Internet Love | s.m.

Kapitel 4

Das Klingeln der Schulglocke löst uns Schüler endlich von unserem Leid ab. Na ja, so kann man das nicht direkt nennen, aber ihr wisst wahrscheinlich, wie ich es meine. Schule ist und bleibt einfach nicht unser Lieblingsort.

Durch die ganzen Reihen ist ein erleichtertes Seufzen zu hören. Ich hingegen freue mich einfach nur, vor allem weil das bedeutet, dass wir Geschichte überstanden haben.

Während ich langsam meine Sachen zusammenpacke, steht Lori bereits da und meint: "Komm schon, nicht einschlafen!"

"Warum denn so eilig?", möchte ich wissen. "Sonst bist du doch auch so lahmarschig." Ja, oft ist sie sogar die Letzte, die das Zimmer verlässt. Deshalb ist es komisch, sie mal in meiner Rolle zu sehen.

"Ich hab 'ne Verabredung", sagt sie darauf. "Den Rest erzähl ich dir später. Aber mach jetzt hinne, sonst lasse ich dich alleine zur Bushaltestelle laufen."

"Wenn ich den richtigen Gedanken habe, nämlich dass du dich mit Noah triffst, wirst du mich doch eh alleine mit dem Bus fahren. Und das ist echt gemein, das kannst du nicht machen", stelle ich klar. Sie weiß ganz genau, dass ich Busfahren und Alleinesein hasse.

"Ja, ich treffe mich mit ihm", bestätigt meine beste Freundin. "Du musst verstehen, dass er mir echt wichtig ist. Natürlich nicht so wichtig wie du, aber eben wichtig."

Auch wenn ich gerade leicht enttäuscht bin, gebe ich nach. "Ich weiß."

Dann schaut sie mich fast traurig an. Ich glaube, nun hat sie doch etwas Mitleid. Wenn das nicht der Fall wäre, müsste ich wohl darüber nachdenken, ob sie wirklich eine so gute Freundin ist. Aber das habe ich noch nie in meinem Leben bezweifelt und höchstwahrscheinlich wird sich das auch nicht ändern.

"Ähm, Kyla", fängt Lori schließlich an. "Ich habe eine Idee, aber keine Ahnung, was du davon halten wirst. Ich hab nämlich das Gefühl, dass du ein bisschen eifersüchtig auf Noah bist. Oder auch auf mich, weil ich einen Freund habe und du nicht."

Reibe es mir halt noch mehr unter die Nase. Zum Glück habe ich das nicht laut gesagt.

"Jedenfalls kannst du, wenn du willst, mitgehen und Noah vielleicht besser kennenlernen", fährt sie fort. "Möglicherweise werdet ihr ja dann Freunde, was ich richtig cool fände. Und du bist nicht alleine. Es spricht also nichts dagegen."

Ich muss kurz überlegen, aber es stimmt. Ich finde nichts, das dagegen spricht. Deshalb nehme ich ihr Angebot freudig an.

Mittlerweile befinden wir uns kurz vor der Bushaltestelle, bei der Noah irgendwo sein müsste. "Okay, cool. Ich denke, er hat da kein Problem damit", sagt sie, und wir bleiben stehen.

Während ich meinen Rucksack absetze, um mein Handy herauszukramen, hat Lori anscheinend schon ihren Freund gesichtet und macht sich auf den Weg zu ihm, ohne mir Bescheid zu sagen. Wie nett.

Zum Glück finde ich sie sehr schnell wieder, allerdings muss ich kurz wegschauen, da ich nicht sehen will, wie die beiden sich beinahe auffressen. So etwas kann ich nämlich gar nicht leiden.

Als sie sich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich voneinander lösen, stellt meine Freundin mich dem Jungen vor: "Oh, das ist Kyla. Wir kennen uns schon, seit wir denken können."

"Ach ja, wir sind uns ja schon einmal begegnet", bemerkt er darauf. Das stimmt, jedoch haben wir so gut wie kein Wort miteinander gewechselt.

"Ja", bestätige ich. "Das war eine ziemlich krasse Überraschung für mich." Und ich finde immer noch, dass Lori es mir hätte sagen sollen. Aber die Sache ist bereits vergessen. Wegen so einer Kleinigkeit bin ich doch nicht sauer.

"Genau", meldet sich Lori wieder. "Und sie wird mitkommen, weil ich sie nicht alleine lassen kann. Ich hoffe, das ist kein Problem für dich."

"Normal nicht. Hauptsache sie stört uns nicht", meint Noah nun. Jetzt bekomme ich Kopfkino. Wenn sie das machen werden, woran ich gerade denke, werde ich sie ganz sicher nicht stören. Momentan frage ich mich sogar, ob ich nicht doch nach Hause gehen soll...

Aber dann kommt der Bus und wir steigen ein.

Während der Fahrt benutze ich schließlich mein Handy. Nachdem ich mein Internet angemacht habe, erscheint sofort eine Nachricht auf couplegoals<10andmeanttobes. Gespannt öffne ich die Seite und sehe nach, von wem die Nachricht ist.

Sie ist von muffinsarelife, was mich zum Lächeln bringt. Wir haben zwar nich kein einziges Wort miteinander geschrieben, aber irgendwie mag ich ihn.

In der Nachricht steht:

Hey, danke für deine Annahme. Das freut mich wirklich sehr! :)

Auch wenn es nichts besonderes ist, freue ich mich darüber. Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist. Vielleicht liegt es einfach daran, dass mal ein Junge mit mir Kontakt aufgenommen hat.

Schnell schreibe ich zurück:

Hab ich gerne gemacht. Aber eine Frage habe ich da: Was hat dich dazu gebracht, mich anzuschreiben?

Doch darauf erhalte ich keine Antwort mehr. Die Person ist nicht mehr online.

***

Mittlerweile befinden wir uns in Noah's Haus, und die beiden haben mich schon komplett vergessen. Sie haben nur Augen für sich.

Wahrscheinlich ist es vor allem am Anfang ihrer Beziehung so krass und nach einer gewissen Zeit normalisiert sich alles wieder. Wenn ich irgendwann einen Freund habe, werde ich das sicher verstehen.

Jedenfalls mache ich mich auf Besichtigungstour. Ich habe zwar keine Ahnung, wohin ich gehe, da ich ja noch nie hier war, aber im Moment ist alles besser, als im selben Zimmer wie Noah und Lori zu sein.

Glücklicherweise sind die Eltern des Jungen an diesem Tag beide arbeiten. So muss ich mir keine Sorgen machen, dass ich sie bei irgendwas erwische.

Bisher habe ich das Wohnzimmer, die Küche und das Bad gesehen und ich muss sagen, dass es sich echt hier leben lässt.

Irgendwann öffne ich eine Tür und schaue mich etwas um. Allerdings gibt es dann einen Schreckmoment und ich schließe die Tür wieder.

Da drinnen ist ein anderer Junge. Er sieht Noah sehr ähnlich, aber entspricht definitiv mehr meinem Geschmack.

Oh Gott, war das peinlich! Was denkt der jetzt von mir?

Kurz überlege ich, ob ich wegrennen soll, doch es ist zu spät. Die Tür öffnet sich erneut und das Gesicht des Typen kommt mir entgegen.

"Wer bist du und was machst du hier?", fragt er.

"Das gleiche könnte ich dich fragen."

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Ja, ich habe es noch geschafft 😅
Und eigentlich bin ich auch ganz zufrieden damit😚