Kapitel 26 - Der Lichterlord und die Antwort zum Hass

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Kapitel 26

Der Lichterlord und die Antwort zum Hass


~Sabrina~

Sie zuckte zusammen. Der Nadelkopf und die bereits in die Breite und Länge wachsende Nadel glitten durch ihre Finger und landeten klirrend auf dem schwarzen Untergrund. Die Dunkelheit stürzte sich darauf wie ein Rudel ausgehungerter Wölfe auf sie.
»Was hast du nur getan!«
Da war eine Stimme! Schon wieder! Tief und kehlig. Und irgendwie... vertraut! Unsinn! Ob ihre schmerzhafte Begegnung mit dem Stuhl in Hooks Kabine wohl doch schwerwiegendere Schäden hinterlassen hatte? Seit wann war sie so vertrauensselig? Was wenn das Ding sie fressen wollte?! Was wenn so ein Monster hinter ihr stand? So eins wie das von denen Faritales ihr erzählt hatte. Dagah oder so was...
Sabrina traute sich nicht, sich umzudrehen. Sie konnte sich bereits vorstellen, wie ein riesiges, haariges, schwarzes Monster ihr den Kopf abbiss. Zwar konnte sie in der Märchenwelt nicht sterben, doch was war mit dieser Traumwelt, in der sie sich befand. Konnte man in der Starre sterben?
»Wer ist da?«, fragte sie. Sie schaffte es, dass ihre Stimme nicht ganz so zittrig klang... Überraschend!
»Sag mir deinen Namen!«, knurrte der Unbekannte mit der tiefen Stimme.
Was sollte das denn? Warum wollte das Monster ihren Namen wissen, bevor es sie frass? Oder war das hinter ihr gar doch kein Monster? Konnte so ein Monster überhaupt sprechen?
Vor was hatte sie eigentlich Angst? Sie war noch immer die Eisprinzessin. Hier und in allen anderen Welten! Entschlossen richtete sie sich auf.
»Mein Name ist Sabrina Beltran! Tochter von Eira und Ignatz Beltran. Schwester von Mile Beltran, dem Lichterlord. Ich bin die Eisprinzessin.«
Ihr Herz raste. Das Geräusch ihres Atems schien im Moment einem Heavy Metall Konzert Konkurrenz zu machen. Am liebsten wäre sie einfach davon gelaufen!
Es raschelte! Ein Kratzen! Dann tauchten plötzlich zwei riesige, grüne Augen vor ihr auf. Sabrina schrie und taumelte zurück, wobei sie gegen Jeremys Zylinder stiess, der umkippte und über den Boden rollte. Dabei wurde auch der Lichtkegel herumgerissen und blieb schliesslich an zwei gigantischen, schwarzen Tatzen hängen.
Die Tatze hob und legte sich auf den Scheinwerfer-Hut. Dann stupste das Ding mit den Riesenpfoten den Zylinder zu ihr zurück. Hecktisch riss sie den Hut an sich. Ihr Blick huschte zu dem Nadelschwert und dem dazugehörigem Schild. Vielleicht würde sie sich damit lange genug verteidigen können, bis sie das Zeitlimit der Sperre überschritten hatte und sie zurück teleportiert wurde...
»Du bist die Eisprinzessin? Du bist... Sabrina?«, fragte der Unbekannte. Die Frage klang weder aggressiv noch ängstlich. Eher... ungläubig und erfreut, nein... glücklich!
»Ja. Hab ich doch gesagt. Und wer sind sie?«, fragte sie unsicher. Sie versuchte, sich so unauffällig wie möglich den am Boden liegenden Waffen zu nähern.
»Wie alt bist du? Wie geht es Mile? Wie ist es euch ergangen? Und wieso bist du hier? Was ist passiert? Wie hast du mich gerufen?«, grollte es aus der Dunkelheit.
Sabrina war verwirrt. Sie hob langsam den Hut. Das Licht kroch an den Tatzen hinauf. Zu sehen war sehr viel dunkelgraues Haar. Zwei Muskulöse Beine und noch mehr Haar. Und dann blickte sie in das majestätische Gesicht eines alten Löwen. Er war mindestens einen Meter grösser als sie. Sein Fell war grau. Von den Schnurrhaaren bis zur Schwanzspitze, abgesehen von einigen weissen Haaren, die hier und da aus dem dunklen Fell heraus leuchteten.
Schon wieder ein Löwe. Sie hatte doch an Mile, den Lichterlord gedacht. Nicht an das Wappentier des Herrschers!
»Weisst du, wer ich bin?«, fragte das Tier und musterte sie aus seinen intelligenten, waldgrünen Augen. Diese Augen... Sie leuchteten in einem wunderschönen Smaragdgrün und strahlten Intelligenz, Tapferkeit, Entschlossenheit und Mut aus.
Mile
Es waren seine Augen. Waldgrün mit goldenen Sprenkeln. Doch etwas fehlte... Sie kam nicht darauf...
»Ich kenne dich...«, meinte sie langsam. »Das sind die Augen meines Bruders...«
»Nicht ganz... Es ist wohl eher umgekehrt.«
Sabrina lief es eiskalt den Rücken hinunter.
»Nein.«
»Sabrina. Es ist wahr.«
Sie schrie. Sie stolperte die letzten paar Meter zu Schild und Schwert. Sie konnte die Waffen kaum festhalten, so sehr zitterte sie am ganzen Körper.
»Nein! Du solltest tot sein!«

Uralte Fassung (1): Twos - Die Prophezeiung von Feuer und EisWhere stories live. Discover now