Kapitel 70

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Kapitel 70

Um mich herum nehme ich leises Gemurmel und ein kontinuierliches Piepen war. Doch alles hört sich so fern an. Ich will eine Augen öffnen, doch es gelingt mir nicht. Dann muss ich mich wohl auf meine anderen Sinne verlassen.

Ich höre also noch einmal genauer hin, doch außer dem Piepen und dem Gemurmel kann ich wirklich nichts Weiteres hören.

Ich versuche zu erstasten worauf ich liege, doch meine Arme du Hände gehorchen mir nicht. Ich habe kein Gefühl in ihnen, als wären sie gelähmt.

Dann muss ich mich halt durch Geruch orientieren. Doch bis auf einen beißenden, sterilen Geruch komme ich auch hier nicht weiter. Erneut versuche ich meine Augen zu öffnen, doch es gelingt mir noch immer nicht.

Okay, denk nach Keira. Woran kannst du dich erinnern? Louis und ich waren auf der Mission. Leider hört es da auch schon auf.

Verdammt, wo bin ich bloß? Mein Gedankengang wird unterbrochen von einem Signalton und einem Gefühl in meinem Unterarm. Ein leichter Druck, als wenn mir etwas gespritzt würde.

Auf einmal fällt es mir schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Das Taubheitsgefühl meiner Arme weitet sich auf meinen Körper auf. Und bevor ich mich versehe, schlafe ich zum Klang des monotonen Piepens wieder ein.

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Als ich wieder zu mir komme, sind meine Sinne weniger benebelt als zuvor. Diesmal gelingt es mir sogar einzelne Worte aufzuschnappen.

„Ruhe...Blutverlust...Glück", ist leider alles was ich verstehe. Okay, aber denken wir nochmal nach. Blutverlust, das heißt, ich bin verletzt und hatte wahrscheinlich Glück. Aber was war nur passiert.

Angestrengt versuche ich nachzudenken, doch das löst nur Kopfschmerzen aus. Ich muss wohl warten bis ich jemanden fragen kann. Wieder versuche ich meine Augen zu öffnen und es gelingt mir sogar ein kleines Stück.

Doch alles ist verschwommen, sodass ich nur zwei schemenhafte Gestalten erkennen kann. Als ich versuche etwas zu sagen, versagt meine Stimme.

Ich schaffe es nicht einmal meinen Mund ganz zu öffnen. Bevor ich die Chance habe einen anderen Sinn zu verwenden, ertönt wieder der Signalton und eine Flüssigkeit wird in meinen Unterarm gespritzt.

Innerhalb von Sekunden dämmere ich wieder davon.

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Diesmal fühle ich mich um einiges wacher. Fast würde ich sagen, ich bin wieder komplett fit. Doch leicht erschöpft fühle ich mich immer noch.

Als ich dieses Mal meine Augen öffnen will, gelingt es mir ohne weitere Probleme. Zum ersten Mal kann ich sehen, wo genau ich mich befinde.

Ich liege auf einem Bett in einem weißen Raum. Neben mir steht eine Maschine die augenscheinlich meine Vitalwerte misst. Auf der anderen Seite steht ein Tropf, dessen Schlauch in meinen Unterarm führt. Sicher befindet sich eine Art Schmerzmittel in dem Gefäß.

Ein weiterer Schlauch in meinem Arm ist gefüllt mit Blut. Doch was genau es damit auf sich hat, weiß ich auch nicht.

Die Tür ist geschlossen und somit bin ich unschlüssig, wie ich auf mich aufmerksam machen sollte. Aufstehen war definitiv keine Option. Dazu fühle ich mich nicht in der Lage.

Außerdem ist das mit den ganzen Schläuchen auch recht schwierig. „Hallo", will ich rufen, doch heraus kommt nur ein erbärmliches Krächzen.

Mein Hals ist trocken und rau. Wie lange bin ich wohl schon hier? Plötzlich fällt mir auch wieder ein, wieso ich überhaupt hier bin.

Die Erinnerungen an Louis Zusammenbruch und meine Idee mit der Impfung kommen zurück. Also habe ich das ganze überlebt, hoffen wir nur Louis auch.

Aber eigentlich sollte er es geschafft haben. Immerhin war er ja nicht verletzt. Und so viel kann ich mit der Impfung ja nicht falsch gemacht haben oder?

Aber zurück zu meinem gegenwärtigen Problem. Wie mache ich mich bemerkbar? Rufen fällt raus, das bringt nichts.

Ich sehe mich um und entdecke ein Glas auf einem Nachttisch neben dem Bett. Bingo, das sollte gehen. Also hebe ich meinen unverletzten Arm und wische mit einer Geste das Glas vom Tisch.

Mit einem lauten klirren zersplittert es auf den Fliesen. Innerhalb weniger Sekunden stürmt Louis in den Raum gefolgt von Bob.

Die Sorge in seinem Blick weicht Erleichterung, als er sieht, dass ich wach und vollkommen unversehrt bin. Naja, zumindest nicht noch ramponierter als vorher.

Doch ehe ich etwas sagen kann, wandelt sich sein Gesichtsausdruck wieder. Nun starrt er mich wütend an. „Sag mal bist du noch ganz dicht?", schreit er. „Wie kannst du nur so etwas unglaublich Dummes tun."

Bevor ich die Chance habe, mich zu verteidigen, fährt er fort. „Du hättest dabei draufgehen können, Keira. Der Arzt sagte, du hast Glück, dass du nicht verblutest bist. Immerhin hast du dir den Unterarm aufgeschnitten und da verläuft deine Pulsader lang.

Weißt du was für Sorgen ich mir gemacht habe? Und das alles wäre dann meine Schuld gewesen, weil du geglaubt hast, deine dämliche Aktion sei meine letzte Rettung. Hättest du mich nicht einfach so hierherbringen können?"

Im Nachhinein betrachtet wäre das vielleicht wirklich schlauer gewesen, aber sind wir mal ehrlich, an sowas denke ich in solchen Momenten nicht. Da handle ich viel lieber.

„Louis, beruhig dich. Du solltest Keira nicht so anschreien, sie ist gerade erst aufgewacht", mischt sich Bob jetzt ein und ich lächle ihm dankbar zu. Doch dann verhärtet sich sein Blick und er sieht mich streng an.

„Trotzdem bin ich ganz seiner Meinung. Hast du eine Ahnung, was das für Auswirkungen gehabt hätte? Nicht nur für die Rebellion, sondern auch für mich. Ich habe deine Mutter schon sterben sehen und ich möchte nicht, dass dir das Gleiche passiert, verstanden?"

Beschämt sehe ich auf die Decke. Ich habe doch niemals beabsichtigt mich damit umzubringen. Es schien mir in dem Moment einfach richtig.

„Hast du dazu gar nichts zu sagen?", fragt Louis noch immer wütend und sieht mich erwartungsvoll an. Ich deute auf meine Kehle, um ihm klar zu machen, dass ich etwas zu trinken benötige.

Er verlässt kurz den Raum und kommt mit einem Glas Wasser zurück. Nachdem ich es ausgetrunken habe, gebe ich es ihm zurück.

„Ich hatte einfach Panik. Ich hatte Angst dich zu verlieren. Und dein Blick... Ich wusste nicht was ich tun sollte und das fiel mir als erstes ein. Es tut mir leid", antworte ich schuldbewusst, noch immer heiser.

Louis vorwurfsvoller Blick wird ein wenig weicher. „Mach nie wieder so was Dummes", bittet er mich und ich nicke. Ich habe meine Lektion gelernt.

Auch wenn ich nichts bereue, denn ich habe es aus den richtigen Gründen getan. Aber nächstes Mal sollte ich vielleicht wirklich genauer nachdenken.

„Jetzt ruh dich noch ein wenig aus. Die Rebellion wartet nicht auf dich", sagt Bob und die beiden verlassen das Zimmer.

Auf einmal merkte ich, dass selbst das Gespräch anstrengend gewesen war. Wahrscheinlich bin ich doch nicht so fit, wie am Anfang vermutet. Bob hatte Recht, ich muss mich ausruhen.

Also schließe ich die Augen und bin schon nach wenigen Minuten eingeschlafen.




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Da sich dieses Buch dem Ende nähert, denke ich darüber nach, was ich anschließend machen möchte. Ich überlege eine neue Panem FF zu schreiben und möchte deshalb hier einmal fragen, ob Interesse bestünde, diese zu lesen. Oder gibt es eher Interesse an einer neuen, eigenen Story, denn auch dafür hätte ich Ideen. Bin momentan nur sehr unschlüssig, was ich danach machen sollte. Und natürlich freue ich mich wie immer über Feedback.

LG

RebellionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt