Kapitel 13

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Jason

Ich ducke mich instinktiv als die ersten Schüsse fallen und gebe meinen Männern mit Handzeichen zu verstehen, dass wir vorrücken müssen.

Sie sehen mich alle wenig begeistert an, doch was soll ich machen? Wir haben eine Mission zu erfüllen und wir sind kurz vorm Ziel. Den Terroristen, den wir erledigen sollen, befindet sich hier in der Nähe. Wir müssen ihn nur noch aufspüren und anschließend ausschalten. Dass wir unter Beschuss gekommen sind, haben wir vermutlich einen Späher zu verdanken.

Geduckt rennen wir über den staubigen Boden und hechten beinahe geräuschlos vor. Die Kugeln fliegen mir um die Ohren, doch ich habe nur das Ziel vor Augen. Eine lange Steinmauer schützt uns zumindest halbwegs vor den Angriffen.

Plötzlich taucht ein Schütze vor uns auf und ich erschieße ihn, ohne zu zögern. Er sackt in sich zusammen und mein Herz klopft mir bis zum Hals. Das Adrenalin schießt durch meine Adern und ich spüre, wie mir der Schweiß über die Stirn rinnt.

„Scheiße!", höre ich es hinter mir fluchen und ich drehe mich sofort um und erkenne, dass Brendan getroffen wurde.

Verfluchter Mist! Zwei meiner Männer stürzen zu ihm, ziehen ihn aus dem Schussfeld und sehen sich eilig seine Wunden an.

Erneut ertönen Schüsse und wie aus dem Nichts tauchen weitere Schützen vor uns auf, die ich abschieße. Alles geht so schnell, aber ein Gedanke schießt mir dennoch die ganze Zeit durch den Kopf: Ich hätte die Mission abbrechen müssen. Das hier war ein Fehler.

Eine Erkenntnis, die leider zu spät kommt.

Nach Atem ringend wache ich auf und schnappe gierig nach Luft. Die Gefängniskleidung klebt an meinen schweißnassen Körper und ich ziehe eine Grimasse, als ich mich zu schnell zur Seite drehe und die Stichwunde anfängt zu schmerzen.

Ich fahre mir mit der flachen Hand über das Gesicht, um ein wenig wacher zu werden. Doch der Traum haftet nach wie vor an mir und ich kann ihn einfach nicht abschütteln. So gut wie jede Nacht verfolgen mich solche Albträume. Ab und an sind es welche von dem gescheiterten Einsatz und wenn es die nicht sind, dann welche von der Tatnacht und wie ich in dem Büro aufwache und alles voll mit Blut ist.

Ohne auf den Schmerz zu achten, stehe ich auf und gehe unruhig in meiner kleinen Zelle hin und her. Diese Träume verfolgen mich nun bereits so lange und dennoch bringen sie jedes Mal meinen Gemütszustand in Aufruhr. Aber in weniger als vier Wochen hat es ein Ende. So wie alles.

Kurz blitzt Suras schönes Gesicht vor meinem inneren Auge auf, doch ich unterdrücke die Bilder schnell. Mit ihr will ich mich nicht auch noch befassen. Es ist besser, wenn sie Abstand von mir nimmt. Ich bin ein Monster und das sollte sie nicht vergessen.

„Häftling 3367 zurücktreten", ertönt es an meiner Zellentür und ich stelle mich noch etwas schwach auf den Beinen an die Wand. Einen Moment später öffnet sich die Tür und dieselbe Prozedur mit den Handschellen wie immer beginnt.

Vermutlich bringen sie mich jetzt erneut zum Arzt.

Seitdem mich dieser Wichser gestern abgestochen hat, muss ich ständig zum Verbandswechseln. Offenbar wollen die auf gar keinen Fall, dass ich eher krepiere.

Diese ganze Prügelei gestern hat mir drei Tage ohne Hofgang, sowie alleine Essen in meiner Zelle eingebracht. Aber das war es wert. Wie konnte sie sich auch einfach so an Phil vergreifen?! Einen alten Mann der, hier drinnen zumindest, niemanden je etwas getan hat. Ganz im Gegenteil.

Ich trotte neben den Wärtern her und ignoriere die Pfiffe und Rufe der anderen Häftlinge. Es ist sowieso nie etwas nettes. Alle hassen mich hier drinnen, doch damit habe ich mich längst abgefunden. In der Gefängnishierarchie stehe ich momentan sogar noch weiter unten als Frauen- und Kindermörder. Ich bin für alle hier, der größte Abschaum, den die Menschheit zu bieten hat. Sobald meine Hinrichtung vorbei ist, werden sie wahrscheinlich erst einmal einen kleinen Freudentanz aufführen.

Nach wenigen Augenblicken kommen wir bei dem Gefängnisarzt an. Ein Wärter klopft an und der Arzt öffnet einen Moment später die Tür. Sie begleiten mich zur Trage, lösen eine Handschelle von meinem linken Handgelenk und ketten mich damit an der Liege an. Die Wärter werfen mir noch einen bösen Blick zu, bevor sie das steril eingerichtete Arztzimmer verlassen und ich mich mit dem Arzt allein bin.

„Wie geht es Ihnen?", fragt er und hebt mein Oberteil an, um die Stichverletzung an meiner rechten Seite zu begutachten.

„Gut", antworte ich ihm wortkarg und er zieht das Pflaster ab und begutachtet die Naht.

„Sie hatten unglaubliches Glück, dass keine inneren Organe verletzt wurden. Alles verheilt recht gut und sie werden nur eine kleine Narbe davon behalten."

Ich lache freudlos auf und schüttle mit dem Kopf. „Als würde mir das etwas bringen", sage ich bitter und der Arzt legt ein neues Pflaster an, bevor er sich auf einen Stuhl mir gegenüber setzt und mich musternd ansieht. Während er das macht, tue ich es ihm gleich. Von Phil weiß ich, dass er bereits seit mehr als fünfzehn Jahren hier arbeitet und immer nett zu allen ist. Genauso wirkt er auch auf mich. Eben ein alter freundlicher Mann, der genau wie ich schon viel zu viel schlechtes gesehen hat.

„Tut mir leid. So war es nicht gemeint", entschuldigend er sich einen Augenblick später, aber ich winke nur ab. „Ich habe ihren Fall vom ersten Moment an im Fernsehen verfolgt. Sie sind ein netter junger Mann. Einen brutalen Mörder stelle ich mir anders vor", sagt er und steht auf. Bevor ich fragen kann, was er damit meint, ist er schon an der Tür und gibt den Wärtern ein Zeichen, dass sie mich wieder in meine Zelle bringen können.

„Schonen Sie sich noch und keine ruckartigen Bewegungen, sonst löst sich die Naht." Er nickt mir freundlich zu, bevor ich aufstehen und das Behandlungszimmer verlassen muss.

*Dieses Mal schon etwas eher ein neues Kapitel. Aber keine Sorge, Sonntag gibt es trotzdem noch eins. <3 Wie immer freue ich mich über Votes und Kommentare. Ich hoffe, euch gefällt die Geschichte bisher.*

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