Kapitel 1

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"Keira, kommst du? Wir müssen gleich los. Die Adams haben uns zum Abendessen eingeladen", rief meine Mutter genervt von unten. Sie hasste meine Unpünktlichkeit, aber ich konnte daran nichts ändern.

"Bin gleich fertig", antwortete ich ihr, während ich den Lidstrich vollendete. So, fertig. Ein letztes Mal schaute ich in den Spiegel und fuhr mit den Fingern über den seidigen Stoff meines Kleides, es war mein Lieblingskleid.

Es war dunkelblau, wie die Nacht und lag am Korsett eng an um dann unter der Taille in einen fließenden Stoff überzugehen. Ich hatte es absichtlich rausgesucht, weil ich wusste, dass wir zu den Adams und somit auch zu Daniel fuhren.

Seit Jahren war ich in den hübschen Jungen verliebt, also wäre heute doch die Chance ihn besser kennenzulernen oder?

Zum Glück waren unsere Väter Geschäftspartner und wir nun zum Abendessen eingeladen waren. Schnell noch etwas Parfum aufgetragen und dann sollte ich mich beeilen.

Ich liebte diesen Duft, es roch nach Lavendel und erinnerte mich immer an meine Großmutter. Ich kannte sie kaum, doch ich wusste, dass sie immer nach Lavendel gerochen hatte.

Langsam ging ich die dunkle Holztreppe hinab und hinein in den Flur unten. Er war in einem cremeton gestrichen und wirkte sehr einladend. Die einzige Kommode, die dort stand, war aus dunklem Ebenholz, so wie die meisten Möbel in unserem Anwesen.

Ungeduldig standen dort bereits meine Mutter und mein Vater. Wie immer wenn wir weggingen, hatte sich meine Mutter ein neues Kleid gekauft. Dieses war ein fliederfarbenes aus einem fließenden Stoff, mit eine Band aus Diamenten um ihre Taille. "Was haben wir dir noch beigebracht?" Natürlich berief sich mein Mutter wieder auf so etwas.

Sie war sehr streng bei der Erziehung und wenn ich wollte, könnte ich mich an all ihre Regeln halten, aber ich wollte nicht und für meinen Vater war ich seine kleine Prinzessin und so ließ er alles durchgehen.

Ich hasste es, mich zu benehmen wie meine Mutter. Das gerade Sitzen, das ständige Lächeln, immer mit Anmut gehen. Das war mir alles zu anstrengend und so ließ ich es lieber bleiben.

"Pünktlichkeit ist eine Tugend, die sich für eine junge Lady gehört", sagte ich auswendig auf und lief in Richtung unseres Autos. Vom Flur aus führte eine Tür direkt zur Garage, in dem die Autos standen.

Heute fuhren wir in einem schwarzen Wagen, der eher sportlich war und nicht geeignet für voluminöse Ballkleider oder ähnliches. "Musst du immer auf diesen hacken laufen? Du fällst nochmal hin", seufzte mein Vater, als er die Garage betrat.

Beide hatten immer was an mir auszusetzen, aber das war mir egal. Mein Vater tat es, weil ich für ihn immer ein kleines Mädchen blieb und somit nicht auf High Heels laufen sollte und meine Mutter war eben so.

Sie fand es schrecklich wie ich mich benahm, wie ich mich kleidte, einfach alles. Manchmal dachte ich wirklich, meine Mutter liebte mich nicht, doch das war Irrsinn. Zumindest war das meine Hoffnung.

Aber nun setzten sie sich zu mir in den Wagen. "Und denk daran, was ich dir beigebracht habe", erinnerte mich meine Mutter und ich nickte augenverdrehend, während mein Vater von unserem Grundstück fuhr.

Nun waren wir ungeschützt, ohne unseren sicheren Zaun. Über all könnten ärmere Menschen lauern, um uns zu überfallen und damit ihr Leben für ein paar Jahre zu sichern.

Geld in Form von Schmuck trugen wir genug bei uns. Es wäre ein leichtes für sie, es gegen Geld zu tauschen und Medizin davon zu kaufen. Zum Glück war uns noch nie etwas dergleichen passiert.

Aus dem Fenster konnte ich erkennen, dass an den Straßenrändern Menschen lagen, übersäht mit Beulen und Wunden, Narben und Entzündungen. Auch die Straßen waren voller Dreck und Ratten sowie anderes Ungeziefer waren weit verbreitet.

RebellionWhere stories live. Discover now