Kapitel 20

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Im Raum saßen bereits Bob, Pia und ein Mann, den ich nicht kannte, wahrscheinlich Nathan. Er hatte blonde, kurze Haare und strahlend blaue Augen. an sah ihm an, dass er Ausbilder waren, denn seine Muskeln waren stark ausgeprägt.

Unbeholfen folgte ich Louis und setzte mich neben ihn. "So, der Ball findet in zwei Tagen statt. Pia hat bereist die Kleider entworfen und deines müsste passen, Keira. Sie hat Helens Maße genommen, aber eure Statur ist ungefähr gleich. Die beiden werden euch begleiten, da sie sehr viel Erfahrung haben. Louis würde es auch so schaffen, doch bei dir bin ich mir nicht sicher, Keira, tut mir Leid", erklärte Bob.

Verständnisvoll nickte ich. "Gut. Du und Louis seid aus dem Königshaus von Andorra, einem kleinen Staat zwischen Frankreich und Spanien unter der Herrschaft der Rebellen. Ihr seid William und Eliza von Andorra. Stellt euch bitte nur so vor. Pia und Nathen werden eure Gefolgsleute darstellen, sie sind Mary und Samuel."

Wieder nickte ich und merkte mir die Namen. Auf alle Fälle würde ich sie heute Abend auf einen Zettel notieren und auswendig lernen. "Eure Aufgabe ist es, Schmuck zu stehlen und wenn möglich auch Bargeld."

Das sollte zu machen sein. "Gut, dass wars dann auch schon. Gibt es noch Fragen?" Keiner sagte etwas und deshalb entließ Bob uns. "Keira würdest du bitte mitkommen, ich würde das Kleid gerne anpassen", bat Pia und ich nickte.

"Ich freue mich schon so auf den Ball. Seit Wochen durfte ich nicht auf eine Mission, wegen meiner dämlichen Verletzung. Dank dir darf ich nun." Verwirrt sah ich sie an. "Wieso dank mir?"

"Nun, Bob war der Meinung, dass er dir vertrauen kann, aber noch nicht genug. Zudem glaubt er, dass du der Sache noch nicht ganz gewachsen bist und Hilfe einer erfahrenen Person brauchst, also mir."

Das ergab Sinn und ich war auch froh sie dabei zu haben. In ihrem Atelier war es unordentlicher als sonst. Überall lagen Stoffreste herum und Nadeln lagen verteilt. An einem Ständer hingen vier Outfits, zwei Kleider und zwei Anzüge.

Pia ging rüber zu dem Ständer und holte ein lilanes Kleid hervor. Unmengen von Stoff quollen hervor. "Hier, warte ich helfe dir." Zuerst zog ich mir meine Kleidung bis auf die Unterwäsche aus.

Damit ich irgendwie in das Kleid kam, musste ich mich auf den Tisch stellen und von dort aus irgendwie in das Loch schlüpfen, dass für den Kopf gedacht war.

Nach einigen missglückten Versuchen schaffte ich es dann endlich und ich hatte das Kleid an. "Oh Gott, Keira. Du bist so wunderschön", schwärmte Helen, die gerade durch die Tür stürmte.

Gefolgt von Daniel und Balu. "Nimm den Hund weg, sonst zerstört er das Kleid noch", rief Pia verärgert. Helen sah so aus, als wolle sie protestieren, doch da hatte Daniel den Hund schon auf dem Arm.

"Ich stimme Helen zu. Du bist wirklich wunderschön. Ich kann froh sein, so eine tolle Freundin zu haben", lächelte Daniel mich an und sofort erwärmte sich mein Herz.

Es war so unglaublich was seine Komplimente mit mir anstellten. Wenn er sagte ich wäre hübsch ,fühlte ich mich hübsch, wenn er sagte ich wäre lustig, dann fühlte ich mich lustig.

"Schön, dass ihr es genauso seht. Allerdings muss es an der Taille enger. Wie ich sehe, bist du schmaler geworden als Helen." Empört sah Helen Pia an, doch diese interessierte es nicht.

Sie ging mit Nadel und Faden auf mich zu und begann meine Taille zu bearbeiten. Nachdem sie endlich fertig war, wollte auch ich mich sehen. Ich ging rüber zu einem Spiegel, was sich als schwierig erwies, denn das Kleid hatte ein beachtliches Volumen.

Als ich mich dann durch die Mengen von Hindernissen durchgekämpft hatte, konnte ich mich selbst betrachten. Das Kleid war ein Mesiterwerk. Es war das, was Pia gezeichnet und mich nach Rat gefragt hatte. Meinen Tipp hatte sie beachtet und nun sah das Kleid perfekt für solch einen Ball aus.

Auch wenn ich selbst kein Freund von solchen Kleidern war, so konnte ich sagen, dass dieses hier wunderschön war und niemand auf dem Ball könnte mein Kleid toppen.

"Pia, du bist eine Künstlerin. Das Kleid ist wunderschön", schwärmte ich. "Und die Trägerin ist nicht minder schön. Außerdem machen Leute die Kleider erst zu etwas besonderem."

Ich wollte sie umarmen, doch es klappte nicht. "Eine Frage, wie soll ich damit tanzen?" Nachdenklich sah Pia mich an. "Vielleicht hätte ich das beachten sollen. Holt bitte einer Louis? Wir müssen das üben."

Sofort war Helen verschwunden und kam Minuten später mit Louis zurück. Skeptisch beäugte er das Kleid. "Ist das nicht zu viel?" Verärgert schüttelte Pia den Kopf. "Du hast doch keine Ahnung, es ist perfekt."

Louis sah einem nach dem anderen an. "Und was wolltet ihr jetzt? Meinen Kommentar zu dem Kleid?" Er hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben und sah Pia fragend an.

"Nein, du sollst lernen, so mit ihr zu tanzen." Erneut begutachtete er das Kleid. "Wie soll ich das denn bitte anstellen?" Pia zuckte nur mit den Schultern und ging zu einem Radio.

Sie drückte einige Knöpfe und schon erklang Musik. Seufzend nahm Louis die Hände aus der Tasche und kam auf mich zu. "Warum muss ich überhauüt ir ihr tanzen?"

"Weil ihr verheiratet seid und somit miteinander zu tanzen habt", antwortete Pia genervt. Ich war über die Tanzsache genauso wenig begeistert wie Louis, aber es nützte nichts, Pia hatte Recht.

Wenn wir wirklich wie ein echtes Königspaar aussehen wollten, dann mussten wir wohl oder übel tanzen. Irgendwie schaffte Louis es, die ganzen Stoffmassen so zu positionieren, dass er mich richtig halten konnte.

"Glaubst du, du schaffst es mich damit nicht umzuwerfen?" Ich musste lachen. "Dein Humor ist genauso beschissen wie meiner." Beleidigt sah er mich an. "Mein Humor ist tausendmal besser als deiner."

Und dann begann er mich zu drehen. Wie von selbst folgten meine Beine der Musik und wir schafften es besser als gedacht mit dem Kleid. Doch da hatte ich mich zu früh gefreut, denn schon nach dem 6. Schritt, drehte ich mich ein wenig zu schnell und brachte Louis mit dem Stoff ins Stolpern.

So waren wir aus dem Takt und durften von vorne anfangen. Doch auch diesmal klappte es nicht so recht und wir schafften nur 8 Schritte. Genervt stöhnte Louis auf.

"Kannst du nicht ein paar Lagen Stoff wegnehmen?" Empört sah Pia ihn an. "Und dieses Meisterwerk zerstören? Niemals. Und jetzt weiterüben." Ihr Ton ließ keinen Widerspruch zu und so wurde erneut geübt.

Zwar hatte ich durch den Unterricht schon öfter mit Luis getanzt, doch ein Kleid erschwerte das ganze extrem. Besonders so ein buschiges. "Oh warte, vielleicht solltest du auch die passenden Schuhe anziehen", fiel Pia ein und sie holte lilane High Heels.

Allerdings erwies sich das anziehen als verdammt schwer und so musste Helen unter den Rock kriechen und mir mit den Schuhe helfen. Louis brach dadurch in Gelächter aus und auch Daniel musste grinsen.

Finster schaute ich die beiden an. Das Kleid mag hübsch sein, aber in diesem Moment wurde mir wieder klar, warum ich Kleider nicht wirklich mochte. Als dann auch die Hürde mit den Schuhen geschafft war, konnten wir weiter üben.

Auch wenn es sich dämlich anhörte, erleichterten die Schuhe das Tanzen. Durch den Absatz hob sich auch das Kleid an und so konnte Louis näher an mich heran.

Trotzdem war es noch immer kompliziert zu tanzen und ganze zweimal fiel ich sogar hin. Oder wäre hingefallen, hätte Louis mich nicht aufgefangen. "Ich glaube, das wird noch ein langer Tag", seufzte Pia irgendwann.

Und ich konnte ihr nur zustimmen. Zwar wurden wir immer besser, aber unsere Fortschritte waren schleppend. So konnte es noch Stunden dauern, bis wir es wirklich schafften, ein Lied komplett durch zu tanzen. Und genau das würden meine Füße mich morgen büßen lassen.

RebellionWhere stories live. Discover now