Kapitel 33

219 9 4
                                    

Jason

Zwei Wochen und vier Tage bis zur Hinrichtung

Frustriert stochere ich in meinem Essen herum und höre Dean und Phil bei ihrem Gespräch zu. Die Beiden haben sich auf Anhieb verstanden und auch mir wird Dean immer sympathischer.

Heute kann ich mich jedoch partout nicht auf die Zwei konzentrieren, da ich mich die ganze Zeit über frage, warum Sura gestern nicht vorbeigekommen ist. Immerhin ist der Artikel doch erschienen und ich wollte wissen, ob sie ein paar Rückmeldungen bekommen hat. Außerdem hatte sie versprochen, dass sie her kommt!

Herrje, ich höre mich schon an wie ein Waschlappen, denke ich mir und konzentriere mich wieder auf die Beiden vor mir. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, dass Phil bereits in neun Tagen hingerichtet wird. Ich verstehe nicht, wie er hier sitzen und lachen kann, wo doch sein drastisches Schicksal immer näher rückt.

Da mir der Appetit mittlerweile komplett vergangen ist, schiebe ich diese undefinierbare Masse von mir und verschränke meine Arme untätig auf dem Tisch.

»Was sagst du, Jason?«, richtet Dean wenig später das Wort an mich und ich zucke zusammen.

»Hm? Sorry, hab nicht zugehört«, gebe ich zu und versuche mich endlich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

Dean seufzt und Phil gluckst vor sich hin. »Ich habe dich gefragt, was du von meiner Idee hältst?«

»Welche Idee?«, frage ich irritiert nach, obwohl ich es mir schon fast denken kann. Immerhin redet er von nichts anderem mehr.

»Du weißt, was ich meine. Hast du über meinen Vorschlag nachgedacht?«

Was für ein Idiot. Wie kann er nur denken, dass er aus dem Hochsicherheitsgefängnis ausbrechen könnte? Das wird ihm niemals gelingen. Schließlich hat das bisher noch keine geschafft. Zumindest nicht im Polanski Gefängnis.

Und obwohl ich seine Idee schwachsinnig und völlig hirnrissig finde, denke ich für einen winzigen Moment darüber nach. Prompt fallen mir jedoch zehn Gegenargumente ein, wieso das zum Scheitern verurteilt ist.

Ich schüttle auf seine ausstehende Frage mit dem Kopf. »Vergiss es. Die Wärter und anderen Häftlinge beobachten mich hier mit Argusaugen. Würde ich es versuchen, hätte ich schneller eine Kugel im Kopf, als ich deinen Namen sagen kann.«

Grübelnd schaut er mich für einen Augenblick an, bevor er langsam nickt. »Du hast recht. Auf dich sind sie tatsächlich ziemlich fokussiert.« Um seine Worte zu unterstreichen, sieht er sich kurz in dem Saal um. Ich tue es ihm gleich und fühle prompt einige Blicke auf mir. Man kann förmlich den Hass der anderen mir gegenüber mit Händen ergreifen. Ich war eben schon immer gut im Freunde gewinnen, denke ich mir grimmig.

»Behältst du es wenigstens für dich oder verpfeifst du mich?«, fragt er direkt und ich schüttle mit dem Kopf.

»Wieso sollte ich? Obwohl ich es ziemlich mutig finde, uns einfach von deinem Plan zu erzählen. Hast du keine Bedenken? Immerhin kennst du uns doch gar nicht.«

»Sollte ich denn Bedenken bei euch haben? Seid ihr scheiß Undercovercops oder so etwas?«, stellt er als Gegenfrage und sieht mich so ernst an, dass er gleich ein paar Jahre älter wirkt.

»Beruhig dich, Kumpel«, sage ich und hebe entwaffnend die Hände. Mittlerweile verstehe ich, wieso er uns von seinen Plan erzählt. Er ist so oder so tot und wenn wir seinen Plan vereiteln wollten, würde das an seiner Strafe nichts ändern. Und an unserer mit Sicherheit auch nicht. »Können wir dir irgendwie helfen?«, frage ich ihn und er überlegt kurz, bevor er mir antwortet.

ENEMIESWo Geschichten leben. Entdecke jetzt