Kapitel 77

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Shawn hatte recht. Mit ihm zu duschen, war sehr ungewohnt, aber definitiv eine schöne Erfahrung, die wir auf jeden Fall wiederholen müssen. Anfangs wusste ich nicht wirklich, wie ich mich verhalten sollte, doch das hat sich mit der Zeit gelegt und ich konnte den Moment mit meinem Freund genießen.

Inzwischen haben wir es uns beide wieder auf meinem Bett gemütlich gemacht. Ich in meinem Schlafanzug und er nur mit Boxershorts bekleidet. Ich muss mich selbst ermahnen, nicht zu starren. Obwohl das kein richtiger Grund ist, immerhin sind wir zusammen. Der wahre Grund ist wohl eher, dass wir uns lieber nicht nochmal ineinander verlieren, zumal der Pizzaservice jeden Augenblick kommen und meine Eltern uns zum Essen rufen könnten.

Und wie auf's Stichwort kommt von meinem Vater der Ruf: "Hey, ihr Turteltauben da oben! Die Pizza ist da!" Sofort schießt mir Blut in meine Wangen und mir wird ganz warm. Ich sollte ihm sagen, dass er uns keine Kosenamen geben soll. Das hat er schon seit meiner Kindheit mit mir gemacht, aber besonders jetzt könnte es nicht peinlicher sein.

Nachdem wir langsam aufgestanden sind, zieht sich Shawn erst seine Hose und seine Socken an, gefolgt von seinem T-Shirt. Nun sind wir bereit und machen uns auf den Weg ins Esszimmer, wo der Geruch von Pizza uns entgegenkommt. Meine Eltern sitzen schon am Tisch und haben sogar schon je ein Stück in der Hand.

Als wir an die übrig gebliebenen Stühle gehen und sie etwas nach hinten rücken, um Platz nehmen zu können, spüre ich den Blick meiner Mom auf mir. Sie sieht mich ziemlich eindringlich an, weswegen ich mir etwas Sorgen mache. Hat sie uns etwa unter der Dusche gehört? Wir haben uns zwar bemüht, leise zu sein, aber mir ist das nicht immer gelungen.

Besser, ich erwähne nichts davon und versuche, mir keine Gedanken mehr darüber zu machen. Stattdessen sage ich: "Hätte es auch nur noch zwanzig Minuten länger gedauert, wäre ich vor Hunger gestorben." Eigentlich ist das eine Lüge, denn aus irgendeinem Grund habe ich bisher gar kein Hungergefühl verspürt. Aber da wir den ganzen Tag über nichts außer kleine Milchbrötchen gegessen haben, kaufen meine Eltern es mir ab.

Nach dem Essen reden wir alle noch eine Weile, bis Shawn meint, dass er so langsam in seine Wohnung geht. Ich begleite ihn bis an die Tür, die hinaus in den Gang führt, wo er sagt: "Ich hole dich dann morgen gegen drei ab. Zu Kaffee und Kuchen." Dabei zwinkert er mir zu, weil er genau weiß, wie sehr ich Kuchen liebe.

Ich nicke ihm lächelnd zu, worauf wir uns einen kurzen Abschiedskuss geben und Shawn sich auf den Weg macht. Jetzt wo er nicht mehr hier ist, merke ich erst, wie müde ich eigentlich bin - das ist zum Glück der letzte Jetlag -, und gehe deshalb früh zu Bett.

***

In einem hohen Tempo eile ich von meinem Zimmer in das Wohnzimmer zu meiner Mom. Shawn wird jeden Moment vor der Tür stehen und ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob mein Outfit so okay ist oder ob ich mich ein weiteres Mal umziehen soll. Ich möchte einen guten Eindruck machen, aber irgendwie bin ich nie zufrieden mit meinem Auftreten.

"Kann ich so gehen?", frage ich unsicher und schaue an mir herunter. Mein Oberteil besteht aus einem weißen Shirt, über welchem ich eine blaue Jeansjacke angezogen habe. Dazu trage ich eine schwarze Ripped Jeans und ein Paar Sneakers. Außerdem habe ich mir eine kleine Kette angelegt und ein paar Strähnen meiner Haare zusammengebunden.

Nachdem Mom mich einen Augenblick lang betrachtet hat, fällt sie die Entscheidung: "Ja, das sieht super aus. Und wenn seine Eltern da anderer Meinung sind, haben sie Tomaten auf den Augen." Darauf muss ich lachen. Ich möchte gerade etwas erwidern, da höre ich schon das Klopfen.

Bevor ich gehe, schnappe ich mir meine Handtasche, in der ich bereits vorher mein Handy, meinen Geldbeutel und eine Kleinigkeit für Karen und Manuel, wie die Namen von Shawn's Eltern lauten, verstaut habe. Ich verabschiede mich noch schnell und öffne dann die Tür. Im nächsten Moment steht mein Freund breit lächelnd vor mir.

"Bereit?", begrüßt er mich und hebt seinen Arm so hoch, dass ich mich bei ihm unterhaken kann. Ich beantworte seine Frage mit einem heftigen Nicken und einem genauso freudigen Lächeln und so verlassen wir das Gebäude und suchen uns ein Taxi, das uns nach Pickering fährt.

Ein paar Minuten später kommen wir schließlich bei seinem Elternhaus an und steigen aus dem Wagen aus. Während Shawn sich auf das Haus zubewegt, bleibe ich stehen und balle meine Hände zu Fäusten, ohne es wirklich wahrzunehmen. Der Braunhaarige bemerkt jedoch meine Abwesenheit und dreht sich zu mir um.

"Hey, was ist los?", erkundigt er sich sanft bei mir und kommt wieder einige Schritte auf mich zu. Als er mir direkt gegenübersteht, streicht er mir eine Haarsträhne, die mir ins Gesicht hängt, hinter's Ohr. Dann greift er nach meinen Händen, faltet sie auseinander und verschränkt sie mit seinen. "Du kannst mir alles sagen."

"Es ist nur... Jetzt wo wir nur noch das Haus betreten müssen, mache ich mir doch etwas Sorgen", gebe ich leise zu. "Ich hab einfach Angst, dass sie mich nicht mögen. Ich weiß, dass es vielen so geht, aber was passiert, wenn es wirklich der Fall ist? Ich möchte nicht, dass du dich von deiner Familie distanzierst, nur um mit mir zusammen zu sein, aber ich möchte dich nicht schon wieder verlassen."

"Hör auf, dir solche Gedanken zu machen", entgegnet Shawn darauf. Während er auf mich einredet, legt er seine Hände nun an meine Wangen und streichelt sie mit seinen Daumen ein wenig. "Meine Eltern und Aaliyah werden dich bestimmt lieben. Ich bin mir sogar sicher, dass du und meine Schwester gute Freundinnen werden könntet. Es wird alles gut gehen, ich verspreche es dir."

Ich schaue in seine Augen und stelle fest, dass er es wirklich ernst meint. Also nicke ich langsam, worauf er mir einen Kuss auf die Stirn drückt. Doch noch gehen wir nicht weiter, denn der Braunhaarige setzt noch einmal schmunzelnd an: "Ach, und nach der letzten Frau, die ich nach Hause gebracht habe, kann es nur noch besser werden."

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Sooo, das erste Kapitel im neuen Jahr🎉

Eigentlich wollte ich es kurz nach Mitternacht hochladen, aber ich hab dann gestern doch nicht so viel geschrieben wie geplant und hatte dann nur 350 Wörter😂

Aber dafür gibt es das Kapitel ja jetzt und ich muss sagen, auch wenn nicht besonders viel darin passiert ist, bin ich irgendwie stolz darauf😊🙈

Ja, und weil es vielleicht nicht alle auf meinem Storyboard gesehen haben, wünsche ich euch hier nochmal ein frohe neues Jahr❤️

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now