Kapitel 34 - Geschichten, die ein Vöglein zwitschert

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Kapitel 34

Geschichten, die ein Vöglein zwitschert


~Theodor~

Sterben.
Was ist das?
Wenn die Seele ihre sterbliche Hülle zurücklässt, um auf eine neue Reise zu gehen.
Sterben ist der Moment, wenn aus einem Leben, einem Menschen eine Erinnerung wird.
Wird man wiedergeboren?
Oder fügt sich der Geist in das Grosse, das Göttliche mit ein, um für alle Ewigkeit als gigantischer, himmlischer Knäul durch das All zu fliegen?
Kommt man in das Paradies, wo Milch und Honig fliessen?
Oder kommt man gar in die Hölle, wo man gegen die Folterknechte des Satans antreten muss?
Oder...
Oder kommt am Ende gar nichts mehr?
Bei ihm jedenfalls war der Himmel/ die Hölle weiss.
Das Jüngste Gericht?
Er war nie besonders gläubig gewesen, trotz des katholischen Knabenchors...
Er wagte es nicht, sich zu bewegen. Stattdessen starre er nach oben - An eine Decke. Und noch während er etwas verwirrt auf die hässliche Lampe starrte, die dort oben hing und darüber nachgrübelte, wieso die Erzengel wohl kleine Fischsticker auf ihre Lampen klebten, pikse ihm etwas in die Wange.
»Wuaaaaah
Vor Schreck wäre er beinahe von seinem Klapperbett gefallen und damit den Urwald aus Kabeln, Schläuchen und Injektionen mit sich gerissen.
»Wow Schlafmütze! Seit wann bist du denn Karate-Kid?«, lachte es neben ihm und die Stimme kam ihm nur allzu bekannt vor. Irgendwie klar, aber auch geprägt von einem rauem Humor und man konnte das Temperament heraus hören. Eine Probe davon hatte er ja auch schon kosten dürfen. Mit der Stimme kamen auch die Erinnerungen wieder. Die Erinnerung an das Konzert, den Regen, diesen eigenartigen Zeitstillstand, die Monster-Schizo-Mom, das irren Menschenopferritual und natürlich das Mädchen. Das Mädchen, das ihn verprügelt, ein Messer an die Kehle gepresst und ihm das Leben gerettet hatte. Ja, er konnte sich daran erinnern. An alles.
»Ich... ich... Mein... mein...«
Panisch tastete er an seiner Brust herum. Stechender Schmerz. Er schrie auf, tastete trotzdem weiter.
»Oi! Pennsocke. Keine Panik!«
Wo war der hässliche Kanada Pulli? Was war das für ein grüner Lappen, den er da trug? Das war doch...
Er riss an dem komischen Krankenhausstoff. Er spürte darunter einen weiteren Stoff. Ein Verband?
»Halt! Bravo-Boy! Stopp!«
»Ich fühle nichts!«, rief er panisch.
Er gab es auf, den Stoff zu zerreissen. Stattdessen versuchte er die Knöpfe zu öffnen, doch die verdammten Dinger waren winzig und er bekam sie einfach nicht zu fassen.
»Theodor. Theodor Stark! Jetzt halt gefälligst still!«
Zwei karamellbraune, feine Hände, die für ihr Aussehen erstaunlich stark waren, umklammerten seine Handgelenke.
»Deinem Herzen geht es gut! Der Doc meinte, du seist körperlich zwar etwas angeschlagen, doch er könnte nichts Lebensgefährliches feststellen. Doch du solltest vorsichtiger sein. So ein Herzstillstand sei ein klares Warnsignal... Blablabla. Glück gehabt, du Star!«
Herzstillstand? Der Doc?
Theodor beruhigte sich nur mühsam. Er blickte auf und musterte Krankenhaus-Bonnie, die breit grinste. Wenn er Bonnie Cassedy bei Nacht „nicht schlecht aussehend" genannt hatte, was schon dort untertrieben war, dann war es hübsch oder schön erst recht. Das Tageslicht, auch wenn nur wenige Lichtstrahlen sich durch die Jalousien gekämpft hatten, liessen ihre schwarzen Haare glänzen. Die Haut, karamellbraun und rein, war an den Wangen vor Aufregung gerötet. Und ihre schokoladenbraunen Augen leuchteten. Sie trug das gleiche wie er. Eine Art Schürze, die man über dem Hintern zuschnürte. Die gewöhnlichen Krankenhaus Klamotten. Doch Bonnie wirkte fehl am Platz. Sie schien vor Lebensfreude und Energie nur so zu beben. Und was die Sache noch verdrehter machte; Bonnie sass in einem Rollstuhl!
»Ja, ich weiss!«, witzelte sie. »Ich sitze in einem Rollstuhl!«
Er schüttelte benommen den Kopf.
»Was machst du überhaupt hier?«, fragte er. Wenn das hier ein Krankenhaus war, hatte man dann keinen Security-Typen engagiert, um ihm Presse, Gaffer und Fans vom Hals zu halten?
»Dein Wachmann ist echt voll 'ne Niete. Ich hab mich die ganze Zeit schlafend gestellt, bis ich alleine war. Dann bin ich heimlich aus meinem Zimmer abgehauen. Das Sicherheitsschloss für das Medikamentenlager war leicht zu knacken, die haben echt den Code 1234! Jedenfalls hab ich dann irgend so ein Mittel mitgehen lassen auf dessen Verpackung „Für Entleerung gedacht" draufstand. Dann hab ich deinem Securityheini 'nen Kaffee gebracht und jetzt hockt der arme Kerl im Dauerzustand auf dem Klo«, plapperte Bonnie drauf los.
Theodor war viel zu verwirrt, um sich über irgendetwas zu wundern. Noch immer strömten neue Erinnerungen auf ihn ein. Er stammelte: »Ich... Da waren Geister... Und du hast mich gehauen! Bonnie Cassedy und... und du hast mich geküsst... und ich war...«
»Oi! Halt, halt, halt! Ich hab dich nicht „geküsst"! Ich habe... Mund-zu-Mund-Beatmung gemacht! Und die Ohrfeige hast du dir also verdient!«, verteidigte sie sich sogleich. Sie versuchte es zu verbergen, doch er sah es; die Röte schoss ihr für einen Moment ins Gesicht.
Mädchen, dachte er. Man konnte sie leicht um den Finger wickeln. Diese Bonnie schien da keine Ausnahme zu sein.
Selbstgefällig grinsend meinte er: »Ach was. Das muss dir doch nicht peinlich sein. Ich bin...«
Bonnie schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Nee du, lass mal stecken Theodor Stark, Herr der Toten! Wie wäre es stattdessen mit einem Dankeschön? Ich habe da an so ein Schnösel-Fünf-Sterne-Restaurant gedacht und an ein Flugticket für Hawaii...«
Tja... Dann wohl doch nicht...
Es raschelte und ein kleiner Vogel kam schimpfend und zeternd aus Bonnies Ausschnitt gekrabbelt.
»Du hast den Piepmatz mit ins Krankenhaus genommen?!«, zischte Theodor.
»Nein hab ich nicht! Im Gegensatz zu dir wurde ich nicht so toll untersucht, weisst du? Ich durfte in 'nem Kühlschrank aufwachen! Vollkommen nackt und mit 'nem Zettel am grossen Zeh!«, maulte Bonnie.
»Moment mal. Du bist in der Pathologie gewesen? Die haben dich für tot gehalten? Wieso?«, fragte er ungläubig. Diese Irre wollte ihn wohl verarschen!
»Ja! Das wäre nicht passiert, wenn du nicht so gierig währst!«, zischte sie.
Höh?
»Was redest du da?«, fragte er. Erinnerungsfetzen überfluteten ihn.
Da war Bonnie... Sie küss... Sie „beatmete" ihn. Dann sass sie auf ihm, die Hände auf seine nackte Brust gelegt... Und dann erinnerte er sich an ein eigenartiges Gefühl... Als würde ihn jemand mit... Freude, Liebe, Zuversicht und Licht betanken.
Leben.
»Das warst du? Wie machst du das?«
Bonnie lachte. Sie lehnte sich zurück und legte ihre nackten Füsse auf seinen Nachttisch.
»Keine Ahnung. Gigas hat gesagt, was ich machen soll. Und es hat funktioniert!«
Sie hatte ihm Leben eingeflösst!
»Du hast mich... Wiederbelebt! Kannst zu zaubern oder so was?«, fragte er verwirrt. Das war alles so unwirklich...
»Ja. Ich bin Bonnie Allmächtig! Davor warst du tot! Krepiert. Verreckt. Total hinüber. Babbela...«, meinte Bonnie und grinste.
Nun mischte sich der Kolibri wieder ein: »Bonnie hör auf rumzualbern. Mr. Stark hat ein Recht zu erfahren, wer er ist und was passiert ist!«
»Danke!«, meinte Theodor und sah nun gespannt Bonnie an. Er wollte Antworten!
Das Mädchen verdrehte spöttisch die Schokoladenaugen und begann mit einem lauten Seufzer: »Also... Fangen wir da an, wo du mich angefallen hast...«
»Du hast mich zuerst angesprungen wie eine Irre!«, unterbrach er sie.
»Du bist doch nur immer noch beleidigt, dass du gegen ein Mädchen verloren hast. Nicht zu vergessen, dass dir eben dieses Mädchen auch den Arsch gerettet hat!«, kicherte Bonnie.
»Kinder!«, piepste Gigas. »Reisst euch zusammen!«
Bonnie nickte und fuhr fort: »Jedenfalls bist du dann wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen und bist, nach Mami schreiend, davongelaufen...«
»So war das aber auch nicht...«, maulte er und wurde rot.
»Ach was. Das muss dir doch nicht peinlich sein...«, äffte sie ihn nach und klimperte mit den langen schwarzen Wimpern.
Ha. Ha. Ha.
»Ich bin dir dann hinterhergelaufen. Ich wusste, dass da was im Busch war.«
»Ach, hellsehen kannst du auch noch?«, feixte er.
»Ich nenne es weibliche Intuition. Jedenfalls bist du dann wie blöd durch den Wald gerannt. Da hab ich meine magische Jedikräfte benutzt um dich wiederzufinden.«
»Wo hast du so was gelernt?«, fragte er neugierig.
»Was? Meine geheimen Psy-Kräfte? Keine Ahnung... Ich konnte so was schon immer... Irgendwie... Und dann hab ich Gigas hier getroffen und der bringt mir den Rest bei...«, meinte Bonnie schulterzuckend. Theodor stellte sich vor, wie dieser Kolibri um das Mädchen herumflatterte. „Spüre die Macht, junge Jedi-Bonnie. Möge die Macht mit dir sein!"
»Was kannst du denn noch?«, fragte Theodor neugierig. »Kann ich so was auch lernen?«
Bonnie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch Gigas ging dazwischen.
»Nein. Noch nicht. Und es wäre auch besser wenn... Deine Kraft... Ist etwas... Speziell. Ein andermal.«, stotterte der Piepmatz.
»Äääh... Okay...«, meinte er und runzelte die Stirn.
»Jedenfalls hab ich dich gefunden. Du warst schon ziemlich tot, weil irgend so 'ne Geisterfrau aus der Unterwelt dir das Herz rausreissen wollte...«, setzte Bonnie wieder ein.
»Ja, daran kann ich mich nur zu gut. erinnern...«, meinte er und dachte an die schrecklichen Schmerzen, die die Geisterhand in seiner Brust verursacht hatte.
»Dann bist du umgekippt und warst tot. So richtig tot.«
Er schauderte. Ihm war es gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass... Nun ja... Ihm praktisch die Seele erst aus dem Körper gerissen und er dann wieder zurückgeholt worden war.
»Und wieso bin ich jetzt hier? Das... das hier ist doch ein Krankenhaus? Oder sind wir beide tot? Bist du ein Engel oder so?«, platzte es aus ihm heraus. Mist... Das mit dem Engel klang echt bescheuert!
Bonnie krümmte sich vor Lachen, rutschte dabei aus ihrem Rollstuhl und plumpste auf ihren Hintern, was sie noch mehr zum Lachen brachte. Nun musste auch er grinsen.
»Klar doch! Ich bin der Engel, der dich in den Himmel bringen soll, damit du Riesenpromi dem Allmächtigen was vorprominieren kannst. Was bist du eigentlich für ein Vogel?«, grölte sie und hielt sich den Bauch.
Beleidigt verschenkte er die Arme vor der Brust, liess sie jedoch sogleich wieder sinken. Er musste sich wohl eine Rippe oder so was gebrochen haben. Es tat jedenfalls echt scheiss weh!
»Du solltest mich eigentlich sehr wohl kennen! Theodor Stark! Diverse goldene Platten und Preise!«, rief er stolz und zeigte sein schönstes Poster-Lächeln. Es machte ihn ganz verrückt, dass diese Bonnie... nun ja... dass diese Bonnie ihm nicht um den Hals fiel und ihn anhimmelte wie all die anderen Mädchen, die er kannte.
Bonnie quiekte: »Preise? Welche denn? Den goldenen Bravo-Bubbie? Den Super-Frisur-Award?«
Er startete einen neuen Flirtversuch: »Soll das heissen, du magst meine Frisur?« Er zwinkerte ihr zu.
»Pff! Bilde dir bloss nichts darauf ein, dass ich was für Locken übrig habe, denn das schliesst nicht aus, dass mich selbstverliebte Machos abstossen!«
»Aber wie soll das möglich sein? Wieso ist die Zeit stehen geblieben? Wieso haben diese Geister es auf mich abgesehen? Und wieso hast du diese Jedikräfte?«, fragte er stur. Das klang wie aus einem Comicheft.
»Ich habe dich gerettet und jetzt lebst du wieder. Jedenfalls so halbwegs. Habich dir schon gesagt, dass du echt scheisse aussiehst?«
»Hast du.«
»Egal. Du siehst echt übel aus. Der Arzt hat gesagt, das war was mit dem Herz.«
Theodor schwieg.
Dann murmelte er: »Du hast gesagt, du hättest mich gerettet. Und da du offensichtlich keinen Defibrillator dabei hattest... Es ist real oder?«
Bonnie blinzelte. Sie schielte zu ihrem Kolibri. Der neigte das Köpfchen zur Seite und nickte dann.
Theodor starrte die Infusion an. Die Nadel steckte in seiner Hand und liess unablässig Flüssigkeit in seinen Kreislauf tropfen.
»Ich weiss, dass ich nicht verrückt bin. Ich weiss, dass ich all das wirklich erlebt habe. Aber ich will es von dir hören. Sag es«, brummte er.
Er spürte Bonnies Blick auf sich ruhen.
»Theodor, ich kenne dich nicht. Du bist irgendein Kerl. Du kennst mich nicht. Ich bin irgendein Mädchen, das einen sprechenden Vogel mit sich rumschleppt. Und doch verbindet uns etwas. Das was passiert ist... Ich weiss es selbst nicht wirklich... Aber was ich weiss ist, dass ich diese Kräfte schon immer hatte. Ich habe lange Angst vor ihnen gehabt. Jedes Mal wenn ich als Kind einen Papierflieger aus Versehen zum Leben erweckt habe, war ich schrecklich verängstigt. Anfangs war es ja noch cool. Als wäre ich ein Magier. Doch wenn ich in der Öffentlichkeit irgendwas zum Leben erweckt habe, schrien die Menschen und rannten vor mir weg. Also bekam ich selbst Angst davor. Und als mein Vater starb und ich zu meinem Onkel kam...«, sie brach ab.
Bonnie war eine Waise. Aber wenigstens hatte sie ja noch ihren Onkel! Er hatte niemanden.
»Mein Onkel ist Zirkusdirektor. Unser Winterquartier ist hier in London. Der Zirkus lief nicht besonders gut, doch mein Onkel nahm mich auf. Mein Vater, dieser Idiot, muss Gantrovo von meiner Gabe erzählt haben. Das war der Grund, wieso ich die nächsten Jahre in seinem Wanderzirkus die Hauptattraktion gewesen bin. Und dann hat jemand Gigas bei Gantrovo abgegeben. Er war damals noch ein winziges Küken. Die Zirkusleute konnten nichts mit ihm anfangen, denn er war ein Kolibri und schlicht zu klein für ihre Zwecke. Ich bettelte darum, ihn behalten zu dürfen und dieser Wunsch wurde mir gewährt.
In der Manege durfte ich nun Papierpelikane wie von Zauberhand herumfliegen lassen. Damit hat der Zirkus richtig Kohle gemacht. Doch als ich irgendwann keinen Bock mehr hatte, hat mich mein Dreckskerl von Onkel in einen Wohnwagen gesperrt. Darum bin ich abgehauen. Darum bin ich in dieser Nacht unterwegs gewesen, Theodor. Als die Zeit stehen geblieben war, hatten wir gerade eine Probe. Ich hatte diese Chance ergreifen müssen, war geflohen. Und dann bin ich dir begegnet und habe dich irgendwie in meine Welt hineingezogen.
In meiner Welt gibt es keine Promis, keine Stars. In meiner Welt dreht sich alles um Dinge die ich nicht verstehen kann. Früher habe ich mir nie so viele Gedanken darüber gemacht, wer ich bin, doch seit ich dich getroffen habe, wir von Geistern verfolgt worden bist und du fast draufgegangen wärst, ist das irgendwie anders. Irgendetwas verbindet uns«, sprach sie.
Wie ein Echo hallten ihre Worte in ihm wieder.
Uns verbindet etwas, Theodor...
»Aber wer sind wir?«, fragte er und sah sie lange an. Bonnie starrte zurück. Die Spannung schwebte beinahe sichtbar im Raum. Wie ein Flimmern und Knistern in der Luft, wie ein Windstoss auf der Haut.
»Gigas weiss alles, aber er will es mir nicht erzählen. Alles was ich weiss ist, dass ich diese Kräfte, diese Magie oder was es auch immer ist, von meiner Mom geerbt habe. Gigas behauptet, sie komme aus einer Welt, wo viele Menschen spezielle Gaben haben. Er hat mit auch erzählt, dass dein Vater ebenfalls Kräfte hat. Oder hatte...«
Vater.
Sein Vater.
Der Vater, den er nie kennen gelernt hatte.
»Doch die Kräfte deines Vaters waren wohl nicht so... wie meine. Er konnte jedem Wesen das Leben aussaugen und anscheinend tat er das nicht gerade wenig. Darum hat man ihm seine Macht genommen.«
»Wie bitte? Was?«, unterbrach Theodor Bonnie. »Willst du behaupten, mein Vater sei ein durchgeknallter Serienkiller?!«
Gigas erklärte: »Tut mir leid, Mr. Stark, aber so ist es. Und was diesen Zeitstillstand angeht... Anscheinend hat jemand an der Zukunft herumgespielt. Das Schicksal ist ein fragiles Gerüst und nicht jeder ist bestimmt, es zu sehen. Kommt der Falsche damit in Kontakt, kann es solche Störungen geben wie eben dieser Zeitstillstand...«
Bonnie lächelte etwas benommen. »Na ja... So scheint es. Das sind aber die Worte dieses Vogels! Gigas glaubt, dass dich die Geister deiner Urur-und Ururur- und Ururururururururomas verfolgen, damit du ihre Geister freilässt, weil du ja der Gott der Toten oder so bist.«
Theodor starrte sie an.
»Ich hätte es wissen müssen. Die ganze Zeit über. Was hast du mir ins Getränk getan? Was es auch war, es war sicher in dem Wasser, dass ich vor dem Konzert getrunken habe oder? Ich glaube nicht, dass das Legal ist! Bonnie... Falls das überhaupt dein richtiger Name ist... Du wirst jetzt dieses Zimmer verlassen! Sofort!«, knurrte er.
Bonnie wechselte einen langen Blick mit dem Kolibri.
»Und dieser Kolibri... Den habt ihr Irren doch dressiert, nicht wahr? Der hat sicher irgendwo einen Minilautsprecher unter den Federn! Ich habe es schon oft genug gesagt, ich will bei keiner ihrer Shows mit machen! Ich hasse diese Kamerafallen, diese Realityshows und diesen ganzen anderen Shit! Raus hier!«
»Theodor, ich schwöre dir, ich lüge nicht! Das mag absolut abgedreht wirken, aber es ist die verfluchte Wahrheit!«, versuchte sie ihn zu beschwichtigen.
Mühsam richtete er sich auf. Einer der Monitore, ein grosses, klobiges Ding, mit dem er durch Kabeln und Schläuchen verbunden war, schlug Alarm.
»Raus!«, brüllte er.
Piep-Piep-Piep!
Ein weiterer Monitor, der seine Herzwellen anzeigte, stimmte mit ein.
»Leg dich hin! Du bist noch nicht gesund!«, redete Bonnie beschwichtigend auf ihn ein.
»Raus hier!«, brüllte er und übertönte dabei sogar die Monitore.
Er schaffte es, sich aufzurichten. Er liess sich von dem Bett rutschen und kam mit weichen Knien auf dem Laminat auf.
Und da war sie wieder. Eine dieser Attacken. Kochend heiss durchzuckten ihn Wellen von Hass. Heiss und ätzend. Er sah rot.
Bonnie kreischte: »Bist du verrückt?! Du hattest einen Herzinfarkt! Du darfst nicht einfach aufstehen!«
Eigentlich fühlte er sich auch nicht gut. Er fühlte sich schrecklich schwach, doch die Wut in ihm, woher sie auch kam, zwang ihn dazu, weiter zu machen.
»Raus!», schrie er wieder und als Bonnie sich nicht bewegte, ihn nur weiter verwirrt anstarrte, stürzte er sich auf sie.

Uralte Fassung (1): Twos - Die Prophezeiung von Feuer und EisWhere stories live. Discover now