Kapitel 71

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Kapitel 71

Seit meiner laut Louis dämlichsten Idee, die ein Mensch überhaupt haben kann sind mittlerweile ein paar Tage vergangen. Und heute ist der erste Tag an dem ich das Krankenlager wieder verlassen darf.

Das wurde aber auch Zeit, ich bin fast vor Langeweile umgekommen. Das einzige was ich mir anhören durfte, waren Louis endlose Vorträge über meine dummen Ideen und deren Konsequenzen.

Ich finde ja, dass ich mich im Großen und Ganzen gar nicht so dumm angestellt habe, aber ihm fielen anscheinend auf einmal zig Situationen ein.

Zuerst die Sache mit meinem störrischen Verhalten nach der Entführung, dann die Tatsache, dass ich mich mit Jack angelegt habe, dass ich Daniel von dem Ausgang erzählt habe und noch so einiges mehr.

Aber sind wir mal ehrlich, ohne diese ganzen Aktionen wäre ich nicht hier. Du auch wenn vielleicht nicht alles immer strategisch klug war, hab ich aus allem was gelernt.

Naja, aus fast allem. Von Jack lasse ich mir noch immer nichts gefallen und bei einer weiteren Entführung wäre ich genauso stur.

Aber genug in der Vergangenheit geschwelgt, ich muss mich auf die Zukunft konzentrieren. Bob hat ich in sein Büro bestellt, denn es gibt anscheinend eine große Neuigkeit.

Doch worum es ungefähr geht, wollte er mir nicht sagen. Also muss ich wohl oder übel warten. In seinem Büro angekommen, sehe ich, dass Louis auch anwesend ist. Sowie ein weiterer, mir unbekannter Mann.

Er ist groß und schmal. Seine hellbraunen Haare stehen wirr vom Kopf. Er sieht noch recht jung aus, vielleicht ein wenig älter als Louis. Auffallend sind seine Segelohren und die Sommersprossen, die überall in seinem Gesicht verteilt sind.

„Hallo, Keira", begrüßt Bob mich und ich nicke. Ein kurzer Blick auf den unbekannten Mann macht Bob deutlich, dass ich ihm noch nie begegnet bin.

„Das hier ist Sebastian. Er war mit einer der Ärzte, die dich behandelt haben", stellt Bob mir den Mann vor. Er reicht mir seine Hand. „Keira", stelle ich mich vor, auch wenn er sicher weiß, wer ich bin.

Mit seinen blauen Augen mustert er mich kurz. „Nun ja, Keira. Wir haben durch deine Verletzung eine interessante Sache entdeckt. Aber beginnen wir von vorne.

Da du ja deine Impfung entfernt hast, mussten wir prüfen, wie viel davon noch in deinem Blut ist, um dich gegebenfalls neu zu impfen.

Dabei ist mir etwas sehr Ungewöhnliches aufgefallen. Ich habe dein Blut nach den Antikörpern der Impfung untersucht. Doch ich habe kaum Reste davon aufgefunden. Allerdings gab es eine ander Gruppe Antikörper, die denen sehr ähnlich sind.

Und diese Antikörper hat dein Immunsystem selbst gebildet", erklärt er mir. Noch ganz verstehe ich nicht, was er mir sagen will. Fragend schaue ich ihn an. „Und das heißt?"

Ich hoffe, die Frage ist jetzt nicht dumm. Nicht, dass ich einfach nur auf dem Schlauch stehe, das wär peinlich. „Nun ja, du bist immun gegen den Virus." Ungläubig sehe ich ihn an.

„Immun?", hake ich sicherheitshalber nochmal nach. „Genau. Ich habe die Antikörper weiter untersucht und eine neue Formel für eine Impfung gefunden, die es erlaubt mehr herzustellen. Denn die Vorräte für diese Formel sind längst nicht so begrenzt wie die der jetzigen.

Und anscheinend ist es dem Körper möglich, diese Antikörper selber zu bilden. Wenn wir Glück haben, schaffen wir es so den Virus zu besiegen. Oder ihn zumindest stärker zu bekämpfen und mehreren Menschen eine Impfung zu ermöglichen."

So langsam beginne ich, die Informationen nachzuvollziehen und zu verarbeiten. Ein triumphierendes Grinsen macht sich auf meinen Lippen breit. Ich sehe Louis an.

„Und jetzt sag mir nochmal, dass das dumm war." Er zuckt mit den Schultern. „Natürlich war es dumm, du hättest draufgehen können."

Bevor ich die Chance habe, etwas zu erwidern, schneidet Bob mir das Wort ab. „Es ist doch auch egal, die Hauptsache ist, dass wir eine Impfung haben. Eine Impfung für die breite Masse.

Damit können wir die Welt verändern, wenn wir die Rebellion erstmal gewonnen haben. Stellt euch nur mal vor, wie vielen Menschen geholfen werden kann."

Mein Lächeln wird nur noch breiter. Meine Mutter hatte Recht, ich habe was großes vollbracht. Und wenn wir gewinnen, vollbringe ich etwas noch größeres.

RebellionWhere stories live. Discover now