Kapitel 14

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Sura

Eine Stunde später gehe ich nervös vor dem Diner auf und ab. Jasons Anwalt müsste jeden Moment eintreffen und mir brennen so viele Fragen auf der Seele, dass ich mich gedanklich immer wieder zur Räson rufen muss. Immerhin will ich nicht gleich am Anfang mit all den Infos zur Tür hinein fallen.

Ich ziehe meinen Mantel etwas enger um mich, da mir der kalte Herbstwind um die Ohren bläst. Gerade als ich erneut auf meine Uhr sehen will, kommt ein großer, schlanker Mann die Straße entlang gelaufen. Er trägt einen schwarzen Mantel und in der einen Hand hält er einen Aktenkoffer. Das muss er sein!

Ich drehe mich komplett zu ihm um und setze mein bestes Reporterlächeln auf. Er kommt direkt auf mich zu und sieht mich musternd an.

„Mr. Sparks?", frage ich freundlich und nun lächelt er auch. Offenbar war er sich nicht sicher, ob ich es tatsächlich bin.

„Mrs. Hill. Freut mich Sie kennenzulernen." Seine Stimme klingt rau und er sieht mich verschmitzt aus seinen Augen an. Irgendwie habe ich mir Jasons Anwalt anders vorgestellt. Eben wie man sich einen Anwalt so vorstellt. Alt, grimmiger Blick und nicht so jugendlich und attraktiv.

„Schön, dass Sie heute Zeit für mich hatten. Wollen wir reingehen?" Er nickt und geht voraus, um mir die Tür aufzuhalten.

Sobald ich in dem Lokal stehe, bemerke ich, dass es recht voll hier drinnen ist. Auf die Schnelle kann ich keinen freien Tisch mehr erkennen und ich drehe mich zu Sparks um. Doch er redet schon mit einer Kellnerin und diese nickt und zeigt auf einen hinteren Bereich. Etwas verdutzt sehe ich ihn an und er bemerkt meinen Blick. „Ich bin hier öfters mit Geschäftskunden. Wir können uns in eine Nische setzen, dann haben wir ein wenig unsere Ruhe", sagt er und ich folge ihn ohne Widerworte.

Die Bedienung gibt uns die Karten, wir bestellen etwas, obwohl ich eigentlich gar keinen Appetit habe und die Kellnerin verschwindet so schnell wieder, wie sie gekommen ist.

„Also, warum wollten Sie sich mit mir treffen? Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?", fragt Mr. Sparks und faltet seine Hände auf dem Tisch.

„Mr. Sparks, ich wollte Ihnen ..."

„Nennen Sie mich bitte Leo", unterbricht er mich und lächelt dabei.

„Okay, Leo. Ich wollte mit Ihnen ein wenig über Jason reden", fange ich an und er nickt.

„Über was genau? Ist das für Ihre Schlagzeile?", hakt er nach und ich sehe Misstrauen in seinen Augen. So wie bei fast jedem der mit einer Reporterin spricht.

„Nicht unbedingt. Eigentlich möchte ich nur verstehen, wie aus einem gefeierten Seal ein verurteilter Mörder werden konnte", erkläre ich ihm und hoffe, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt habe.

Leo lehnt sich zurück und streicht sich mit einer Hand über sein glattrasiertes Kinn. „Ihnen kommt das also auch alles seltsam vor?"

„Wem nicht", antworte ich, ohne zu zögern. „Eine Mordanklage die innerhalb von fünf Monaten durch ist und ein Häftling, der in Rekordzeit hingerichtet werden soll, erweckt nun einmal das Interesse der Öffentlichkeit."

„Nicht wirklich. Sie sind die einzige Reporterin, die noch Interesse an dem Fall zeigt. Alle anderen haben aufgegeben, da Jason nicht mit ihnen reden wollte. Jetzt warten sie bloß auf die Hinrichtung, um daraus Profit zu schlagen", erklärt Leo verbittert und ich höre heraus, dass ihm an seinen Mandanten mehr liegt.

„Sie sind mit Jason befreundet, nehme ich an?"

Er nickt. „Gut kombiniert. Ja, wir kennen uns seit der Highschool."

ENEMIESWhere stories live. Discover now