war. Es ging darum, dass wir den Virus vollkommen ignorieren. Er wollte unbedingt was dagegen machen. Deshalb ist er jetzt denke ich auch bei euch."

Das erklärte seinen Hass auf Joe. „Da die Absicht der Rebellen nun ziemlich deutlich geworden ist, würde ich dich darum bitten, dass ihr euch uns anschließt. Ich weiß du hältst davon nicht viel, aber ich glaube wirklich, dass wir etwas verändern können."

Joe mustert mich und scheint nachzudenken. „Bevor ich dir antworte möchte ich dir etwas zeigen, aber dazu müssen wir hier raus."

Ich nicke und wir gehen zusammen in Richtung Ausgang. Doch der wird bereits von zwei Rebellen bewacht, die ich nicht kenne.

„Lasst uns durch", sage ich, doch sie rühren sich kein Stück. „Wir haben den Auftrag-", setzt der eine an, doch ich schneide ihm das Wort ab.

„Ich hab gesagt, lasst uns durch." Ich bleibe ruhig, doch meine Stimme macht deutlich, dass ich keine Widerrede dulde. Und es klappt, sie lassen uns durch.

„Das war beeindruckend", sagt Joe als wir in der alten Fabrik stehen. Ich zucke lediglich mit den Schultern.

Joe führt mich aus der Fabrik zu einem Auto. Wir steigen ein und fahren eine ganze Weile, weiter weg von der Stadt.

Irgendwann halten wir an einem großen Zaun, größer als der um die Stadt. Hinter diesem Zaun kann ich einige Gebäude erkennen, allerdings nur vereinzelt.

„Hast du je einen vom Virus erkrankten gesehen?", fragt Joe mich. Ein Schauer überkommt mich, als ich an den Blick des Mannes in der Krankenstation denke.

„Deinen Gesichtsausdruck fasse ich als ein Ja auf. Aber hast du auch einen gesehen, der nicht medizinisch behandelt wurde?"

Ich weiß nicht wovon er spricht. Es gibt doch nur die Impfung oder den Tod. Joe steigt aus dem Auto aus und weist mich an ihm zu folgen.

Wir gehen auf den Zaun zu. Kaum stehen wir einen Meter vorm Zaun, springt etwas dagegen. Erschrocken weiche ich zurück. Zuerst glaube ich es sei ein Mensch. Doch als ich es genauer betrachte, kann ich mir das nicht vorstellen.

Bei dem Anblick wird mir übel. Das Wesen vor mir sieht schrecklich aus. Die blutunterlaufenen Augen haben denselben Wahnsinn in sich wie die des Mannes auf der Krankenstation. Doch dieses Wesen sieht schlimmer aus.

Haare und Haut sind an vielen Stellen herausgerissen oder hängen nur noch ebenso am Körper. Es sieht so aus als seien einige Stellen herausgebissen worden.

Wie verrückt presst sich das Wesen gegen den Zaun um uns zu erreichen. Der Krach den es verursacht lockt weitere an.

Sie pressen sich als Haufen gegen den Zaun, welcher sich langsam biegt Panik steigt in mir auf und ich weiche weiter zurück. Joe sieht meine Angst und deutet auf den Wagen.

Ich nicke und wir steigen ein. Dann machen wir uns auf den Rückweg. Während der ganzen Fahrt schweigt er. Ich selbst habe aber auch nicht das Bedürfnis, die Bilder von gerade spuken in meinem Kopf.

Als wir wieder an der Fabrik angekommen sind, sieht Joe mich an.

„Keira, ich vertraue dir. Ich werde niemanden meiner Leute zwingen sich euch anzuschließen, aber ich werde dir folgen. Aber bevor du dich entscheidest zu rebellieren solltest du überlegen ob es das wert ist.

Du magst vielleicht die Stadt erobern, magst das System stürzen, doch du kannst den Virus nicht besiegen. Niemand kann das. Du hast diese Menschen gesehen, ihnen hilft keine Impfung mehr. Und von ihnen gibt es noch so viel mehr.

Die Wahl liegt bei dir, ich werde dir folgen, egal wofür du dich entscheidest. Aber ich wollte sichergehen, dass dir das ganze Ausmaß klar ist."

Und dann lässt er mich alleine. Alleine mit meinen Gedanken, allein mit dieser schier unmöglichen Entscheidung.


RebellionNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ