Kapitel 11

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Sura

Als ich mich ein wenig beruhigt habe, gehe ich gedanklich noch einmal die Infos durch, die ich gerade von Jeffrey bekommen habe.

Jason war vor acht Monaten in Irak im Einsatz, um einen Terroristen auszuschalten. Er hat ein Team von sechs Männern angeführt und aufgrund einer Fehlentscheidung von ihm sind zwei seiner Männer, sowie zahlreiche Zivilisten, ums Leben gekommen. Ein weiterer wurde schwer verletzt. Offenbar sind sie unter starken Beschuss gekommen.

Eine Gänsehaut bildet sich auf meinen Körper, wenn ich daran denke, wie es damals abgelaufen sein muss. Aber das ist nicht das brisante, was mich so verschreckt hat.

Nein, es geht um Aaron Jones. Ich weiß nicht wie, aber Jeffreys Informantin, wer auch immer das ist, hat herausgefunden, dass Aaron mehrere Morddrohungen bekommen hat. Aber die waren allesamt nicht von Jason. Zumindest können sie es nicht sein, da er zu dem Zeitpunkt im Irak war.

Offenbar hat sich Aaron ziemliche Feinde in seiner beruflichen Laufbahn gemacht. Seine Anhänger haben ihn vergöttert, da er der erste Politiker in Texas war, der sich dafür eingesetzt hat, die Todesstrafe zu verbieten. Es war also abzusehen, dass ihm nicht alle gut gewillt sein werden.

Was aber so erschreckend an all den Infos ist, ist, dass er auch schon vor seinem Tod mysteriöse Autounfälle hatte, zudem wurde sein Haus einmal angezündet. Mir wird schwindlig, als ich an den Daten der Geschehnisse erkenne, dass es keineswegs Jason gewesen sein kann. Zu all den Vorfällen war er im Einsatz. Was bedeutet, dass er womöglich auch nicht den Mord begangen hat, sondern ihm jemand das in die Schuhe schieben will! Das würde erklären, wieso alles so schnell geht mit seiner Hinrichtung. Jemand will etwas vertuschen. Da bin ich mir sicher. Meine Gedanken wirbeln wild umher und ich kann all die Informationen gar nicht so schnell verarbeiten.

Ein ungutes Gefühl macht sich in meinem Bauch breit, als ich erst jetzt realisiere, in was für ein Wespennest ich da womöglich hineinsteche. Auch wenn ich Jason eigentlich nicht wiedersehen will, muss ich ihm davon erzählen. Nur wie kann ich mit ihm unter zwei Augen reden? Die letzten Male wo ich mit ihm gesprochen habe, hatten wir viel zu viele Zuhörer. Ich muss einen Weg finden. Grübelnd lehne ich mich auf dem Sofa zurück und denke über eine Möglichkeit nach.

***

Jason

Missmutig folge ich den Wärtern, als es Zeit ist, für meine Stunde im Hof. Wie konnte ich mich nur so in Sura täuschen? Ich dachte wirklich, sie wäre anders.

Tja, offenbar hat mich mein Menschenverstand verlassen, seitdem ich hier drinnen versauere. Insgeheim bin ich froh, dass ich nicht wie Phil sechzehn Jahre warten muss, bis es endlich vorbei ist.

Ich lasse meinen Blick über den Hof schweifen und ein Lächeln bildet sich auf meinem Gesicht, als ich bemerke, dass er heute wieder mit draußen ist. Seit zwei Tagen habe ich ihn nicht mehr gesehen und ich bin gespannt, was mit ihm los war.

„Hey, Phil", begrüße ich ihn, als ich neben ihm stehe. Er schenkt mir ein schwaches Lächeln und ich erkenne, dass er heute blass und auch abgemagert im Gesicht aussieht. „Was ist los?", frage ich ihn sofort und er geht, ohne ein Wort zu sagen, auf eine Bank zu und setzt sich stöhnend darauf.

Er atmet ein paar Mal tief ein und aus, bevor er endlich mit reden anfängt. „Bin noch etwas schwach auf den Beinen, ansonsten ist alles gut."

Misstrauisch ziehe ich meine Augenbrauen nach oben. „Warst du krank?", frage ich ihn, da dass eigentlich meine erste Schlussfolgerung ist. Aber wenn ich ihn mir jetzt so ansehe, kann das nicht sein.

Er winkt mit den Händen ab, als er merkt, dass ich kurz davor bin nachzubohren. Als er das jedoch tut, erkenne ich, dass an seiner rechten Schläfe ein Bluterguss ist. Das ist mir vorher gar nicht aufgefallen, da er mir lediglich seine linke Seite zugewendet hat.

„Jetzt rück mit der Sprache raus. Was ist los?"

„Nichts", zischt er und sieht mich aus müden Augen an.

„Der Bluterguss sieht nicht aus wie nichts. Also raus damit. Wer war das?"

Er schüttelt mit dem Kopf, doch ich registriere, dass sein Blick kurz zur gegenüberliegenden Seite des Hofes schweift. Sofort drehe ich mich in die Richtung und sehe Samuel grinsend mit seinem Gefolge an der Wand stehen. Ich wusste es! Dieses Arschloch!

„Wieso hat Samuel das getan? Ich dachte, er respektiert dich", knurre ich und balle meine Hände zu Fäusten. Nur mit Mühe kann ich mich zurückhalten, nicht auf Chims loszugehen.

„Hat er auch. Aber seitdem ich mich mit dir angefreundet habe, hat sein Respekt nachgelassen. Letztens hat er mich dann geschnappt und mit seinen dämlichen Freunden in die Mangel genommen. Ich habe mich ziemlich gewehrt, aber ich habe nun mal nicht mehr die Kraft wie so ein junger Spund", erklärt er leise und lehnt sich stöhnend an der Bank an. Offenbar ist der Bluterguss nicht seine einzige Verletzung.

„Diese Wichser", brumme ich und sehe zu den Wärtern. Wenn ich mich beeile, könnte ich diesem Arschloch wenigstens eine verpassen, bevor sie eingreifen.

Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, hechte ich los. Ich höre Phil nach mir rufen, doch ich reagiere nicht. Was fällt denen ein, auf einen alten Mann loszugehen?! Er hat ihnen keinen Grund gegeben und wenn sie ein Problem mit mir haben, dann sollen sie das auch mit mir ausmachen!

„Hey, Chims", brülle ich Samuel zu, als ich nur noch wenige Meter von ihm entfernt bin.

Er stößt sich von der Wand ab und gibt seinen Handlangern ein Zeichen, damit sie stehen bleiben. „Welche Ehre, Strent. Wie kommt es denn, dass du dich dazu herablässt mit mir zu sprechen?", frotzelt er und ich presse meinen Kiefer aufeinander.

„Was sollte das mit Phil?", blaffe ich und bleibe nahe vor ihm stehen.

Er begegnet meinem Blick mit Trotz und ein dämliches Grinsen bildet sich auf seinem Gesicht. „Er hat sich nicht an die Regeln gehalten", klärt er mich auf und lacht dabei.

Ich stimme mit einem falschen Lachen ein und drehe mich kurz zur Seite weg, nur um ihn mit vollen Schwung eine zu verpassen. Sein Kopf fliegt zur Seite, als meine Faust einen Volltreffer an seiner rechten Wange landet. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie sein Gefolge sich bereit zum Angriff stellt, doch Samuel hält sie nach wie vor zurück.

„Oh, Strent. Das war ein ganz böser Fehler, mein Lieber", sagt er wütend und ich lache auf.

„Glaub mir, das war das Beste, was ich in den letzten Monaten getan habe." Ich hole erneut aus, doch Samuel kann den Schlag abwehren und landet einen Treffer in meiner Magengegend. Mir bleibt kurz die Luft weg, aber ich reiße mich zusammen und stürze mich auf ihn.

Es bricht ein riesen Tumult aus, und alle versammeln sich um uns herum und feuern uns an. Ich kann Samuel überwältigen und nagle ihn am Boden mit meinen Beinen fest. Meine Fäuste prasseln auf sein Gesicht ein und es geht vollkommen mit mir durch. Samuels Gesicht ist kaum noch zu erkennen und als ich erneut ausholen will, spüre ich einen stechenden Schmerz an meiner rechten Seite. Als ich meinen Kopf zur Seite drehe, erkenne ich, dass einer von Samuels Freunden mit einem Messer auf mich eingestochen hat und er gerade ein zweites Mal ausholt.

Ich weiche aus, halte mir die Wunde und Samuel nutzt den Moment und befreit sich aus meinem Klammergriff. Doch bevor er auf mich einprügeln kann, reißen uns die Wärter auseinander und ich bekomme einen dumpfen Schlag gegen meine Schläfe, was alles um mich herum schwarz werden lässt.

*Yeah, endlich konnte ich das Kapitel hochladen. :-) Wattpad hat bei mir leider die letzten Tage gesponnen. :-( Das nächste Kapitel gibt es wie gewohnt am Sonntag. <3*

ENEMIESWhere stories live. Discover now