Kapitel 55

602 32 48
                                    

Andrew möchte wissen, wo sich Shawn befindet. Und so verzweifelt, wie der Sänger sich gerade eben angehört hat, scheint sein Manager nicht begeistert zu sein. Es wäre also keine gute Idee, ihm eine Notlüge aufzutischen.

"Dann sagen wir ihm einfach, wo du bist. Schreib ihm, dass du bei einem... Kumpel bist", schlage ich nun vor, worauf ich von Alex einen komischen Blick zugeworfen bekomme. Klar kann man die beiden Jungs echt nicht als Kumpel bezeichnen, aber mir ist nichts Besseres eingefallen.

"Er würde nach der Adresse fragen und sich auf den Weg hierher machen", erklärt er, warum diese Option auch keine Lösung ist. Wenn Andrew erfährt, dass Shawn ihn wegen mir versetzt hat, könnte es ungemütlich für den Jungen werden.

"Es tut mir leid, aber ich glaube, es wäre am besten, wenn ich gehe und das gleich mit ihm kläre", meint er mit bedrückter Miene, welche ich ihm aber auch nicht verübeln kann. "Schlagzeilen hin oder her."

Auch wenn ich das unglaublich schade finde, weil ich noch gerne mehr Zeit mit ihm verbringen würde, kann ich ihm nur zustimmen und stehe auf, um mich darauf von ihm zu verabschieden.

Als ich ihm gegenüber stehe, denke ich daran, wie der Tag angefangen hat. Wie ich mit Alex über gestern und die Nachrichten seines Bruders geredet habe und Shawn ihm kurz darauf gestaucht hat. Ich kann gar nicht glauben, dass der Streit mit ihm erst einen Tag her ist.

"Der Tag war echt schön mit dir", fange ich träumend an und muss dann lachen, "selbst wenn du mich doch erst ganz schön erschreckt hast. Ich hoffe, wir sehen uns noch einmal, bevor ich wieder abreise."

Ich habe dem Braunhaarigen noch nicht darüber informiert, wann ich zurück nach London fliegen werde. Daran war in letzter Zeit gar nicht zu denken. Und er scheint es im Moment auch nicht wissen zu wollen.

"Bestimmt werden wir das", flüstert Shawn mir zu und streicht mir eine Haarsträhne hinter's Ohr. "Jetzt werde ich erst einmal Andrew besänftigen und bei Gelegenheit mit ihm über dich reden. Und keine Sorge, ich gebe nicht auf, bis er unsere Beziehung akzeptiert."

Sofort muss ich noch breiter grinsen, er ist wirklich zu süß. Anstatt noch etwas Weiteres zu sagen, stelle ich mich auf Zehenspitzen und drücke ihm einen kurzen Kuss auf den Mund.

Danach lächeln wir uns noch einmal an, bevor er schließlich zur Tür geht - ich begleite ihn selbstverständlich noch - und die Wohnung verlässt. Ich drücke ihm wirklich die Daumen, dass das mit Andrew klappt.

Als ich mich umdrehe, fällt mir auf der Stelle Alex ins Auge, der stur und konzentriert auf den Fernseher starrt. Er wirkt sehr angespannt, als hätte er sich große Mühe geben müssen, um nicht auf mich und Shawn zu achten und sich mit irgendwelchen Mitteln abzulenken.

Irgendwie verstehe ich ihn nicht. Ich meine, dass ihn das Ende unserer Beziehung nicht kalt lässt, ist selbstverständlich. Aber warum ermutigt er mich dann erst, Shawn zu sagen, dass ich auf ihn stehe, und kann es danach nicht ertragen, uns zusammen zu sehen? Es kommt mir fast so vor, als hätte er zwei Persönlichkeiten.

"Alex?", erkundige ich mich folglich bei ihm, während ich zurück zur Couch gehe und mich seitlich darauf setze. "Kann ich mit dir reden?" Hier und Jetzt scheint es wirklich die beste Gelegenheit dafür zu sein.

"Klar", antwortet er, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Offensichtlich kann er es sich schon denken, was das Thema unseres Gesprächs sein wird. "Wir sind immer noch gute Freunde. Du kannst immer mit mir reden."

"Darüber bin ich sehr froh, vergiss das nicht", sage ich schnell. Er soll wissen, dass er mir jetzt, wo ich mit Shawn zusammen bin, nicht weniger viel wert ist. Er ist ebenfalls zum festen Bestandteil meines Lebens geworden. Ich will nicht auf ihn verzichten müssen.

Nun merke ich, dass ich mir vorher vielleicht noch hätte Gedanken darüber machen sollen, wie ich am besten beginne. Mir fällt es nämlich alles andere als leicht. Obwohl ich kein einziges Wort herausbringe, bekomme ich endlich die volle Aufmerksamkeit von Alex. Oder wohl gerade deswegen.

"Stimmt irgendetwas nicht?", fragt er besorgt, worauf ich fast lachen muss. Die ganze Situation zwischen uns stimmt nicht. Bevor Lori mich bei dieser Dating-Website angemeldet hat, hätte ich nie gedacht, dass man mir mein Leben so auf den Kopf stellen könnte.

"Ich weiß, es ist in den letzten Stunden ziemlich viel passiert", erzähle ich, wobei ich bewusst nicht auf seine Frage eingehe. "Und ich weiß auch, dass es nicht leicht ist, das zu verarbeiten. Würde ich in deinem Körper stecken, würde ich mich wahrscheinlich erstmal unter meiner Bettdecke verkriechen."

Auf einmal wirkt Alex ziemlich traurig. Man könnte meinen, dass er gleich anfängt zu weinen. "Oh ja, da hast du sowas von recht. Leicht ist es ganz und gar nicht", erwidert er bereits mit brüchiger Stimme, doch er bleibt stark.

"Es tut mir auch wirklich leid, das musst du mir glauben", beteuere ich. "Ich habe Shawn kurz vor dir kennengelernt und ja, ich hatte ihn echt gern, obwohl ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Mit dir habe ich mich dann auch mega gut verstanden und als ich mit dir zusammengekommen bin, hätte ich eigentlich nicht gedacht, dass sich das in den nächsten Jahren ändern würde."

"Tja, aber das Schicksal wollte es wohl anders", murmelt der Blonde dazwischen. Unwillkürlich muss ich an Das Schicksal ist ein mieser Verräter denken. Gerade im Moment kann er es wahrscheinlich bestätigen.

"Das mag vielleicht sein", fange ich an, "aber es wollte auch, dass wir zwei uns kennenlernen und Freunde werden. Warum sonst sollte ich nach der Party in eurem Haus neben dir in deinem Bett aufgewacht sein? Das war zwar ganz schön unangenehm, aber ich glaube, diese Erfahrung hat uns irgendwie zusammengeschweißt."

Dem traurigen Gesichtsausdruck ist mittlerweile ein herzhaftes Lachen gewichen, was mich wirklich freut. Ich bin froh, dass wir wieder miteinander lachen können.

"Was ich jedenfalls sagen wollte", komme ich auf das eigentliche Thema zurück. "Wenn du erstmal Abstand von Shawn und mir brauchst, dann sag es mir. Okay?"

Alex nickt. "Ich freue mich ja wirklich, dass ihr beide glücklich seid, vor allem für dich freue ich mich. An den Gedanken, dass ich so plötzlich wieder Single bin, muss ich mich allerdings erst einmal gewöhnen."

"Verständlich", entgegne ich ihm. "Aber du wirst auch bald die Richtige für dich finden, da bin ich mir zu hundert Prozent sicher."

~~~~~

In den nächsten Kapiteln passiert wieder mehr, ich verspreche es euch🙈

Was den Shipname angeht:
Wie es aussieht, ist #Shyla ziemlich gut bei euch angekommen. Jedoch hat VerteDeLejos vorgeschlagen, dass wir sie #Shayla nennen, damit jeder gleichberechtigt ist. Eigentlich finde ich die Idee nicht schlecht. Was sagt ihr?😊

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now