Kapitel 23

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Sura

Nach dem Treffen mit Jason fahre ich ins Büro, um den Bericht fertig zu schreiben. Wenn er ihn morgen durch liest und für gut befindet, kann ich ihn anschließend meiner Chefin geben, die ihn dann Freitag drucken lässt. Ich bin jetzt schon gespannt, wie die Öffentlichkeit reagieren wird. Oder aber es interessiert sie gar nicht. Möglich ist alles.

Im Büro angekommen, setze ich mich direkt an meinen Schreibtisch und nicke meinen Kollegen nur kurz zu.

Ich konzentriere mich nicht weiter auf sie und tippe stattdessen den Bericht Zeile für Zeile. Es fällt mir schwer, all die privaten Infos von Jason in dem Artikel unterzubringen, doch es muss sein. Vorher hat es mir nichts ausgemacht, wenn ich so etwas geschrieben habe, aber jetzt ... Reiß dich zusammen, Sura, rufe ich mich gedanklich selbst zur Räson, da Jason einmal mehr meine Gefühlswelt durcheinanderzubringen scheint.

Als ich zwei Stunden später endlich fertig und mit dem Ergebnis zufrieden bin, richte ich mich auf und meine Rücken protestiert lautstark, da ich die ganze Zeit gebeugt dasaß. Gott, ich sollte echt mehr Sport treiben.

Mein Blick schweift zu Jeffreys Schreibtisch, doch er ist nicht da und ich frage mich, ob er sich krankschreiben lassen hat. In Gedanken beschließe ich, ihn anzurufen, wenn ich heute nach Hause komme.

Ich lese erneut den Artikel durch, nehme noch ein paar Veränderungen vor und drucke ihn anschließend aus, damit ich ihn morgen mit zu Jason nehmen kann.

„Na, wie läuft es mit deinem Spezialauftrag?", ertönt plötzlich eine hochnäsige weibliche Stimme vor mir und ich weiß sofort, wer vor mir steht, ohne dass ich aufsehen muss.

„Hallo, Brenda", begrüße ich extra freundlich die Kollegin von mir, die ich am meisten verabscheue. Ich sehe auf und begegne ihrem herablassenden Blick. Abscheu liegt darin und ich muss ein Seufzen unterdrücken. „Es läuft gut, danke", antworte ich auf ihre ausstehende Frage, obwohl ich weiß, dass sie das nicht interessiert.

„Hoffentlich versaust du es nicht wieder", zischt sie und grinst dabei falsch.

Wie ich diese Frau verabscheue. Schon vom ersten Tag an, hat sie mir das Leben schwer gemacht. Warum auch immer. Ich habe ihr nie etwas getan. Am Anfang versuchte ich noch herauszufinden was ihr Problem ist, aber nach den vier Jahren, die ich mittlerweile hier bin, ist es mir nun auch egal.

„Keine Sorge, das werde ich nicht", antworte ich, ohne zu zögern, und weiche ihrem kalten Blick nicht aus.

„Ich bin gespannt. Aber wenn, dann sorge ich dafür, dass es dein letzter Fehler hier war", blafft sie mich an und verschwindet so schnell, wie sie gekommen ist.

Ich sehe ihr kurz nach und schüttle mit dem Kopf. Was für eine hohle Nuss. Nur weil sie hübsch aussieht, bildet sie sich sonst was ein.

Erneut lese ich den Artikel, verdränge den Gedanken an diese schreckliche Brenda und mache mich auf dem Heimweg. Offiziell habe ich jetzt fünf Tage frei, die ich, so gut es geht, nutzen werde, um mehr über Aaron Jones und die Leute die auf Leos Liste standen herauszufinden. Die Zeit rennt und ich muss jede freie Minute nutzen.

Ich verlasse das Büro, steige in mein Auto ein und sehe während der Fahrt immer wieder in den Rückspiegel. Doch dieses Mal taucht kein schwarzer Jeep hinter mir auf. Vielleicht habe ich mir doch nur eingebildet, dass ich verfolgt werde?

Als ich vor dem Wohnhaus einparke und nach wie vor nicht verfolgt werde, fällt die Anspannung von mir ab. Ich könnte mir selbst eine scheuern, weil ich so eine Angst habe. Es ist niemand hinter mir her. Woher sollten sie wissen, wer ich bin? Das nach dem Besuch bei Jones Sekretärin war nur ein reiner Zufall, rede ich mir weiter ein.

Ich steige aus, schließe die Haustür auf und nehme meine Post aus dem Briefkasten. Mir fällt ein, dass ich unbedingt mit Susan darüber reden muss, was ich heute herausgefunden habe. Und auch Leo muss ich kontaktieren. Es gibt bestimmt irgendeine Möglichkeit, wie ich mit Jason unter vier Augen reden kann.

Eine Gänsehaut stellt sich mir auf, als ich daran denke, mit Jason allein in einem Raum zu sein. Mein Puls beginnt zu rasen und die Röte schießt mir in die Wangen. Mist. Das sind ganz falsche Gedanken.

Lieber konzentriere ich mich auf den Stapel Post in meiner Hand und sehe ihn durch. Ein unfrankierter Brief fällt mir auf und meine Neugier ist geweckt. Von wem könnte der wohl stammen?

Während ich grüble, stehe ich schon vor meiner Wohnungstür und öffne sie. Hector springt mir prompt entgegen und ich streichle ihn kurz, bevor ich die Tür hinter mir schließe und den Brief endlich öffne.

Das Blut weicht mir aus dem Gesicht, als ich merke, was darin ist.

„Oh mein Gott", entfährt es mir und lasse die restliche Post vor Schreck fallen. In dem Brief steckt ein Bild von mir. Es ist schon etwas älter, aber das bin eindeutig ich. Meine Augen sind auf dem Bild ausgestochen und mir ist plötzlich richtig schlecht. Mit zitternden Fingern drehe ich das Foto um und ein Kloß bildet sich in meinem Hals, als ich lese, was darauf steht.

Halte dich raus oder du bist die Nächste.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich so eine Drohung bekomme. Aber dennoch habe ich mehr Angst, als jemals zuvor. Womöglich weil ich ahne, dass dies nicht nur eine leere Warnung ist.

*Ich hoffe, es gefällt euch bisher. Habt ihr schon mein neues Cover gesehen? Ich habe mal wieder ein bisschen getüftelt. :D Morgen gibt es das nächste Kapitel. <3*

ENEMIESWhere stories live. Discover now