Kapitel 48

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"Wer war dieser Mann vorhin eigentlich? Der mit der Brille?", erkundige ich mich nach einer gewissen Zeit. Auch wenn ich mich schon längst beruhigt habe, liege ich immer noch in Shawn's Armen, aber ich fühle mich wirklich wohl dort und er scheint ebenfalls nicht aufstehen zu wollen.

"Oh, das war Andrew, mein Manager", antwortet er und fängt plötzlich an, mit einer meiner Haarsträhnen zu spielen. Als ob er von diesem Thema ablenken möchte.

"Ich hatte mir deinen Manager viel älter vorgestellt", lache ich leicht, werde jedoch schnell wieder ernst. "Über was habt ihr beide vorhin gesprochen? Er sah irgendwie nicht so begeistert aus." Natürlich habe ich eine Vermutung, doch ich möchte es sicher wissen.

"Ähm", ist das einzige, was zunächst von ihm kommt. Vollkommen unerwartet beugt er sich nach vorne, vermutlich um nach den anderen Ausschau zu halten, weshalb ich mich von ihm löse und normal auf der Couch Platz nehme. Auch ich schaue mich um, seltsamerweise ist keiner in Sichtweite.

Das veranlasst Shawn anscheinend, mit der Sprache herauszurücken: "Es ging um dich." Hab ich's mir doch gedacht. "Um ehrlich zu sein, wusste Andrew bis gerade eben nichts von dir. Das fand er nicht besonders toll. Es ist zwar nichts passiert, doch er meint, ich hätte ihm sagen sollen, dass ich mich bei einer Dating-Website anmelde."

"Warum das denn?", frage ich ihn verwirrt und drehe mich erneut zu ihm herüber. "Du bist doch alt genug, um selbst Entscheidungen treffen zu können. Andrew hat dir in diesem Bereich nichts zu sagen. Er sollte doch nur die geschäftlichen Dinge regeln."

"Kyla, du verstehst das noch nicht so ganz", meint er und holt tief Luft. Es scheint ihm schwerzufallen, darüber zu reden. "Mein Leben ist wirklich nicht leicht. Ich darf mich in der Öffentlichkeit nicht total daneben benehmen, wie Alex heute, weil das meinem Ruf schadet. Und genauso ist es auch in Sachen Mädchen. Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber als Single verkaufe ich mich einfach besser."

"Aber wir waren doch nicht einmal zusammen", sage ich, "wir waren lediglich picknicken und in deiner Wohnung Pizza essen." Ich muss grinsen, da es sich bei beiden Aktivitäten um Essen handelt. Irgendwie sind wir schon verfressen.

"Merkst du was?", meint Shawn nun, worauf ich kräftig überlege, doch mir fällt einfach nicht ein, was er mir damit weismachen will. "Wären davon Bilder entstanden, hätten die ganzen Klatsch-und-Tratsch-Magazine uns sicher als Paar abgestempelt. Ich meine, ich habe dich in meine Wohnung gebracht."

Genau, es war deine Idee. Du wolltest mich sogar zuerst deinen Eltern vorstellen. Mittlerweile weiß ich zwar, dass du dir schnell irgendetwas ausdenken musstest, aber trotzdem, das wäre viel zu früh gewesen.

"Auf jeden Fall hat Andrew gesagt, dass ich mich ruhig weiter mit dir treffen darf, worüber ich echt froh bin. Wir sollen nur aufpassen, dass wir keine Schlagzeilen machen. Und wenn es sich nicht vermeiden lässt, ist er uns auch nicht böse", erzählt er weiter. Gut zu wissen.

Ich frage mich wirklich, wie Shawn das alles aushält. Wäre ich in seiner Situation, ich glaube, ich würde verrückt werden. Kein Wunder, dass er öfters mal unter Panikattacken leidet.

Lori meinte mal zu mir, dass man sich von dem trennen sollte, was einen runterzieht. Egal, wie schwer es einem fällt. Ich traue mich fast gar nicht, die Worte auszusprechen, aber ich brauche eine Antwort. "Denkst du dann nicht ab und zu darüber nach, alles hinzuschmeißen und ein halbwegs normales Leben zu führen?"

"Oh, und ob ich das tue", verrät er mir. "Aber weißt du, was mich jedes Mal von diesen Gedanken abbringt? Auf der Bühne zu stehen und zu hören, wie meine Fans jedes einzelne Wort mitsingen. Das macht mich glücklich und ich würde es doch echt krass vermissen."

Ich bin tatsächlich kurz davor zu fragen, wann er sein nächstes Konzert gibt, weil ich mich selbst davon überzeugen will, wie glücklich es ihn macht. Wie es sich herausgestellt hat, kenne ich ja bereits ein paar Lieder von ihm.

Doch dann steht der Braunhaarige auf und sagt: "Jetzt haben wir aber lange genug darüber geredet. Komm, lass uns die anderen suchen. Es liegt noch ein bisschen Arbeit vor uns." Arbeit? Aber bitte nicht zu anstrengend.

Wie sich jedoch herausstellt, nachdem ich mich mit allen anderen vertraut gemacht habe, war Shawn's Aussage größtenteils nur auf sich bezogen. Während er seine Stimme zum Besten geben soll, darf ich mich entspannt zurücklehnen und zuhören.

"Und was genau wird das jetzt?", frage ich aus Neugier, weil mir noch niemand gesagt hat, weshalb wir hier sind. Immerhin trifft sich keine ganze Crew in einem Tonstudio, nur um einem Mädchen, das sie vorher noch nie gesehen hat, das Gebäude zu zeigen.

Da Shawn bereits in der Kabine steht und aufgrund seiner Kopfhörer nichts mehr von uns mitbekommt, beantwortet mir Andrew diese Frage: "Die letzten paar Monate haben wir mit Camila Cabello an einem Song gearbeitet. Tatsächlich ist das Video schon im Kasten, aber wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass der Song noch einen letzten Feinschliff braucht."

"Und das macht ihr ohne diese Camila?", wundere ich mich. Nicht dass ich das schade fände, immerhin müsste ich mir dann den Braunhaarigen mit jemand anderem teilen, doch wenn sie Teil des Songs ist, wäre sie schon von Bedeutung.

Moment, habe ich das gerade wirklich gedacht? Das klang ja fast so, als ob ich ihn meins nennen würde. Perplex schüttele ich den Kopf. Schnell weg mit dem Gedanken.

"Ja, wir nehmen nur Shawn's Parts auf und unsere bearbeitete Version schicken wir an sie weiter", erklärt mir Andrew. Okay, darauf hätte ich eigentlich selbst kommen können. "Aber lass uns jetzt anfangen. Es sieht so aus, als wäre er bereit."

Dabei liegt der Mann richtig, denn Shawn hebt seinen Daumen und grinst uns an. Und schon legt ein anderer Mann bestimmte Schalter um und Musik ertönt. Ich glaube, wenn ich am Werk wäre, würde ich nur etwas kaputt machen.

I love it when you call me Señorita
I wish I could pretend I didn't need ya
But every touch is ooh-la-la-la
It's true, la-la-la
Ooh, I should be runnin'

Ooh, you know I love it when you call me Señorita
I wish it wasn't so damn hard to leave ya
But every touch is ooh-la-la-la
It's true, la-la-la
Ooh, I should be runnin'
Ooh, you keep me coming for ya

Wow, der Text klingt irgendwie ziemlich heiß. Auch wenn ich noch lange nicht alles gehört habe, bin ich mir sicher, dass dieser Song die Charts stürmen wird. Vor allem weil er diese gewissen Summervibes hat. Da muss ich dem Sänger echt mal auf die Schulter klopfen.

Obwohl ich eigentlich gar nicht so genau wissen möchte, wie das Video dazu aussieht, erwische ich mich bei der Vorstellung daran. Deswegen bemerke ich zunächst auch gar nicht, dass Shawn schon längst wieder zu uns gestoßen ist und sich neben mich gestellt hat.

"Und, hat es dir bisher gefallen?", erkundigt er sich und holt mich so zurück in die Realität. Er lächelt, doch in seinen Augen kann ich trotzdem Angst erkennen. Angst, dass ich es nicht gut fand. Welche nebenbei gemerkt vollkommen unberechtigt ist.

"Natürlich, ich fand es mega!", versichere ich ihm und umarme ihn. "Danke, dass ich heute dabei sein darf."

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Ich war heute übrigens im Freibad und bin da auf eine Biene getreten. Vorhin war alles gut, aber jetzt tut der Zeh wieder mega weh😬😅

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now