Kapitel 78

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Jason

Ich schrecke hoch und Schweiß rinnt mir über das Gesicht. Panisch taste ich meinen Oberkörper ab, doch nirgendwo ist eine Einschussstelle.

»Das war nur ein Traum«, murmle ich, stehe aber dennoch auf, obwohl es noch mitten in der Nacht ist und sehe aus dem Spalt meiner Zellentür. Alles ist ruhig und ich höre nur die Schritte von den Wärtern, die Wache halten.

Mein Puls rast nach wie vor verrückt und meine Hände beben. Was für ein beschissener Traum! Was zum Teufel soll der mir sagen?!

Ich fahre mir mit der flachen Hand über das Gesicht und gehe unruhig in meiner Zelle hin und her. Scheint wohl nur die Panik zu sein, weil ich morgen hingerichtet werde, denke ich mir und bleibe abrupt stehen.

Morgen. Fuck. Galle steigt mir die Kehle hoch und ich hechte zu dem kleinen Stahlklo, was in der Ecke meiner Zelle steht. Ich übergebe mich mehrmals, obwohl nicht viel herauskommt. Schließlich habe ich in den letzten Tagen so gut wie nichts herunterbekommen.

Mit wackligen Beinen richte ich mich wieder auf und fühle mich so erschöpft, dass ich mich auf mein Bett sinken lasse. Vielleicht schaffen es Sura und Leo doch noch, mich herauszuholen, schießt es mir durch den Kopf. So schnell wie der Gedanke jedoch gekommen ist, verdränge ich ihn wieder.

Ich darf nicht mehr darauf hoffen. Lieber sollte ich mich seelisch und moralisch gefasst machen, dass es bald mit mir zu Ende ist. Es wird keine blitzartige Rettung mehr geben. Ich werde sterben und die Wahrheit, was tatsächlich in jener Nacht passiert ist, wird mit mir ins Grab wandern, da bin ich mir sicher.

Obwohl ich versuche, es mir einzureden, dass es keine Hoffnung mehr gibt, will ich dennoch nicht so einfach aufgeben. Warum sollte ich nicht einen Ausbruch wagen? Sterben werde ich so oder so.

So abrupt wie dieser Gedanke jedoch gekommen ist, so schnell verwerfe ich ihn auch wieder. Ich bin körperlich nicht mehr so fit wie früher. Wahrscheinlich würde ich es nicht einmal über die Mauer schaffen. Nein, das kann ich vergessen. Und außerdem, was ist, wenn Sura doch noch einen Weg findet und ich mich aber in der Zwischenzeit in dieses Selbstmordkommando begeben habe?

Nein, ich warte einfach ab. Vielleicht wird mein Gnadengesuch genehmigt.

Ich atme tief durch und versuche mich zu beruhigen. Es wird schon alles gut gehen und womöglich kann ich noch einen letzten Blick auf Sura erhaschen, bevor ich hingerichtet werde.

Dieser Gedanke allein beruhigt mich und ich schiebe die Hinrichtung weit von mir. In den paar Stunden kann schließlich noch viel passieren, oder nicht?

ENEMIESWhere stories live. Discover now