Kapitel 33

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Das Verschicken dieser Nachricht löst zwei Arten von Gefühlen in mir aus. Auf der einen Seite tut es mir unendlich leid, Shawn die Chance auf eine Freundin wieder nehmen zu müssen - wobei es jetzt wahrscheinlich einfacher wäre, da es noch nicht so ernst zwischen uns ist -, aber auf der anderen Seite fällt mir auch ein Stein vom Herzen.

Nun muss ich mir keine Gedanken mehr darüber machen, ob ich ihn oder Alex lieber habe. Jetzt weiß ich, dass ich mit Alex zusammen sein will, und mit dem kann ich eine ganz normale Beziehung führen, ohne ständig von den Paparazzi belagert zu werden. Nein, das wäre überhaupt nichts für mich.

Ich atme einmal tief ein und aus, stecke mein Handy wieder ein und verlasse das Bad, um meinem Freund Gesellschaft zu leisten. Der steht momentan vor dem Spiegel und macht sich sein Haar zurecht, worüber ich schmunzeln muss. Er ist der einzige Junge, den ich kenne, der sich darum sorgt.

"Willst du noch irgendwohin gehen oder was?", frage ich ihn amüsiert, woraufhin er mich auch endlich mal bemerkt. Was eigentlich echt komisch ist, da er mich durch den Spiegel gesehen haben müsste. Vielleicht hat er das auch, wollte sich allerdings nicht von mir stören lassen.

"Nicht dass ich wüsste. Also zumindest hab ich noch keinen Plan", meint er und dreht sich zu mir um. "Aber man darf sich doch auch mal ein bisschen schick machen. Vor allem ist es für einen guten Anlass. Ich hoffe, du weißt noch, was wir heute Nacht ausgemacht haben."

Oh ja, und ob ich das noch weiß. Zum Glück habe ich keinen Filmriss, was ich sicher Alex zu verdanken habe. Viel hat aber bestimmt nicht gefehlt, so sehr wie mein Schädel brummt. Fakt ist jedoch: Ich kann mich an alles erinnern. Ebenso daran, wie er gesagt hat, ich solle ihn nochmal im nüchternen Zustand küssen.

Nun ja, ich bin wieder nüchtern und theoretisch könnten wir uns jetzt küssen, aber das wäre so was von unromantisch. Unser erster Kuss sollte nicht geplant sein, sondern sich aus einer innigen Situation ergeben. Dennoch muss ich bei dem Gedanken schwer schlucken.

Anscheinend bemerkt er, dass ich noch nicht bereit dafür bin, und wechselt freundlicherweise das Thema. "Wir haben noch einen Tag hier in Toronto, bevor wir wieder abreisen müssen. Gibt es etwas, das du noch gerne machen würdest? Wie findest du die Idee, an den Strand zu gehen?"

"Finde ich super", antworte ich knapp, um dann weiter nachzuhaken. "Aber was wird genau aus dir? Ich meine, du hast einen festen Platz im Team bekommen und ich glaube kaum, dass du ständig hin und her pendeln wirst." Schon jetzt habe ich Angst vor dieser Zeit ohne ihn.

"Das stimmt, ich werde wahrscheinlich nach Toronto ziehen", bestätigt Alex, wobei er mir tief in die Augen sieht. "Allerdings geht's vorher noch nach Hause, um alle und auch mich selbst darauf vorzubereiten. Meine Grandma wird sich freuen, dass ich endlich etwas gefunden habe und mein Geld selbst verdienen kann."

"Da wirst du wohl recht haben", stimme ich ihm eher traurig zu. "Ich werde mich allerdings nicht besonders freuen. Was soll ich denn ohne dich machen? Wenn Lori mal wieder einer solchen Phase wie vor einigen Tagen ist, brauche ich dich doch." Ich seufze auf.

"Ich weiß, aber wir bekommen das irgendwie hin", versichert er mir und ich bin erstaunt, dass er das so optimistisch sieht. "Lass uns jetzt nicht darüber nachdenken, sondern unsere Sachen für den Strand packen."

***

Langsam stehe ich auf und setze mich in Bewegung. Nach ein paar Schritten bleibe ich jedoch wieder stehen und wende mich an Alex: "Willst du nicht auch mal ins Wasser?" Wir sind schon eine gefühlte Ewigkeit hier und lagen bisher nur auf unseren Handtüchern und haben geredet. Sich zu bräunen ist zwar ganz schön ab und zu, aber ich brauche auch ein bisschen Action.

"Nein, geh du ruhig vor und ich komm dann nach", ruft er mir zu und tut so, als würde er mich davon scheuchen wollen. Lachend schüttele ich meinen Kopf und gehe weiter auf das Meer zu. Es fühlt sich wie Urlaub an, dabei muss ich in ein paar Tagen schon wieder in die Schule.

Als ich auf feuchtem Sand stehe, mache ich halt und warte, bis die nächste Welle meine Füße umspielt, was nicht allzu lange dauert. Das Wasser tut echt gut und ich gehe noch ein Stück weiter. Doch je tiefer es wird, desto kälter erscheint mir es - vor allem als es meinen Bauch erreicht -, weshalb ich mich nun zurückziehe.

"Was ist los?", erkundigt sich Alex bei mir, nachdem ich an unserem Platz angekommen bin. Dabei blickt zu mir hinauf, da er noch immer auf dem Rücken liegt, und schaut beinahe kritisch. Das kann aber auch daran liegen, dass ihn die Sonne blendet.

"Ich dachte, es wäre wärmer", gebe ich offen zu und verschränke meine Arme, um meiner Aussage noch einen leicht eingeschnappten Eindruck zu machen. Natürlich kann ich dabei nicht ernst bleiben und breche in Gelächter aus, welches sich aber schnell in ein Kreischen entwickelt.

Alex ist tatsächlich aufgestanden und hat mich auf seine Schulter geworden, um jetzt mit mir zum kalten Nass zu rennen. Ich versuche mich zu befreien, doch ich bin komplett chancenlos. Es gibt wohl nur noch eine Möglichkeit: Ihn anflehen, mich in Ruhe zu lassen. "Nein, bitte nicht! Tu mir das nicht an!"

Doch er bremst kein Stück ab, bis ich schließlich Wasser unter mir sehe. Es ist sicher nicht tief, aber tief genug, um darin unterzugehen, wenn man hineingeworfen wird. Aus Angst davor klammere ich mich zuerst zögerlich, dann aber bewusst an seinem Körper fest. Auf einmal bildet sich eine Gänsehaut auf seiner Haut und ich frage mich, ob ihm auch kalt ist oder ich sie verursacht habe.

"Wehe!", drohe ich ihm erneut, wobei ich mich allerdings ziemlich lächerlich fühle. Und dann geschieht das, worauf ich gewartet habe; trotz meiner festen Umklammerung reißt er mich von sich und lässt mich einfach fallen. Während ich vor Schreck schreie, lacht er nur.

"Das war echt nicht nett", brumme ich, nachdem ich wieder aufgetaucht bin und mir meine Haare aus dem Gesicht gestrichen habe. Für mich ist klar, das gibt Rache. Also gehe ich auf den Jungen zu, hole Schwung und schubse ihn. Zumindest versuche ich es.

Er bleibt unglücklicherweise standhaft und greift nach meinen Händen. Ich befürchte schon, dass ich gleich wieder etwas einstecken muss, aber nichts dergleichen passiert. Ganz im Gegenteil, Alex zieht mich näher zu sich heran und schaut mir tief in die Augen. Keiner sagt ein Wort, alles ist ruhig. Nur in meinem Kopf geht es rund. Das ist der Moment!

Ich starre auf seine Lippen, die leicht geöffnet sind, und er tut es mir gleich. Wenn er mich jetzt küsst, was sehr danach aussieht, habe ich meinen ersten Kuss an ihn verloren. Und ich würde es auf keinen Fall bereuen. Alex ist wirklich unglaublich und ich habe ein solches Glück, ihn kennengelernt zu haben.

Und dann legt er schließlich seine Lippen auf meine und ich könnte quietschen vor Freude.

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Ich weiß, im Moment kommt Shawn wieder eher weniger vor, aber ich verspreche euch, dass sich das noch ändert. Immerhin ist das hier eine Fanfiction über ihn :'D

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now