Kapitel 13 - Von Verrückten und dem Labyrinth

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Kapitel 13

Von Verrückten und dem Labyrinth


~Sabrina~

Wütend starrte Sabrina Red hinterher. Mile hatte nur noch Augen für sie. Und sie selbst, seine Schwester, liess er völlig links liegen! Sie fühlte sich so allein in dieser neuen Welt!
Red warf sich ihren Umhang um und verliess die Zwergen Hütte, um sich von ihrem Wolf zu verabschieden.
Die Zwerge wollten sie auf unterirdischem Wege zum Schloss führen. Niemand sollte erfahren, dass die Herrscher der Gezeiten hier waren. Sie waren der Joker, das Ass im Ärmel.
Und in den Tunneln der Zwerge hatte ein Wolf dieser Grösse einfach keinen Platz... Aber das Tier würde nachkommen. Durch einen anderen
Tunnel der dem Doc nach gross genug für einen Drachen war.
Die Zwerge packten bereits alles zusammen, was ihnen lieb und teuer war. Schlussendlich schulterten alle sieben ihre Spitzhacken und es konnte losgehen.
Wieder liefen sie durch diesen wunderschönen Wald. Es war alles so unwirklich! Wie ein Traum!
»Wenn man das hier sieht, kann man kaum glauben, dass hier in der Nähe das Böse sein Unwesen treibt, nicht wahr?«
Sabrina drehte sich zu dem Sprecher um.
Sie hatte Dopey noch nie sprechen gehört. Der Zwerg hatte eine eigenartige Stimme, für die es kein Adjektiv gab, doch „gnäfig" ist passend.
Er klang wie eine Ente und sein watschelnder Gang unterstrich das Ganze noch.
Sabrina nickte.
»Ja, es ist alles so friedlich!«, sagte sie andächtig.
»Hier schon. Aber die Welt sieht von oben ganz anders aus. Zehn Kilometer weiter nach Norden und du kannst die schwarzen Wachtürme der Dunklen sehen!«, meinte Dopey.
»Wieso? Hast du die Welt denn schon einmal von Oben gesehen?«, fragte Sabrina interessiert.
Konnte der kleine Tollpatsch von Zwerg etwa fliegen?
Dopey nickte stolz.
»Vor circa hundert Jahren hat mich mal ein Drachenreiter mitfliegen lassen. Hach, es war so wunderschön!«, seufzte Dopey und seine Augen glänzten verträumt. Sabrina konnte ihn gerade noch an der Schulter packen, bevor er über eine Wurzel stolperte.
»Huch, danke Eisprinzessin!«, keuchte Dopey und lächelte.
»Nenn mich bitte einfach Sabrina!«, erwiderte sie.
»Was hast du vorher gesagt? Drachenreiter? Die gibt es?«, fragte sie neugierig.
Der Zwerg nickte.
»Oh ja! Und wie es die gibt! Sie sind den Dunklen ein Dorn im Auge. Sie schlossen sich den Rebellen vor einigen Jahrzehnten an. Sie sind sehr mächtig und weise! Sie kommen von weit her! Und ihre Drachen sind anders als die Drachen, die bei uns leben. Die Drachen hier sind blutrünstige Monster! Die Drachen der Reiter sind klug und edel. Sie sind seelisch an ihren Reiter gebunden. Und sie sind so schön! Du solltest mal ihre glitzernden Schuppen sehen. Dagegen ist ein Diamant ein Klumpen Gnomenrotze!«
Sabrina lachte.
»Ich hoffe, ich bekomme mal einen zu Gesicht! So begeistert wie du bist, muss das schon etwas sehr besonderes sein!«, sagte sie und grinste den Zwerg an.
»Oh, da bin ich mir sicher! Am Hofe König Drosselbarts leben sehr viele Drachen und Reiter. Du wirst sicher welche zu sehen bekommen! Vorausgesetzt, wir schaffen es bis dorthin!«, meinte Dopey.
»Wieso? Ich dachte, das Zwergenlabyrinth sei sicher!«, meinte Sabrina besorgt.
Grumpy, der vor ihnen lief drehte sich um und knurrte: »Das Labyrinth ist alles andere als sicher! Seitdem die Dunklen an der Macht sind, lauert hinter jeder Ecke ein Nekromaner, Vampyr oder gar ein schwarzer Mann! Was glaubst du, weshalb wir die Türen immer verriegelt haben?«
»Nekromaner? Vampyr? Schwarzer Mann? Was sind das für Wesen?«, fragte Sabrina nervös.
»Nekromaner sind Totenbewohner. Wenn ein Mensch stirbt und er nicht innerhalb vierundzwanzig Stunden beerdigt wird, ergreift ein Nekromaner Besitz von der Leiche. Nekromaner sind die Seelen böser Wesen, die es nicht auf die andere Seite geschafft haben.
Vampyre sind Verwandte der Vampire. Doch Vampire haben noch eine Seele. Zwar haben nur die wenigsten Vampire eine gute Seele, doch wenigstens haben sie eine! Natürlich sind die meisten Vampire böse, doch es gibt einige, die gut sind. Die leben jedoch meist sehr zurückgezogen. Nur wenige von den guten haben sich den Rebellen angeschlossen.
Auch Vampyre waren einst Vampire. Doch sie sind meist sehr alt. Sie gehen so im Blutrausch auf, dass ihre Seele verkümmert. Aus dem Vampir wird ein Vampyr«, erklärte Grumpy.
»Und was ist ein... Schwarzer Mann?«, fragte Sabrina verwirrt.
Grumpy verdrehte die Augen. Er schien es zu geniessen, ihr mit seinen Schauergeschichten Angst einzujagen.
»Die sind die Schlimmsten! Am Tag sind sie nichts als Schatten. Doch in der Dunkelheit... Sie hüpfen von den Wänden, wachsen aus dem Boden! Und dann saugen sie dir mit ihren bleichen Gesichtern deine Lebenskraft aus! Dann schleppen sie deinen Körper in ihre Höhlen. Dort bleibst du bewegungsunfähig liegen. Für immer! Oder bis jemand den schwarzen Mann tötet...«, erklärte der Zwerg und freute sich über Sabrinas Gänsehaut, die ihr langsam den Arm hinaufkroch.
»Und wie tötet man diese Ungeheuer?«, fragte sie zögernd.
»Die Nekromaner musst du zerhacken. Meist reicht es, wenn du ihnen den Kopf abschneidest und ihnen ins Herz stichst.
Vampyre musst du verbrennen. Du kannst sie aber auch pfählen, aber der Pflock muss das ganze Herz durchbohren!
Die schwarzen Männer sind sehr schwer zu töten. Die einzige Möglichkeit, sie zu töten, ist, ihnen die Augen auszustechen. Die Augen sind das Fenster zur Seele. Und ohne Augen können all die Seelen, die von dem Monster gefangen gehalten werden, fliehen«, erklärte Dopey und stiess sich den Kopf an einem herabhängenden Ast.
»Wie beruhigend...«, seufzte Sabrina.
Grumpy blieb abrupt stehen und Sabrina stiess mit ihm zusammen.
Während Sabrina sich noch entschuldigte hielt der Zwerg, der sich bereits aufgerappelt hatte, ihr seine Hand hin, um ihr aufzuhelfen.
»Entschuldigung Grumpy! Das war echt keine...«
»Nur die Ruhe Eisprinzessin. Wir sind da!«

Uralte Fassung (1): Twos - Die Prophezeiung von Feuer und EisWhere stories live. Discover now