Kapitel 45

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Jason

Eine Woche und sechs Tage bis zur Hinrichtung

»Mann, du siehst aus, als hättest du die ganze Nacht nicht geschlafen«, begrüßt mich Phil auf dem Hof und trifft damit den Nagel auf den Kopf.

Sura und unser Kuss ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen, sodass ich, anstatt zu schlafen, ihn gedanklich immer und immer wieder wiederholt habe. Fuck, wie kann sie nur so etwas in mir auslösen? Etwas, das ich schon längst tot geglaubt hatte.

»Ey, bist du überhaupt geistig anwesend?« Phil wedelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und ich nicke lediglich. »Deine hübsche Reporterin geht dir wohl nicht aus dem Kopf?«, bohrt er weiter nach und da ich ihm sowieso nichts vor machen kann, bedeute ich ihm, aufzustehen.

Er erhebt sich ächzend und sein Rücken gibt ein lautes Knacken von sich. Ich muss grinsen und klopfe ihn auf die Schulter. »Warst auch schon mal fitter, was?«

»Versuch gar nicht vom Thema abzulenken«, brummt er und ich rolle mit den Augen, während wir gemächlich über den Hof laufen. »Deine Sura ist wirklich sehr interessant. Kein Wunder, dass sie dir die ganze Zeit im Kopf herumspukt.«

Ich brauche gar nicht zu ihm zu sehen, um zu wissen, dass er breit grinst. Statt einer Antwort zucke ich nur mit den Schultern. Was soll ich schon dazu sagen? Schließlich hat er Recht. Sura ist eine Wucht und hat mich mit ihrer Art und ihrem Wesen völlig überrannt. Gerade deshalb macht es mir auch von Tag zu Tag mehr Angst, dass sie sich wegen mir so in Gefahr bringt. Was ist, wenn ihr etwas passiert? Von hier drinnen aus, kann ich sie ja schlecht beschützen.

»Kommt sie heute vorbei?«, fragt mich Phil und ich wundere mich, dass es ihn nicht stört, dass er unser Gespräch so gut wie alleine bestreitet. Schulterzucken und mit dem Kopf nicken kann man ja nicht gerade als redselig bezeichnen.

»Ich denke nicht«, antworte ich karg und kicke mit dem Fuß einen kleinen Stein weg.

»Und wieso? Herrgott, muss ich dir heute echt jedes Wort aus der Nase ziehen?«

Ich seufze, bleibe stehen und strecke mein Gesicht Richtung Himmel. Die Sonne versucht sich einen Weg, durch die grauen Wolken zu kämpfen, und mir wird bewusst, dass ich diesen Anblick nur noch ein paar Tage genießen darf. Erschreckend.

Phil stößt mich mit der Schulter an und ich werde wieder ins Hier und Jetzt katapultiert. »Wir haben uns geküsst«, antworte ich ihm.

»In deinem feuchten Traum, oder was? Man, das interessiert mich nicht. Was ist wirklich passiert? Wieso bist du heute so in dich gekehrt?«

»Es ist die Wahrheit«, sage ich und sehe ihn direkt an. Er runzelt zuerst die Stirn, bevor er in meiner Mimik erkennt, dass ich ihn nicht verarsche.

»Das ist nicht dein Ernst?«, fragt er dennoch perplex und ich kann es ihm nicht verübeln.

»Ist es und verdammt, es hat sich richtig gut angefühlt.«

Phils Kinnlade klappt auf, zeitgleich schüttelt er mit dem Kopf und läuft weiter. Ich hole ihn zügig wieder ein und er dreht mir sein Gesicht zu. Seine Gesichtsfarbe hat ins Rot gewechselt und er wirkt zornig.

»Was ist dein Problem?«, zische ich direkt, da ich seine Reaktion nicht verstehen kann.

»Mein Problem? Jason, ist dir bewusst, was du überhaupt mit ihr machst?«, blafft er und ich zucke zusammen. Ich kann mich nicht erinnern, dass Phil jemals mit erhobener Stimme gesprochen hat.

»Denkst du, ich habe es darauf angelegt?«, maule ich und balle meine Hände zu Fäusten. »Ich wollte nicht, dass sie mir unter die Haut geht und ich bei ihr meine Fassung verliere!«

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