Kapitel 12

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"Wir werden wieder Tischmanieren durchnehmen und bleiben in den Gruppen von gestern", erklärte uns Madame Dupont. Sofort stand meine Gruppe wieder bei mir und wir gingen zu unserem Tisch von gestern.

Da ich keinen Bock hatte, alles ein zweites Mal zu erklären, kürzte ich es etwas ab. "Wisst ihr noch alles?" Ein zustimmendes Gemurmel war zu hören und so forderte ich das Essen an.

"Sicher, dass sie schon so weit sind?", hakte Madame Dupont noch einmal nach. "Ja. Gestern haben sie es schon sehr gut gemacht und heute konnten sie es immer noch", log ich einfach Mal.

Selbst als Lehrerin hasste ich diesen Unterricht. Sie seufzte und rief dann nach dem ersten Essen. Sehnsüchtig sahen ihre Schüler mir nach. Wahrscheinlich durften sie sich jetzt noch ein weiteres Mal an der Theorie erfreuen.

Die Regel mit dem Anfangen schien wirklich hängen geblieben zu sein. Auch welches Besteck man verwendete hielten sie ein, aber die Regel war auch kinderleicht und somit eigentlich kein Problem.

Schwieriger wurde es dann aber mit der richtigen Haltung. Ziemlich oft musste ich daran erinnern, dass der Ellenbogen nicht auf den Tisch gehört und man gerade sitzen sollte.

Auch die Sache mit dem Reden lief nicht so ganz glatt. Aber wie heißt es so schön, noch nie ist ein Meister vom Himmel gefallen und so gab ich die Hoffnung nicht auf, dass wir noch weitere Übungsstunden hatten.

Doch beim Nachtisch lief dann wieder alles glatt. Vielleicht sollte ich die Regeln einfach kurz wiederholen und dann Essen. Ich glaube, sie waren gar nicht so schlecht, wenn sie sich konzentrierten.

Und wenn man auf einem Ball war, war es nochmals komplett anders. Man machte einfach das, was die große Menge auch tat. Während wir schon fertig waren, begannen die anderen Gruppen gerade mal.

"Wie wäre es, wenn ihr schon Walzer übt, das kommt morgen dran", schlug Madam Dupont zu. Verdammt, das konnte ich auch nicht. "Da vorne ist ein bisschen mehr Platz, versucht es doch da."

Ich ging mit der Gruppe rüber und sie sahen mich erwartungsvoll an. Gut, jetzt nachdenken. Wiederhol einfach das, was deine Lehrerin gesagt hat, sagte ich mir selbst zu.

"Der Walzer ist ein Paartanz im Dreivierteltakt. Jeder sucht sich jetzt bitte einen Partner und einer darf Versuchsobjekt bei mir spielen." Ich zweifelte, dass jemand freiwillig zu mir kam, aber Mino kam.

"Darf ich sie um diesen Tanz bitten?", scherzte er und verneigte sich. "Aber sicher doch. Woher weißt du das?" Augenverdrehend seufzte er. "Du glaubst gar nicht wie vernarrt Helen auf das ganze Zeug ist und Louis hat uns ne Menge beigebracht, er war ja schon auf solchen Anlässen."

Ich nickte und schaute dann in meine Gruppe. Erstaunlicherweise hatten alle einen Partner. Dann hatte ich mich gestern mit der Einschätzung vom Mädchen-Jungen-Verhältnis geirrt.

"Okay. fangen wir mit der richtigen Haltung an. Man steht relativ nah aneinander und der Junge legt die rechte Hand zwischen Hüfte und unterem Rücken, das Mädchen auf die Schulter des Jungen. Mit der linken Hand halten beide sich fest. Die Füße stehen zu dem Partner hin und der jeweils rechte Fuß zwischen den Füßen des Partners, aber nicht zu weit, nur mit der Fußspitze."

Nachdem sich alle so hin gestellt hatten, auch Mino und ich, konnte ich weiter machen. "Nun zu den Schritten. Mann rechts vor, Frau links zurück." Ich wartete kurz, bis alle soweit waren.

"Nun Mann links vor, Frau rechts zurück. Jetzt müssten die Füße wieder parallel zueinander stehen." Auch hier wartete ich etwas. "Jetzt beide Füße zusammenziehen. Dann wiederholen wir die Schritte, bloß andersherum. Diesmal etwas schneller."

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