Kapitel 47

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Schon alleine die Art, wie abwertend er klingt, wenn er über Shawn redet, könnte mich zum Ausrasten bringen. Doch ich reiße mich zusammen und beschließe, ihn ausreden zu lassen und ihm bis zum Ende zuzuhören.

"Dass er in dich verknallt ist, hast du mir ja schon gesagt", fängt Alex an. "Deshalb habe ich mit solchen Blicken von ihm wie gerade eben gerechnet. Aber beim Gedanken daran, dass er dich einfach jedes Mal so ansehen wird, wird mir echt schlecht."

"Du hättest ja auch nicht mitkommen müssen. Dann wüsstest du nichts von seinen Blicken und müsstest dir nicht noch mehr Gedanken machen. Du bist eigentlich selbst schuld", gebe ich von mir, wobei ich aufpassen muss, dass ich nicht zu laut werde. Ich will nämlich nicht, dass die anderen hiervon Wind bekommen.

Ich habe das blöde Gefühl, dass diese Diskussion bald in unseren ersten Streit ausartet. Und was mir etwas Angst macht, ist, dass wir beide wahrscheinlich immer unterschiedlicher Meinungen sein werden. Für ihn wäre das Problem gelöst, wenn ich mich nicht mehr mit Shawn treffe. Doch das ist genau das, was für den Sänger und mich ausgeschlossen ist.

"Allerdings weiß ich jetzt, dass ich mir zurecht Sorgen gemacht habe", meint der Blonde neben mir auf einmal, worauf ich meine Stirn in Falten ziehe. Um Fragen zu stellen, lässt er mir jedoch keine Zeit. "Du starrst ihn genauso an. Ich will dir ja vertrauen können, aber das geht so nicht. Kyla, mir wäre es lieber, wenn ihr euch nicht mehr seht."

Da ist es, wusste ich's doch... Ich kann es nicht fassen, dass er mir wirklich verbietet, mich mit einem Freund zu treffen. Das ist ja beinahe wie bei seinem Bruder Noah, der nicht wollte, dass Alex und ich uns sehen. Die beiden haben wohl doch mehr als nur das ähnliche Aussehen gemeinsam.

"Auf keinen Fall", mache ich sofort deutlich. Mir gehen gerade so einige böse Wörter durch den Kopf - ich meine, wie kann er es wagen? -, aber die behalte ich lieber für mich. Stattdessen versuche ich, ihm meine Meinung in einem normalen Ton mitzuteilen. Ich möchte es nicht noch schlimmer machen als es sowieso schon ist.

"Warum sollte ich mich nicht mehr mit Shawn treffen, nur weil du eifersüchtig bist? Ich habe es auch nicht einfach. Du bist Teil von einem der besten Basketballteams und rennst dort mit Sportklamotten über das Spielfeld. Denkst du nicht, dass es Hunderte von Frauen gibt, die dich anschmachten?"

Wow, jetzt habe ich es tatsächlich ausgesprochen. Insgeheim ist es mir bereits etwas länger bewusst gewesen, ich wollte es nur nicht wahrhaben. Shawn habe ich gesagt, dass ich nicht mit ihm zusammen sein kann, weil ich kein Leben in der Öffentlichkeit will. Nun bin ich mit Alex zusammen, dabei ist er ebenfalls auf dem besten Weg dorthin.

"Ich habe eigentlich genug Grund, um eifersüchtig zu sein, aber ich meckere trotzdem nicht so herum wie du. Tut mir leid für meine Ausdrucksweise, ich hab dich echt gerne, aber im Moment gehst du mir ehrlich gesagt auf die Nerven", fahre ich nun fort. Dabei schaue ich ihm das erste Mal seit diesem Gespräch richtig in die Augen.

Darauf sagt keiner von uns beiden ein Wort. Vielleicht hat es ihm ja die Sprache verschlagen. Ich bin immerhin selbst überrascht, dass ich wirklich mal nicht meinen Mund gehalten habe, sondern einfach das gesagt habe, was mir durch den Kopf gegangen ist.

Jedoch bleibt es nicht lange so ruhig, denn Alex rückt an den Rand der Couch und sagt: "Wenn ich dich so nerve, will ich dich nicht länger stören und gehe lieber. Dann hast du deine Ruhe und kannst den Tag mit Shawn genießen." Sieht so aus, als wäre ihm jetzt der Kragen geplatzt.

Als nächstes steht er auf und macht einen Schritt nach vorne. Dann jedoch dreht er sich noch einmal um und greift in seine Hosentasche, während er sich noch einmal an mich wendet: "Ach, und hier hast du meine Schlüssel. Ich weiß nicht, wann ich heute nach Hause komme. Oder ob ich überhaupt nach Hause komme."

Seine Schlüssel landen auf meinem Schoß, so schnell kann ich gar nicht gucken. Perplex schaue ich auf sie und bemerke mir flüchtig, wie Alex den Raum verlässt. Mein Gehirn muss erst noch verarbeiten, was gerade passiert ist. Hat er etwa eben mit mir Schluss gemacht?

Auch wenn er sich heute total daneben benommen hat, tut die Vorstellung, ihn verloren zu haben, weh. Und so bahnen sich Tränen ihren Weg in meine Augen und dann meine Wangen herunter. Ich unterdrücke mir ein Schluchzen, da ich nicht will, dass die anderen mich weinen sehen.

Tja, der Plan geht trotzdem schief. Denn Shawn kommt um die Ecke und entdeckt mich. "Alles geklärt, es kann los... Hey, was ist passiert? Und wo ist Alex hingegangen?" In unglaublichem Tempo nähert er sich mir, schmeißt sich förmlich auf die Couch und legt einen Arm um mich.

Lange Zeit antworte ich nicht, weil ich Angst habe, mich dann nicht mehr beherrschen zu können. Wobei es mir eigentlich egal sein kann, immerhin hatte er eine Panikattacke in meiner Anwesenheit. Wir hätten dann beide die Kontrolle vor dem anderen verloren, wir wären quit.

Das ist allerdings nicht der Grund, warum ich mich schließlich dazu entscheide, mit der Sprache herauszurücken. Der wahre Grund ist, dass ich ihm einfach vertrauen kann und weiß, dass es mir so besser gehen wird. "Der ist abgehauen. Keine Ahnung, aber ich glaube, das war's mit uns beiden."

Und da ist es auch schon, das erste Schluchzen, gefolgt von noch mehr Tränen. Ehe ich mich versehe, nimmt Shawn seinen anderen Arm dazu und zieht mich an seine Brust. "Nein, du irrst dich ganz bestimmt. Er... Er wird nur seine Zeit brauchen, um sich abzuregen, und dann ist alles wieder gut", wispert er, während er mir zärtlich über den Rücken streichelt.

"Das bezweifle ich", meine ich. "Es ist erst alles gut, wenn wir zwei den Kontakt wieder abbrechen. Und das werde ich ganz sicher nicht zulassen, deswegen ist es so gut wie aus..." Ein weiteres Schluchzen, welches den Jungen veranlasst, seine Hand auf meinen Hinterkopf zu legen.

"Lass uns jetzt nicht mehr darüber nachdenken, okay? Wir beide machen uns heute einen schönen Tag", sagt er, worauf ich nicke. Folglich lassen wir das Thema beiseite und ich liege so lange in seinen Armen, bis ich mich beruhigt habe.

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Das war das erste Kapitel heute. Ich hoffe, euch hat es gefallen🙈

Na, was denkt ihr über die Aktion von Alex? Und hätte nicht jeder von uns gerne einen Shawn, der einen tröstet? 😍😅

Bis später❤️

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now