Kapitel 52

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Sura

Nervös stehe ich vor dem kleinen Café, in dem ich mich mit Leo verabredet habe und warte darauf, dass er endlich kommt. Ein Blick auf mein Smartphone sagt mir, dass er bereits zehn Minuten zu spät ist.

Ich sehe mich auf dem Gehweg um, doch niemand scheint Notiz von mir zu nehmen. Kein Jeep oder sonst irgendein auffälliger Wagen mit getönten Scheiben, verfolgt mich und dennoch bin ich nervös. Meine Hände sind schweißnass, obwohl es kühl ist, und meine Atmung geht fast schon hektisch.

Trotz all diesen Ängsten die ich momentan ausstehe und auch, dass ich meine Freunde vorerst meiden muss, bin ich mir sicher, dass ich das Richtige tue.

Ich werde die Wahrheit herausfinden und Jason das Leben retten. Womöglich geht es sogar nicht nur um ihn. Wer weiß, ob diese Leute nicht noch mehr Leute unschuldig hinter Gitter bringen und ihnen anschließend etwas anhängen. All das muss endlich ein Ende haben und wenn ich nicht weitermache, dann tut es keiner.

Leo sind durch seinen Job stark die Hände gebunden und die meisten kennen sein Gesicht. Kein Wunder also, dass sie nicht mit ihm sprechen wollen.

»Hallo, Sura! Tut mir leid, dass ich mich so verspätet habe«, ruft Jasons Anwalt mir entgegen und kommt mit seinem Aktenkoffer auf mich zugelaufen. Wenn man vom Teufel spricht, denke ich mir und nicke ihm bloß kurz zu. »Wollen wir gleich reingehen?«, fragt er, als er meine ernste Miene bemerkt.

»Gerne.« Mir wäre es zwar lieber gewesen, wenn wir uns in seinem Büro oder bei mir daheim getroffen hätten, um ungestört zu reden, aber er hat darauf bestanden, dass wir wieder in dieses Café gehen. Warum auch immer.

Eine Kellnerin kommt auf uns zu, kaum das wir drinnen sind und Leo begrüßt sie freundlich. Sofort bringt sie uns wie die letzten Male in den hinteren Teil des kleinen Ladens, in dem man ein wenig ungestörter ist.

Sie fragt, ob wir etwas essen wollen, doch ich schüttle nur mit dem Kopf. Mein Magen ist seit gestern wie zugeschnürt und ich bekomme keinen Happen herunter. Mir wird schon nur schlecht, wenn ich daran denke, was Brandon mir alles erzählt hat.

Leo bestellt sich etwas und als die Kellnerin weg ist, mustert er mich besorgt. »Ist irgendetwas passiert? Hat man dich wieder bedroht?«, fragt er und lässt mich dabei nicht aus den Augen. Ich mustere ihn ebenfalls und bemerke, dass die Blutergüsse und das Veilchen mittlerweile nicht mehr ganz so hell schimmern, wie noch vor zwei Tagen. Zum Glück!

»Nein, bedroht hat mich niemand. Aber ...«

»Was, aber?«, hakt er nach, als ich nicht weiterspreche.

Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und beuge mich etwas über den Tisch.

»Ich war gestern bei Brandon Thompson.« Leo zieht erstaunt die Augenbrauen nach oben.

»Und er hat mit dir gesprochen?«, fragt er perplex und verschränkt seine Hände ineinander.

»Hat er.« Ohne wirklich Luft zu holen, erzähle ich ihm alles, was er mir gesagt hat. Ein paar Minuten später bin ich fertig und froh, als die Kellnerin mein Glas Wasser an den Tisch bringt. Leo schaut mich nach wie vor fassungslos an. So muss ich gestern auch geschaut haben, denke ich mir traurig. Kein Wunder, jeder würde wahrscheinlich nach so einer Geschichte reagieren.

»Ziemlich übel, oder?«, frage ich nach, als er an seinem Kaffee nippt.

Nachdenklich blickt er auf. »Und wie. Wer tut einem unschuldigen Kind schon so etwas an, um seinen Willen durchzusetzen?«

Ich zucke mit den Schultern, da ich keine Antwort darauf weiß.

»Das ist so ziemlich das Schlimmste, was ich bisher gehört habe. Zumindest wissen wir jetzt, wo das Videoband zu finden ist. Hat er dir gesagt, was darauf ist?«

ENEMIESWhere stories live. Discover now