Kapitel 61

593 33 28
                                    

Obwohl die Fahrt nach Hause nur wenige Minuten dauert, scheint sie für Lori nicht länger gehen zu können. Die ganze Zeit kann sie nicht still sitzen und sie sieht so aus, als würde sie mich gleich mit Fragen überhäufen. Glücklicherweise kann sie sich vor meinen Eltern zurückhalten.

Als wir schließlich an unserem Ziel angekommen, aus dem Auto ausgestiegen und durch die Haustür gegangen sind, zerrt meine Freundin mich förmlich die Treppe hoch und in mein Zimmer. "Nicht so ungeduldig!", zische ich, was sie allerdings komplett ignoriert.

Mit einem lauten Geräusch - wahrscheinlich werden meine Eltern mich später fragen, was das auf sich hatte - knallt sie meine Zimmertür zu und zieht ihr Handy aus der Hosentasche. "Das musst du mir jetzt echt erklären!"

Ich möchte sie fragen, was genau sie damit meint, weil ich im Moment keinen blassen Schimmer habe, doch dann hält sie mir ihr Handy vor die Nase, auf dessen Bildschirm ein Foto von Shawn und mir am Flughafen zu sehen ist. Ich wusste doch, dass wir nicht unbemerkt geblieben sind.

"Warum erfahre ich so etwas immer so spät? Dass du mir nicht erzählt hast, dass du dich mit Shawn Mendes triffst, hatte ja einen Grund, nämlich, dass du ihn nicht kanntest. Aber das hier sieht mir nicht mehr nach nur Freunden aus", rastet Lori fast aus. "Sag schon, seid ihr zusammen?"

Sie klingt so aufgeregt, dass ich vermute, dass sie Shawn Alex schon immer vorgezogen und darauf gewartet hat, bis wir beide endlich ein Paar werden. Glücklicherweise muss ich sie nun nicht enttäuschen, weswegen ich ein Lächeln aufsetze und sie in Richtung Bett ziehe.

In meiner Decke eingekuschelt, fange ich an, meine Freundin ein wenig über die letzten Tage aufzuklären: "Wenn ich dir wirklich jedes einzelne Detail erzählen würde, würden wir morgen noch hier sitzen. Deswegen die Kurzversion: Ich hatte Stress mit Alex und Shawn war für mich da. Dadurch haben sich meine Gefühle für Shawn bemerkbar gemacht und Alex wusste davon. Wir sind im Guten auseinandergegangen. Und um endlich deine Frage zu beantworten, ja, wir sind zusammen."

"Oh mein Gott, yes!", ruft Lori jubelnd aus, worauf ich lachen muss. Ich bin wirklich froh, dass sie mich nicht dafür verurteilt, dass ich so schnell meinen Freund gewechselt habe. "Meine beste Freundin ist die feste Freundin eines Superstars. Das wird mir niemals jemand glauben."

"Ich kann es auch noch nicht fassen", gebe ich zu und kratze mich am Hinterkopf. "Allerdings sehe ich ihn nicht als den Superstar, wie du dir sicherlich denken kannst. Wahrscheinlich fällt mir erst in den Momenten, in denen wir von Paparazzi verfolgt werden, wieder ein, dass er kein normaler Typ ist."

"Und in den Momenten, in denen Tausende andere Mädels für deinen Schatz schwärmen", sagt das Mädchen neben mir eher beiläufig. Nichtsdestotrotz bin ich etwas erschrocken von ihren Worten, was sie auch bemerkt. "Oh, sorry, das war unangebracht. Aber hey, du musst dir da überhaupt keine Sorgen machen, denn er hat nur Augen für dich."

Gerade als ich zu einer Antwort ansetzen möchte, kommt die Stimme meiner Mutter dazwischen: "Kyla! Lori! Es gibt Essen!" Oh, das klingt gut für mich. Tatsächlich knurrt mein Magen schon seit über einer Stunde. Außerdem kann ich mich mal wieder auf eine richtige Mahlzeit freuen, denn Alex' Kochkünste ließen zu wünschen übrig.

Demnach springe ich vom Bett auf und sage: "Wir reden irgendwann anders weiter. Dann erzähle ich dir auch wirklich die ganze Geschichte. Aber jetzt lass uns schnell nach unten gehen, sonst sterbe ich noch vor Hunger." Darauf können wir uns beide nicht das Lachen verkneifen.

"Normal bin ich doch immer diejenige, die was zu essen braucht", schmunzelt Lori, während wir uns auf den Weg ins Esszimmer machen. Automatisch muss ich daran denken, wie wir früher wieder und wieder Filme in meinem Zimmer geschaut haben und sie zögerlich gefragt hat, ob wir zufällig noch Kekse in der Küche haben.

"Stimmt", murmele ich. "Doch Zeiten ändern sich." Und wie sie das tun. Ich habe mich ziemlich verändert. Mir ist aufgefallen, wie naiv ich noch vor ein paar Monaten war und wie wenig Ahnung ich eigentlich vom Leben hatte. Heute ist mir das schon fast ein bisschen peinlich. Ich mag mein neues Ich, welches ich größtenteils Shawn zu verdanken habe.

Jedoch wird sich auch mein Leben um 180 Grad wenden - um genau zu sein, hat es bereits begonnen - und da wird es sich noch zeigen, ob ich Gefallen daran haben werde.

***

Stunden später sitzen Lori und ich aneinander gekuschelt auf der Couch und teilen uns eine Decke. Währenddessen schauen wir einen Film namens "Wie durch ein Wunder", in dem Zac Efron die Hauptrolle spielt. Eigentlich war nur er der Grund, warum der Fernseher immer noch läuft, aber die ganze Storyline ist auch schön.

Meine Eltern sind beide schon in ihrem Bett und schlafen, da es schon kurz nach Mitternacht ist und sie beide früh aufstehen müssen, um arbeiten zu gehen. Darüber müssen meine Freundin und ich uns zum Glück keine Gedanken machen. Zumindest solange nicht, bis wir einen Job haben.

Dennoch frage ich mich, wie lange sie noch hier bleiben möchte. Immerhin ist es draußen stockdunkel und es fahren keine Busse mehr. Wie's aussieht, gibt es heute eine spontane Übernachtungsparty. Und das bedeutet wahrscheinlich so gut wie kein Schlaf heute Nacht.

"Fragen sich deine Eltern nicht, wo du steckst?", frage ich in einem ruhigen Moment. "Oder hast du ihnen gesagt, dass du bei mir bleibst, und nur vergessen, mir Bescheid zu geben?" Lori kann manchmal so verpeilt sein, ihr traue ich alles zu.

"Das ist nicht wirklich das, was ich ihnen gesagt habe", erklärt das Mädchen. "Ich meinte nur, dass sie nicht auf mich warten sollen, weil ich nicht wüsste, wie lange ich bleiben würde. Immerhin hätte ich einiges nachzuholen." Sie zwinkert. "Ihnen wird es eh nicht auffallen, dass ich die ganze Nacht fehle."

Es dauert nicht mehr allzu lange, bis der Film zu Ende ist und wir schließlich hoch gehen. Da wir jetzt keine extra Matratze parat haben und ich um diese Uhrzeit nicht mehr richtig aktiv werden möchte, legt sich Lori, nachdem wir im Bad waren, einfach zu mir ins Bett.

Doch bevor wir endgültig das Licht ausmachen, checkt sie noch ihr Handy. "Noah hat mir geschrieben", kommentiert sie, was mich zunächst nicht interessiert. Nachdem sie die Nachricht jedoch gelesen hat, tut es das doch, denn sie sagt: "Ich glaube, du solltest sie dir auch mal durchlesen."

Ich drehe meinen Kopf zu ihr, worauf sie mir das Handy hin hält. Ich muss zuerst etwas blinzeln, weil das Licht mir ein bisschen zu hell ist, doch dann kann ich jedes einzelne Wort erkennen.

Ich hab gehört, die Freundin von meinem Bruder ist wieder zu Hause. Oder sollte ich Exfreundin sagen? Den Bildern im Internet nach zu urteilen, hat sie ja einen Neuen. Würde mich ja schon interessieren, warum sie überhaupt was mit ihm angefangen hat.

Okay, das reicht. Ich kann es nicht länger aufschieben, ich sollte nun wirklich mit Noah über Alex reden. So kann es nicht weitergehen.

~~~~~

Ich habe gestern bemerkt, dass diese Geschichte nun schon seit einem Jahr läuft. Wie schnell die Zeit vergeht😅

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now