Kapitel 40

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Mit zusammengekniffenen Augen nehme ich ihn genau unter die Lupe. Dieselben braunen Locken wie in meiner Erinnerung, wobei ihm die eine wieder in die Stirn fällt. Es ist praktisch unmöglich, ihn mit jemand anderem zu verwechseln. Er ist es, ohne Zweifel: Shawn Peter Raul Mendes.

Schnell setze ich mich hin und mache mich so klein wie möglich, in der Hoffnung, dass er mich nicht sieht. Wenn ich genauer darüber nachdenke, fällt mir ein, dass er mir gesagt hat, die Toronto Raptors seien auch sein Lieblingsteam. Aber warum muss er ausgerechnet dieses Spiel besuchen?

"Ladies and Gentlemen! Herzlich Willkommen zum Spiel unserer Toronto Raptors gegen die Vancouver Grizzlies!", kommt es nun von den Lautsprechern und für ein paar Minuten konzentriere ich mich auf das Spielfeld. Jeder einzelne Spieler der heutigen Aufstellung wird aufgerufen und kommt dann unter Jubeln unter der Tribüne hervor.

Als endlich der Name meines Freundes fällt, jubele ich ganz laut, stehe auf und winke ihm zu, um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Dabei vergesse ich, dass Shawn mich so ausfindig machen könnte. Aber in dem Moment zählt für mich nur, dass Alex mich sieht und weiß, dass ich da bin und ihn unterstütze.

Und das tut er nach einem kurzen Augenblick auch und schüttelt zunächst seinen Kopf. Aufgrund dieser Reaktion muss ich lachen. Während er zur Seite läuft, grinst er nun wie verrückt und scheint seine Teamkollegen, die ihm irgendetwas sagen wollen, vollkommen zu ignorieren. Doch dann lässt er von mir ab.

"Sie müssen wohl viel an ihm liegen", meint auf einmal eine Frau neben mir und bringt mich damit leicht aus dem Konzept. Ich drehe mich um meine eigene Achse, bis ich sie schließlich finde. Sie trägt einen Pulli mit der Aufschrift Toronto Raptors, dessen Ärmel nach oben gekrempelt sind.

"Oh, ähm", fange ich stammelnd an und setze mich nach einer halben Ewigkeit wieder hin. "Ja, da haben Sie recht. Wir haben uns schon sehr lange nicht mehr gesehen." Ich könnte ihr noch viel mehr erzählen, doch ich möchte sie nicht mit unserer Geschichte langweilen. Deshalb belasse ich es dabei.

Von da an höre ich nichts mehr von ihr. Jetzt höre ich nur noch die Bemerkungen des Kommentators und die Schreie von den Tribünen, denn das Spiel hat bereits begonnen. Normalerweise verfolge ich immer den Ball, aber in diesem Fall achte ich nur auf Alex. Ich kann es kaum erwarten, ihn nachher in die Arme zu schließen.

Das erste Viertel vergeht ziemlich schnell und momentan sieht es ziemlich gut aus. Zum Ertönen der Sirene steht es 20:12 für die Raptors, ein paar Punkte davon hat sogar mein Freund erzielt. Und zu dem gehe ich nun in der kleinen Pause. Doch vorher hole ich mir etwas zu trinken, da ich ins Schwitzen gekommen bin und einen trockenen Mund habe.

Als ich meinen Becher in der Hand halte und mich umdrehe, um mich nach den Umkleiden umzusehen, wünschte ich, ich wäre unsichtbar. Der Sänger, mit dem ich vor wenigen Monaten noch geschrieben habe, bewegt sich in meine Richtung. Ich weiß nicht, ob er direkt auf mich zukommt, aber ich will nichts riskieren und gehe auf einen der verlassenen Gänge.

Obwohl ich mir Mühe gebe, schnell zu laufen, nehme ich schon bald Schritte hinter mir wahr. Theoretisch könnten sie von jedem x-beliebigen Menschen stammen. Mein Bauchgefühl sagt mir allerdings, dass es Shawn ist. Darauf bedacht, ja keinen Lärm zu machen, rette ich mich hinter eine Ecke und halte meine Luft an.

"Kyla?", höre ich schließlich auch seine Stimme. "Ich hab dich doch hier reinlaufen sehen. Komm schon raus!" Mist. Sieht so aus, als ob ich zu langsam gewesen wäre. Und zu allem Überfluss werden die Geräusche immer lauter. Um nicht gleich durchzudrehen, hebe ich meine Hand an und halte mir damit den Mund zu.

Tja, und dann steht er plötzlich vor mir und ich blicke in seine teddybraunen Augen. Eins muss man ihm lassen, seine Augen ziehen einen immer wieder in ihren Bann. "Hey", sage ich darauf in einem Flüsterton und winke ihm in kleinen Hin- und Herbewegungen zu. Tatsächlich könnte ich mir gerade selbst eine klatschen.

Shawn hält es wohl nicht für nötig, mich zu begrüßen, und möchte gleich wissen: "Warum versteckst du dich vor mir? Ich will dir doch nichts tun und es ist ja auch nicht so, dass ich dir völlig fremd bin." Nein, das ist er nicht, aber als ich von seiner Identität erfahren habe, habe ich mich gefragt, ob ich ihn überhaupt kenne.

"Sonst rennen dir immer alle Mädchen hinterher. Es kratzt anscheinend sehr an deinem Ego, dass es mal nicht so ist, was?" Ich habe keine Ahnung, woher ich auf einmal den Mut habe, diesen Spruch auszusprechen, doch ich bin heimlich stolz darauf. "Kapierst du denn nicht, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will? Wenn du mich entschuldigst, ich muss los."

Ich quetsche mich an dem Braunhaarigen vorbei und verschütte dabei aus Versehen mein Getränk auf mein T-Shirt. Na toll. Gerade als ich mein Tempo beschleunigen will, um ihm zu entkommen, ruft er mir zu: "Warte, Kyla! Ich muss dir was sagen." Ich drehe mich genervt zu ihm und sehe, wie auch er sich mir nähert.

"Ich vermisse dich", sagt er, doch ich bleibe ernst. "Ich muss ständig an dich denken und bekomme dich einfach nicht aus dem Kopf. Und falls du mir nicht glaubst: Dieses Lied habe ich geschrieben, nachdem du den Kontakt abgebrochen hast. Es ist noch nicht fertig, aber das Gerüst steht."

Verwirrt runzele ich meine Stirn und ziehe meine Augenbrauen hoch, während sich auf etwas vorzubereiten scheint. Und dann fängt er wirklich an zu singen. Für mich. In einem engen Gang eines Basketballstadions.

I'm in Toronto and I got this view
But I might as well be in a hotel room, yeah
It doesn't matter 'cause I'm so consumed
Spending all my nights reading texts from you

Verzichtet er wirklich auf seinen Schlaf, um sich unsere Nachrichten durchzulesen? Ich meine, ich habe mir früher auch unseren Chatverlauf angesehen, wenn ich Ablenkung brauchte oder so. Aber doch nicht ganze Nächte lang.

Oh, I'm good at keeping my distance
I know that you're the feeling I'm missing
You know that I hate to admit it
But everything means nothing if I can't have you

I can't write one song that's not about you
Can't drink without thinking about you
Is it too late to tell you that
Everything means nothing if I can't have you?
I can't write one song that's not about you
Can't drink without thinking about you
Is it too late to tell you that
Everything means nothing if I can't have you?

Darauf räuspert er sich und schaut auf den Boden. "Können wir uns wenigstens wieder schreiben?"

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So, etwas später als sonst, aber es ist fertig 😊

Dieses Kapitel möchte loveshawniboy widmen. Du kannst dir bestimmt denken, warum❤️

Irgendwie sind mein Bruder und ich heute auf das Thema Konzerte gekommen und dann irgendwann hatte ich es von M&G mit Shawn und dass alle immer sagen, er riecht so gut. Mein Bruder konnte da nur den Kopf schütteln und da hab ich ihm gesagt, dass das das Leben eines Fangirls ist😂
Er so, ob die Fans von Capital Bra, der einer seiner Lieblingsrapper ist, auch so denken. Da meinte ich einfach nur, wahrscheinlich nicht, der sieht auch nicht so gut aus wie Shawn, und mein Bruder hat tatsächlich zugestimmt😂😂

Und dann finde ich es mega, dass Shawn gerade so oft zu den Spielen der Raptors geht oder sie zumindest im Fernsehen anschaut. Ich schwöre, vorher hatte ich echt keine Ahnung davon und hab die einfach nur per Zufall gewählt🙈

Okay, Ende der Storytime. Bis zum nächsten Mal❤️

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now