Kapitel 67

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Sura

Trübsinnig starre ich auf die weißen Wände und warte darauf, dass endlich die Besuchszeit beginnt. Die ganze Nacht habe ich kein Auge zugemacht, da meine Gedanken ständig um Susan kreisten. Was ist, wenn sie es tatsächlich nicht schafft?

Wie soll ich mit dem Gedanken leben, dass ich womöglich daran Schuld bin? Und warum zum Teufel wurde ihr das überhaupt angetan?

Ich runzle die Stirn, als sich pochende Kopfschmerzen ankündigen. Egal wie lange ich darüber nachdenke, ich werde nicht herausfinden, wer Susan das angetan hat. Die einzige Chance dem ganzen ein Ende zu bereiten, ist, wenn sie aufwacht und vielleicht sagen kann, was genau geschehen ist. Womöglich hat sie sogar jemanden erkannt.

Dafür muss sie aber erst einmal genesen, denke ich mir prompt und erneut schnürt sich mein Magen zusammen.

Ich ziehe mein Handy aus der Jackentasche, um mich ein wenig abzulenken. Mehrere verpasste Anrufe zeigt es an und als ich sie durchsehe, bemerke ich, dass sie alle von Leo sind.

Bereits gestern Abend hatte ich gesehen, dass er versucht hat mich zu erreichen, doch ich hatte keinen Nerv dafür. Da ich jetzt sowieso warten muss, gehe ich in eine etwas ruhigere Ecke und rufe ihn zurück.

Nach dem ersten Klingeln ist er schon dran. »Sura! Endlich rufst du zurück! Ist etwas passiert? Ich habe mir Sorgen gemacht«, redet er eilig drauf los und ich bekomme ein schlechtes Gewissen, da ich gar nicht daran gedacht hatte, dass er sich sorgen machen könnte.

»Tut mir leid, gestern war ... also ...« Meine Stimme bricht und ohne das ich es aufhalten kann, rollen Tränen über meine Wangen. Es auszusprechen, ist zu schmerzhaft.

»Was ist passiert? Wo steckst du?«, fragt er und ich versuche, mich ein wenig zu beruhigen, um ihn antworten zu können.

»Ich bin im Krankenhaus.«

»Großer Gott, was ...«

»Nichts«, unterbreche ich ihn eilig. »Mit mir ist alles okay. Es geht um meine Freundin Susan. Sie hatte einen Autounfall und liegt im künstlichen Koma«, antworte ich, als ich mich ein wenig gefasst habe.

Leo schweigt am anderen Ende, bevor er seufzt. »Denkst du dasselbe wie ich?«

Ich nicke, obwohl ich mir bewusst bin, dass er es nicht sehen kann. »Und wie. Das war kein Zufall.«

»Verflucht. Schafft sie es?«, fragt er leise und ich wische mir die Tränen von der Wange.

»Ich hoffe.«

»Das tut mir so leid, Sura.«

»Mir auch«, murmle ich und für einen Moment sagt keiner von uns beiden etwas. »Weshalb hattest du angerufen?«, erkundige ich mich, um von Susan abzulenken.

»Es geht um das Treffen zwischen dir und Jason. Aber jetzt wo das geschehen ist, da möchtest du ...«

»Wann ist es?«, unterbreche ich ihn.

»Bereits morgen. Da ist Rinz nicht da und auch nicht allzu viele Wärter.«

»Okay«, antworte ich und höre Leo am anderen Ende seufzen.

»Bist du dir sicher? Ich verstehe es, wenn du lieber bei deiner Freundin bleiben möchtest und Jason mit Sicherheit auch.«

Ich denke erneut kurz darüber nach, doch ich komme zu dem gleichen Entschluss. »Ich kann sowieso nichts für Susan tun und sie würde nicht wollen, dass ich die restlichen Tage die uns bleiben, mit Trübsal blasen verschwende. Es ist das letzte Mal, dass ich Jason sehe.«

Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, fühle ich mich prompt wie eine schlechte Freundin. Aber je länger ich darüber grüble, desto mehr komme ich zu dem Entschluss, dass Susan mir zugestimmt hätte.

ENEMIESWhere stories live. Discover now